Buxenparade (Teil 13): Zähne zeigen


Ich kann nicht sagen, warum… aber diese Jammer trage ich derzeit am liebsten. Und demzufolge am meisten. Vielleicht liegt es am feschen Design, von dem meine Frau meint, dass es so „retro“ ist und es sie gleichzeitig an Hai-Zähne erinnert. Da ist was dran, so hatte ich es vorher gar nicht gesehen. Aber es stimmt. Meine textilierten Oberschenkel präsentieren sich bissig.
Möglich, dass das Design einen entscheidenden Anteil daran, warum ich diese Hose so oft trage. Vielleicht zeige ich ja auch oft im übertragenen Sinn die Zähne. Vielleicht aber liegt es auch ganz einfach an der ungeheuren Bequemlichkeit und Passgenauigkeit dieser Buxe.
Ich weiß es nicht. Es ist auch nicht weiter wichtig. Gekauft habe ich die Adidas-Jammer, wie viele andere Hosen auch, reduziert zum Saisonende letzten Jahres. In dieser Zeit gibt’s halt überall Schnäppchen, und da kann man schon mal zuschlagen, gern auch öfter.
Würde ich nicht nur hochnotgenau auswerten, wie viele Meter ich wann und in welchem Gewässer geschwommen habe, sondern auch, welche Badehose ich jeweils dazu getragen habe, dann wäre dieses Modell mit Sicherheit ganz weit vorne in der Statistik. Aber so weit geht dann meine Excel-Versessenheit doch nicht. Ich weiß von Ausdauerläufern, die darüber Buch führen, welche Strecke, und wie viele Kilometer sie mit welchen Schuhen gelaufen sind. Der Sinn dahinter ist wohl, rechtzeitig die Treter durch neue zu ersetzen, bevor sie vollkommen ausgelatscht sind.
Das ist bei Badehosen weitaus weniger wichtig, ich bemerke (meistens) auch ohne Tabelle, wann für eine Buxe ihr letztes Stündlein geschlagen hat und wann die letzte Bahn geschwommen ist.
Denn natürlich gehen auch Badehosen dahin, zum Beispiel wenn man sie grausam genug behandelt – also zum Beispiel permanent in die Waschmaschine steckt, in die knallende Sonne zum Trocknen hängt und dort vergisst und so weiter und so weiter. Kluge Internetseiten klären auf, wie man Bademode richtig pflegt.
Leider schrottet man sie auch, wenn man sie einfach viel zu oft getragen hat. Als ich anlässlich der Veröffentlichung eines Beitrages dieser Buxenparade eine Social-Media-Diskussion lostrat, wie viele Badehosen man eigentlich wirklich braucht, versteifte sich ein Diskutant in die These, eine würde reichen. Und die könne man jahrelang benutzen, ohne dass sie Schaden nähme.
Nun: Ich sehe das anders. Sonst hätte ich nicht so viele. Eine kann gar nicht reichen. Zumindest dann nicht, wenn man bisweilen jeden Tag schwimmen geht – und für jede Gelegenheit und Stimmungslage eine perfekt darauf begestimmte Garderobe wünscht.
Und ich widerspreche auch, dass man sie Ewigkeiten behalten kann. Einschlägige Erfahrungen habe ich bereits gemacht. Mal reißt eine Naht und den Hintern drängt es aus der Hose, mal wird der Bund am Beinabschluss schlabbrig. Mal bleicht die Hose unter Sonnenlicht oder Chlorzusätzen im Schwimmbad so sehr aus, dass ich sie nur noch schäbig finde, mal wird die Buxe mit der Zeit so fadenscheinig, dass jegliche weitere Nutzung nicht nur peinlich ist, sondern auch die Gefahr birgt, dass die Hose vollkommen auseinander fällt. Ich kenne Schwimmbadbesucher mit solchen Badehosen, bei denen alle darauf warten, dass es bei einer ungeschickten Bewegung „Raaaaaaaaatsch“ macht und der Stoff durchreißt. Brauch ich sowas?
Nein.
Also verteile ich das Risiko – wenn auch ungleichmäßig – auf eine Fülle an Badehosen, von denen auch immer wieder welche im Müll landen. In diesem Jahr droht gleich drei Hosen das Aus, das habe ich mir fest vorgenommen.
Aber die Jammer gehört nicht dazu. Dazu ist sie noch viel zu neu, viel zu wenig strapaziert und viel zu cool. Mit der Buxe werde ich mich noch viele weitere Male lang ausstrecken und die aufgedruckten Zähne zeigen.
Ach ja… und schwimmen natürlich auch.
Vielleicht…


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