Auf den Hund gekommen – #BNMArtDogs in München

Quizfrage 1:
Was haben Thomas Mann, die Queen, Sisi, David Bowie, Grace Kelly, Loriot, Friedrich der Große und Rudolph Moshammer gemeinsam?
Die Antwort ist denkbar einfach, sie alle sind im Lauf ihres Lebens auf den Hund gekommen – jenen Vierbeinern, denen das Bayerische Nationalmuseum in München noch bis zum 19. April eine Sonderausstellung widmet. Treue Freunde – Hunde und Menschen. Und nicht wenige der Bipedalen sind so eng mit ihren geliebten Hunden verbandelt, dass sie zusammen eine Stilikone bildeten.

Treue Freunde - Hunde und Menschen im Bay. Nationalmuseum

Quizfrage 2: Was geht mich das an?
Ich bin weder Hundehalter noch Hundefreund. Nicht, dass ich diese Tiere nicht ausstehen könnte, und selbst wenn, ich würde es hier nicht zugeben, denn ich möchte die Hundehalterinnen und -halter unter meinen Leserinnen und Lesern ja keineswegs verprellen, aber offen gestanden sind mir die meisten Hunde schnurzegal.
Das müssen Sie nicht gut heißen, nicht mal verstehen. „Ein Leben ohne Mops“, wird Loriot häufig zitiert, sei möglich, aber sinnlos. Und da pflichte ich ihm bei. Denn, dass das möglich ist, beweise ich seit mehreren Jahrzehnten hundelos. Und dass das Leben per se und immer sinnlos ist… nun ja, eine eher philosophische Betrachtung. Kraweel, Kraweel!

Loriot und seine Möpse - Mann mit Hund

Auf Einladung des Museums und ausgesprochen von Tanja Praske, die mich mit sanften Druck schon im November in die Monacensia zum Bloggerwalk über Erika Mann einlud, bin ich auch dieses Mal bei einem Bloggerwalk dabei. Es geht in besagtes Museum an der Eisbachwelle, in besagte Ausstellung und nein: Dieses Mal werde ich mich ganz sicher nicht schockverlieben. Nicht in einen Hund.
In die Ausstellung schon eher, denn mehr als 200 Exponate spiegeln das besonders innige Verhältnis zwischen Mensch und Tier, Hund und Herr, in all seinen bisweilen skurrilen Ausprägungen wider. Faszinierend für alle, die dieses Thema tiefer ergründen möchten und ich gehöre ganz sicher dazu.

Bayerisches Nationalmuseum - Hinweistafeln

Da muss ich hin, das will ich sehen – und ich bin dankbar, in einer Gruppe von rund 30 Bloggern aus München und Umgebung mitlaufen zu dürfen, mir von Museumsdirektor Frank Matthias Kammel und seinem Team fachkundig, kurzweilig und hoch informativ diverse Exponate erklären zu lassen.

Museumsdirektor Kammel erläutert, was es zu sehen gibt.

Nun wäre es unsinnig, zumindest müßig, nachzuerzählen, was Wissenswertes wir dort erfahren haben, es gibt einen Museumskatalog, in dem Vieles nachlesbar ist. Und wer aus der Region kommt, sollte unbedingt selbst hingehen.

Daher beschränke ich mich auf einige persönliche Eindrücke und Bilder mit meinen „Highlights“.
Die Ausstellung ist in 12 „Kapitel“ unterteilt, in denen das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet ist. Den Einstieg macht Thomas Mann, der 1919 sein Buch „Herr und Hund“ veröffentlichte – Ehrensache, das hier ein Original der ersten Auflage gezeigt wird. Da mein Verhältnis zu Thomas Mann nun nicht unbedingt von großer Begeisterung geprägt ist, zieht es mich

Herr und Hund - Ausgabe von 1919

gleich in den nächsten Raum: Kapitel 2 – Hundefreundschaft – Prominente mit Hund. Das ist erheblich spannender.
Rudolph Mooshammer, Loriot, Bismarck, Friedrich der Große, Barak Obama… Alle mit Hund.

