Das Gesetz der Serie – auch als Berufspendler, jeden verdammten Dienstag

Berufspendler können ja einiges an Geld sparen, vielleicht auch an Nerven und viel Positives für die Umwelt tun, wenn sie sich zusammentun und Fahrgemeinschaften bilden. Und so bin ich Teil einer erlauchten Dreiergruppe, die zwar nicht immer, nicht mal regelmäßig, aber doch ab und an gemeinsam zur Arbeit fährt. Wir treffen uns in der Nähe der Autobahnauffahrt in einem Industriegebiet, pendeln Richtung München und abends den gleichen Weg zurück.Staustrecken - Alltag für Berufspendler
Verheerenderweise gibt es auf der Strecke aber einen Autobahnabschnitt, der sich kaum sinnvoll umfahren lässt, wenn es sich dort mal staut. Denn, wenn das der Fall ist, treffen sich auf den wenigen Ausweichrouten halt alle, die die Autobahn verlassen und überland ihr Glück versuchen. Und da wir drei natürlich zu dem morgendlichen Ausgangpunkt, nämlich dem Industriegebiet zurückmüssen, weil zwei dort ihr Auto abgestellt haben, können wir nicht einfach schrägonal  Richtung Kreisstadt fahren, was uns relativ schnell von den überlasteten Ausweichstrecken wegführen könnte. Schleichwege gibt es fast nicht – und die, die sich dafür anbieten würden, machen ihrem Namen alle Ehre. Sie zwingen den Mensch am Lenker wie weiland der Kaleu das U96 im Film Das Boot zu bedingungsloser Schleichfahrt. Nur, dass es da eher um leises, unbemerktes Fahren unter Wasser ging – und bei uns eher um langsames im Schneckentempo.Berufspendler auf Schleichfahrt im Schneckentempo.

Mobile Stauwarnung - Hilfreich für Berufspendler

So nötigt uns die Vollsperrung auf der A94 an einem Dienstag am Spätnachmittag eine eineinhalbstündige Umfahrung der Unfallstelle, ein LKW hatte sich dort geschmeidig auf die Seite gelegt. Über Stunden ist die Autobahn gesperrt. Noch bevor wir auf die A 94 abbiegen sind wir gewarnt. Hilft aber nix.
Voll ist es überall. „Verzögerungen von mehr als eine Stunde“, heißt es in den Verkehrsnachrichten für die Autobahnbenutzer. Und  so ist es am Ende auch.
Wir drei nehmen es mit Fassung, im Stop & Go gurken wir durchs Kiesland, explodierende Ortschaften im Speckgürtel Münchens, Industriegebiete und irgendwann platzt der Knoten, der Verkehr fließt. Auch auf der Autobahn rollt es wieder, aber da ist es auch schon sinnlos geworden, auf selbige zurückzukehren. Zu nah ist mittlerweile das Industriegebiet, als dass es sich noch lohnt. Es wäre eher ein Umweg.

Zwei Wochen später das gleiche Spiel: Zwar kein umgekippter LKW und keine Vollsperrung – statt dessen „nur“ ein PKW-Unfall, an dem der Verkehr auf der Standspur vorbeigeleitet wird. Wir erfahren frühzeitig davon, fahren gar nicht erst auf die A 94, tasten uns wieder überland bis hinter die Unfallstelle, dieses Mal einen anderen Weg. Wieder Stau, wieder Stop & Go, das löst sich erst auf, als wir Poing durchquert haben. Andere, die ihr Glück südlich auf der alten B12 versucht haben, haben sich die deutlich schlechtere Alternative überlegt. Danach immerhin geht es das letzte Stück geschmeidig und zackig nach Hause. Wieder ein Dienstag.

Noch zwei Wochen später – gestern: Unsere Fahrgemeinschaft pausiert wegen Urlaub der einen Kollegin und einer Abendverabredung meinerseits ins Wasser. Da erreicht mich zu später Stunde, als ich wieder daheim bin und endlich mal wieder mein Handy zur Hand nehme, die Nachricht meiner anderen Kollegin: „Da ist er wieder, der Dienstag Abed Unfall und Stau. Das ist wie verhext“ – gesendet um 18.53 als freundlich, kollegialer Hinweis, die Strecke zu meiden. Das nenne ich fürsorglich und kollegial.
Da ich das aber erst nach 23.00 Uhr lese und problemlos die Stelle passieren konnte, denn der Stau hatte sich mittlerweile wieder aufgelöst, sinke ich entspannt ins Kissen ohne weiter darüber nachzudenken.

Tags drauf geht mir ein Licht auf:

All diese Unfälle passierten an einem Dienstag. Immer im Abstand von zwei Wochen.
An einem Dienstag!
Was sagt uns das?

Dienstags alle vierzehn Tage sind eben besonders viele Arschlöcher unterwegs. Auch auf der Autobahn. Dienstagsarschlöcher eben. (*)
Fehlt nur noch Renate.

Warum kann es nicht immer so sein wie am 29.03.2020. An einem Sonntag im Lockdown auf der A94, ein paar Kilometer weiter östlich. Einfach niemand – und schon gar keine Berufspendler.

(*) Das ist allerdings extrem unfair, denn zumindest im erstgenannten Fall hatte der LKW-Fahrer gesundheitliche Probleme, was zu dem Unfall führte. Tragisch besonders, weil der Mann selbst schwer verletzt wurde. Ihn als Dienstagsarschloch zu diffamieren, ist also daneben. Streichen wir das.


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