Das letzte Wort hat…

Vier Kilometer zu schwimmen ist kein Hexenwerk. Zumindest dann nicht, wenn man es regelmäßig macht. Leute, die das tun, werden wohl kaum widersprechen.

Allen anderen rufe ich zu: Das ist schließlich die einzige Eskapade, die ich mir leiste. Ich renne weder 20 Kilometer durch den Wald, noch klettere oder wandere auf die Berge. Andere spulen 80 Kilometer auf dem Rad runter – ich nicht. Ich stemme keine Gewichte und war gefühlte 120 Jahre in keinem Fitness-Studio mehr. Und auf die Idee, eventuell mit anderen hinter einem Ball herzurennen und sich dabei von einem Trainer am Spielfeldrand anpöbeln zu lassen, würde ich erst recht nicht kommen.
Dann lieber 4.000 Meter schwimmen – was in unserem Schwimmbad 160 Bahnen sind, das nur für Fachfremde.

Alle, die sich mit solchen Tollheiten beschäftigen, haben einen gemeinsamen Gegner. Den Schweinehund. Und der hat mich heute arg gequält…

Waren die ersten Bahnen bereits zäh, wurde es nach einem Kilometer richtig ätzend. Der Sauhund, der schweinische, flüsterte unentwegt: „Lass es!“ Oder: „Hör doch auf!“
Wort für Wort.
Endlos.

Überholt mich ein schnellerer Schwimmer, lacht der innere Hund höhnisch: „Siehst Du? Ich sag’s doch! Lass es einfach. Bringt doch nichts.“
Bin ich mal schneller und überrunde einen anderen, gönnt er mir den Triumph nicht. Leise grummelt er: „Schau Dir den doch mal an. So wie der schwimmt, sollte er froh sein, dass man ihn nicht als Wasserleiche aus dem Becken zieht…“
Vor allem, bei den „Schwellen“ ist er unbarmherzig, also bei 1.500 Metern, bei 2.000, 2.500 usw.
„Hör doch auf!“ Das ist kein Flüstern. Das ist unüberhörbares Gebrüll.
160 Bahnen können verdammt lang werden, vor allem, wenn der Arbeitstag zuvor auch nicht so optimal gelaufen ist. Einiges hat nicht so funktioniert, da kommt man gleich mit der richtigen Grundstimmung zum Schwimmbad. Und wenn mir dann noch jemand einem fast ins Auto fährt, weil er nicht mit dem Ausparken abwarten kann, bis ich vorbeigefahren bin, dann reicht es gleich zweimal.
„Leckt mich doch alle!“ beginne ich eine Tirade mit Verwünschen, Fluchen und grenzwertigen Beleidigungen.

Da hilft im Wasser auch kein „Da – geht – noch – was“ oder „Du – kannst – noch – mehr!“ Mantra. Es ist einfach furchtbar, es ist nervig, anstrengend – einfach sch…
Es gibt so Tage.

Das letzte Wort... Bodylotion

Und dann schwallt einen der Schweinehund zu, haut treffsicher in die Kerbe der Unzufriedenheit mit sich selbst.
Nach 3.000 Metern sollte Schluss sein, dann doch vielleicht erst nach 3.500. Am Ende sind es doch vier Kilometer. Wie auch immer. Ich glaube, die letzten zwanzig Bahnen habe ich eine äußerst erbärmliche Figur abgegeben.

Die 4.000 Meter abgerissen zu haben, ist kein Triumph – dazu bin ich viel zu geschafft. Nicht mal dem Schweinhund will ich eine reinwürgen. Kein „Ätsch – bätsch!“; nur noch duschen und dann ab nach Hause aufs Sofa. Alles, was dazwischen liegt, ist lästig.
Ich habe nicht mal mehr Lust, mich noch einen Moment auf die Liege zu legen und zu erholen.
Es reicht – vollkommen.
Fix und fertig.
Also fische ich die blaue Plastikflasche aus der Schwimmtasche, trolle mich unter die Dusche, drehe voll auf bei maximaler Temperatur.
Deckel auf, ein ordentlicher Schuß aus der Flasche in die Handmuschel und…

…zack habe ich Bodylotion in den Haaren.
Weil ich die falsche Flasche in der Hand halte und es natürlich nicht bemerkt habe.

„Ätsch – bätsch!“ kreischt der Schweinehund und behält das letzte Wort. „Hättest Du mal auf mich gehört und früher abegebrochen. Dann wäre das nicht passiert. Jetzt schau zu, wie Du das Zeug aus den Haaren wieder rausbekommst…“


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6 Antworten

  1. Also ich will ja jetzt nicht hetronormativ Gender-Mainstreamen, aber ein Mann der eine Bodylotion benutzt, kommt mir schon etwas schräg vor, aber du hast ja jetzt gesehen, zu was das führt.
    Aber schiebe es nicht auf den Schweinehund oder sonst jemanden.
    Ich bleibe dabei „ein Mann hat verdammt nochmal nur nach sich selbst zu riechen“, auch wenn es bei dir Chlor ist und nicht Schweiß, Whisky und Zigarren, wie beim zitierten Ernest Hemmingway.

    Aber vielleicht bin ich ja nur neidisch, weil ich mit meiner Schulter nicht mehr schwimmen kann, sondern meine Kilometer durch den Wald abspule, allerdings deutlich mehr als 4 …

  2. Tanja im Norden sagt:

    Wie schwimmt man denn eigentlich 160 Bahnen, ohne sich zu verzählen? Strichliste auf dem Handgelenk, Armband mit Klickzähler oder die ganze Zeit vor sich hinmurmeln: „zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, dreiundzwanzig, dreiundzwanzig … Mist, was schwimmt dieser Idiot hier einfach quer … bei wieviel war ich?“

  3. Steffi sagt:

    Hallo, ich schwimme immer 5000m,und da schaue ich die erste Stunde nie auf meine Garmin! Erst ab 1,15h gönne ich mir ab und zu einen Blick auf die Meter! Das klappt Meistens…. LG Steffi

  4. Smamap sagt:

    Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen …. hier gibt es kein Hallenbad. Jedoch der Frühling animiert mich zum Radfahren, der Frühsommer dazu, das dann geöffnete Freibad zu nutzen, und laue Abende zum flotten dahinschlendern. Alles zusammen, kommt auch Einiges auf den Zähler. Und für meine Verhältnisse is das dann doch schon ganz schön und macht mich einigermaßen fit. Und auch deswegen mag ich die schöne Jahreszeit. Ab Spätherbst fällt das dann alles weg …. und dann?

  5. Herrlich! Du hast mich zum Lachen gebracht! 😂 🤣 Danke!

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