Das Netz ist auch keine Hilfe

Es ist schon erstaunlich, dass ich, der ich mittlerweile geübt darin bin, auf alle Fragen Antworten bei Google & Co zu finden, das einmal sagen würde: Das Netz hilft auch nicht weiter.
Mit dem regelmäßigen Schwimmen als Ausgleich zum Schreibtischstuhl-Plattsitzen und als gezielte Kampfansage gegen meine Pfunde geht es nicht so richtig voran. Zwar schmelzen die Fettreserven eine nach dem anderen, aber irgendwann möchte ich mich auch mit dem Kopf damit auseinandersetzen, was ich eigentlich so treibe.
Vielleicht suche ich auch ein wenig Hilfestellung im Internet, vielleicht auch ein wenig Bestätigung, dass das nicht nur sinnvoll ist sondern auch richtig umgesetzt.
Denn wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist.
Funktioniert das Aufbauprogramm, die langsame Steigerung der Strecke, die Zahl der Trainingseinheiten pro Woche, wie schaut’s überhaupt mit dem Schwimmstil aus?
Ich will über das, was ich tue lesen, Erfahrungen anderer hören, lernen. Pech: Im Verein ist Sport eben doch am schönsten. Aber das Thema hatten wir ja schon.
Fragen über Fragen – und nur das Netz kann helfen. Denke ich. Stimmt aber so nicht. Schnell belehrt mich der große Herr Google eines Besseren. Denn das, was ich da treibe, gibt es eigentlich gar nicht. Tipps und Technik-Empfehlungen zum Schwimmen beschränken sich im Wesentlichen auf Wettkampf- und Leistungsschwimmen. Da zählt jede Millisekunde. Verständlich, aber für mich nicht notwendig. Damit scheidet ein Großteil der Internetseiten schon mal aus.
Es gibt haufenweise Hinweise für Schwimmanfänger bzw. deren Eltern. Ihnen wird erklärt, warum es überhaupt wichtig ist, dass der Nachwuchs schwimmen lernt, und wie man seine Sprösslinge ins Wasser treibt. All das findet man mit Suchkombinationen „Schwimmen Einsteiger“ Das ist natürlich auch für mich gänzlich ungeeignet. Ich könnte auch mal „Schwimmen Senioren“ googeln. Gesagt, getan: Schwimmen ist nicht nur etwas für junge Menschen mit viel Power und jeder Menge Sportsgeist.
Die sympathische Wassersportart hält beweglich und jung.
Schwimmen ist bestens für Senioren geeignet, weil die Gelenke nicht belastet, aber alle Problemzonen sanft massiert werden. Schwimmen schenkt Beweglichkeit und Lebensqualität. Auf diese Weise kann man sich und seinem Rücken Gutes tun auch ohne Fitness Studio. Gerade die Wirbelsäule wird über die Jahre anfälliger und freut sich über Aufmerksamkeit. Wer sich teure Krankengymnastik ersparen will, fängt frühzeitig mit dem Schwimmen an.
heißt es etwa auf der Seite www.familie-und-tipps.de.
Freut mich, darüber zu lesen. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich auf dem richtigen Weg ins aktive Alter bin: Schwimmen macht einfach locker und stimuliert auch die Seele. Aber noch bin ich nicht so weit:
Wer sich öfter ins kühle Nass begibt, knüpft außerdem schnell Kontakte mit Gleichgesinnten. Senioren gehören noch längst nicht zum alten Eisen. Der traditionelle Wassersport ist zudem noch kostengünstig. Warum also nicht gleich morgen seine Bahnen ziehen? Schwimmen ist schließlich das beste Ausdauertraining für Senioren.
Eine optimale Beweglichkeit sowie Leistungsfähigkeit erreichen Senioren mit regelmäßigen Schwimmbad – Besuchen. Disziplin zahlt sich eben auch bei dieser Sportart aus.
Genug, das demotiviert mich. Nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Ansprache. Als würde der Autor für Volldeppen schreiben – oder für Kleinkinder. Warum meint eigentlich jeder, man müsse mit ältern Leuten (zu denen ich mich noch nicht zähle) reden wie mit kleinen Kindern? Anderes Thema.
Was also tun?
Für Freiwasser- und Ausdauerschwimmer hält das Netz eine Vielzahl an Empfehlungen bereit: Alles unter dem Stichwort „Triathlon“. Aber ich bin kein Triathlet, will nie einer und werde nie einer sein.
Ich will nur schwimmen. Radeln macht zwar Spaß, aber sicher nicht auf Triathlon-Distanz. Vom Laufen wollen wir mal gar nicht reden.
Trotzdem finde ich auf den Triathlon-Seiten am ehesten Hinweise, wie ich meine Technik verbessern kann. Ob das gelingt, ist eine andere Sache. Wie ja ganz am Anfang erwähnt, gibt es keinen Verein, also keinen Trainer, also niemanden am Beckenrand, der mir sagt, was ich besser machen könnte – und wie das geht.
Das muss ich schon ganz allein herausfinden. Und das ist nach über 40 Jahren, die ich nun schwimmen kann, und 30 Jahre nach dem letzten Schwimmzug im Schulunterricht eher schwierig. Stil ändern, optimieren – das ist etwa so, als ob man nach Ewigkeiten, die man mit zwei bis fünf Fingern getippt hat, plötzlich das Zehnfingersystem erlernen muss.
Skifahrer kennen diesen radikalen Stilwechsel von der Zeit, als der hyperelegante Reisenslalom-Stil durch das Carven abgelöst wurde.
Am wenigsten finde ich – aber ich erwarte das auch nicht anders – Hilfestellung in den Foren. Forenbetriebe kenne ich aus ganz anderen Zusammenhängen mehr als zur Genüge. Mehr als ein wenig stilles Mitlesen lohnt sich selten. Es ist überall das Gleiche: Profilsüchtige Poltergeister, großspurige und arrogante Alleswisser, latent aggressiver Ton gegen Einsteiger, wenig wirklich gute Beratung, dafür um so mehr Graben- und Glaubenskriege (z.B. ob Speedo oder Aqua Sphere die besseren Produkte bietet). Da brauche ich nicht mitzumischen – schon gar nicht als Alt-Wiedereinsteiger.
Also mach ich weiter mein Ding, schau immer mal im Netz, ob ich was Wissenswertes finde, ansonsten belasse ich es dabei und kaufe mir ein gutes Buch…

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1 Antwort

  1. Frag doch mal Renate, die hat bestimmt ein paar tolle Tipps für dich!

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