Spaziergänge (#54): Bonjour Tristesse

Bonjour Tristesse heißt nicht nur ein weltberühmter Roman von Françoise Sagan, der auch Grundlage für einen sehr erfolgreichen Film mit Deborah Kerr und David Niven war: Bonjour Tristesse passt wie kaum ein anderer Titel auf die Tage im späten Winter, wenn der Hochnebel über dem Kiesland liegt. Alles grau in grau über einem, alles braun in braun vor und neben einem beim Spaziergang am Fluss. Was fehlt sind Farben, was fehlt ist Frische, Wärme, blauer Himmel, Sonne. Statt dessen Tristesse.Tristesse am Uferweg - alles braun in braun

Meine Sehnsucht nach auf den Frühling wird umso größer, je näher er kommt, je mehr er Vorboten wie die fönig-warmen Tage geschickt hat. Und dann nerven eben diese tristen Tage, an denen es nicht wirklich kalt, aber auch nicht wirklich warm ist, es nicht regnet, aber jederzeit könnte, es lähmt jegliche Motivation, mit der Kamera nach draußen zu gehen.

Warum eigentlich?

Also mache ich mich auf den Weg nach draußen, ich besuche ich mal wieder das Naturschutzgebiet an der Isar zwischen Freising und Moosburg, es ist immerhin knapp fünf Jahre her, dass wir das letzte Mal dort waren, wovon hier zu lesen ist.
Vielleicht ist es eine Trotzreaktion, vielleicht auch der Versuch, die Tristesse in Bildern einzufangen, die Hoffnung, doch etwas Schönes zu sehen.

Tristesse auf der Kiesbank, angeschwemmter Baum

Vielleicht kann ich sie damit bannen, vielleicht der vermeintlichen Trostlosigkeit eines solchen Tages doch noch etwas Schönes abgewinnen. Ach ja: Und der Drang nach frischer Luft, der kommt auch noch dazu.

Tristesse am Ufer - abgebrochener Baum

Und so gehe ich an der Isar entlang, vorbei auch hier an Totholz und Bruchholz, aber auch an viel Treibholz. Was in den Fluss gestürzt ist und die Isar mitgenommen hat, landet auf den kleinen, wasserumspülten Kiesbänken, vor allem aber auf den großen Kiesbänken in den Biegungen.

Tristesse im Fluss, Baum

Es ist eine beeindruckende Ansammlung bizarrer Baumleichen, die hier angeschwemmt wurde, glatt poliert und größtenteils entrindet vom Wasser und den Kieselsteinen.

Tristesse auf der Kiesbank, angeschwemmter Baum

Tristesse auf der Kiesbank, angeschwemmter Baum

Tristesse auf der Kiesbank, angeschwemmter Baum

Ich kann es nicht anders sagen, auch diese Bäume sind wieder ein dankbares Fotomotiv. Manch kleineres Holz würde sich auch höchst dekorativ im Garten arrangieren lassen, wenn man das denn wollte und vor allem transportiert bekommt. Aber wir sind im Naturschutzgebiet, was heißt: Pfoten weg. Hier wird nichts mitgenommen!

Tristesse auf der Kiesbank, angeschwemmter Baum
Ein Gänsesägerpaar, das leider etwas zu sehr auf Abstand bleibt, begleitet mich ein Stück des Weges. Immer wieder sehe ich sie am gegenüberliegenden Ufer. Näher zum fotografieren kommen sie leider nicht. Ich beobachte sie ausgiebig, so wie sie es mit mir ebenfalls tun. Ob sie wohl auch auf den Frühling warten?

Gänsesäger im Fluss

Heute zeigt sich die Isar eher träge und wenig wild. Sie kann allerdings auch ganz anders. Wie ein bleiernes Band kommt sie mir vor, als ich auf einer Kiesbank stehe, fast mit der Sohle im Wasser und flussaufwärts schaue.

Die Isar

Baumbruch am Ufer

Bäume an der Isar

Ein Stück noch folge ich dem Fluss, laufe über Kiesbänke, dann biege ich auf einem Seitenweg ab in den Auenwald. Denn ich möchte nicht den gleichen Weg, den ich gekommen bin, zurücklaufen.
Der Wald ist der Ort, in dem die Trostlosigkeit des endenden Winters noch einmal alle Register zieht. Und trotzdem ist es hier irgendwie schön. In solchen Gebieten zeigen die Wälder, zu was sie fähig sind, wenn man sie einfach in Ruhe sich selbst überlässt.

Seitenarm des Flusses - alles grau in grau heute

Der Auenwald hat so gar keine Ähnlichkeit mit dem lieblichen Auenland rings um Hobbingen im Westviertel. Der hier ist echt: Struppig, abweisend, undurchdringlich bis auf die Wege und ein paar Trampelpfade. Einem folge ich.

Im Auenwald - Teich, braunes Holz und Gras

Vertrocknetes Gras am Wasser

Plötzlich liegt vor mir ein vielleicht 40cm breiter alter, wenig Vertrauen weckender Betonsteg mit einem rostigen und vor allem überaus wackligen Metallgeländer. So was ist ja gar nichts für mich.
Soll ich da hinüber oder lieber umkehren?

Aber es hilft nichts. Ich will ja weiterkommen. Also weiter, rauf auf die Brücke…Schmale Beton Brücke

Im Auenwald


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2 Antworten

  1. Nati sagt:

    Na toll, mit Cliffhanger.
    Ist der Schreiber nun trocken oder frisch durchnässt rüber gekommen?
    Zumindest dies hätte die Tristesse durchbrochen. Lach…

  2. Nicole sagt:

    Die Bilder erinnern ein bisschen an alte Kommissar-Folgen, die – immer schwarz/weiß- öfter auch an der Isar spielten und eine ähnlich heitere Stimmung hatten.