Und die allseits so verehrte Monarchin Elisabeth – eine Stilikone allererster Ordnung – darf auch nicht fehlen:

Elisabeth von England - mit Hund

Ja ok. Diese Elisabeth auch, das stimmt. Aber die meinte ich jetzt nicht.

Ich meinte die andere Elisabeth, die immer so getan hat, als ob sie Romy Schneider wäre, so lange, bis alle, vor allem die Mutter der Schneider, dachten, ihre Tochter wäre wirklich Sisi, was aber ein anderes Thema ist.

Elisabeth von Österreich - auch mit Hund

Auch ein Portrait von Wolfgang Joop wird in diesem Raum gezeigt. Es stammt aus Privatbesitz, ist zu fotografieren streng verboten und ich bin äußerst dankbar, dass dem so ist. Da komme ich gar nicht erst in Versuchung. Denn es ist meiner Meinung nach an kitschiger Geschmacklosigkeit und Selbstüberhöhung des Abgebildeten kaum zu überbieten. Das mit Abstand hässlichste Exponat der gesamten Ausstellung.

Schnell weiter – lieber mich vereinnahmen lassen von einem echten Star: David Bowie auf einem Foto aus dem „Diamond Dogs“ Cover Shooting:

Diamond Dogs - David Bowie

Das hat Größe, das hat Stil.

In dem folgenden Saal hätten uns „Befremdlichkeiten“ erwartet, so zum Beispiel das älteste Exponat der Ausstellung: ein mumifizierter Canide, mutmaßlich über 2.000 Jahre alt.

Mumifiziertes Tier aus dem alten Ägypten

Aber die Blogger-Gruppe wird an diesen (und anderen eher verstörenden) Ausstellungsstücken vorbei geschleust. Wohl dem, der sich gelegentlich absetzt und seine eigenen Pfade sucht. Es gibt ja soviel zu entdecken. Kraweel, Kraweel!

Wir erfahren viel über Partnerschaften von Mensch und Hund, über Hunde als Statussymbole für Regierende ebenso wie für Punker oder Rapper, als Helfer und Spielgefährten, als Mode- oder als erotische Objekte, Mensch und Hund im Rollentausch und Hundekult. Es gibt fast nichts, was es nicht gibt in dem Hunde-Mensch-Verhältnis, und vieles wird thematisiert. Die Palette der Exponate ist riesig: Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Porzellan, Alltags- und Gebrauchsgegenstände, Postkarten, Spielzeug, CD-Cover, Schmuck…

Ein paar Exponate habe ich hier zusammengestellt, Schaustücke, die mich aus welchen Gründen auch immer ganz besonders interessiert haben.

Der Elfenbeingriff eines Spazierstocks von König Ludwig II. – geschnitzt mit Hundemotiv. Ob der Kini den jemals benutzt hat, damit ausgeschritten ist?

Elfenbeinkopf des Spazierstocks vom Kini

Der Hund als letzter verbliebener Freund von Menschen in prekären Situationen, so fotografiert in Berlin von Britta Pedersen. Ein enorm berührendes Foto, obwohl es natürlich offensichtlich ist, wie gezielt manipulativ es konzipiert ist. Es wirkt trotzdem. Und das ist die Hauptsache.

Obdachlose mit Hund

Foto: Britta Pedersen

Waldi – das Maskottchen der Olympiade 1972 in München. Es weckt Erinnerungen, zumindest bei den Ü50ern.

Olympiamaskottchen Waldi - 1972

Porzellanterrier – dazu ein Comic von Tim und Struppi. Auch das alte Bekannte – also nicht die Porzellanfiguren, aber die Comics von Herge, sie stehen heute noch in unserem Bücherregal und werden gelegentlich gelesen. Könnte ich eigentlich gleich mal wieder machen…

Tim und Struppi Comic und Porzellan Terrier. Hund

Eine Porzellanfigur vom Lieblingshund der Zarin Katharina der Großen von 1766 aus der Meißner Porzellanmanufaktur. Spontan geht mir durch den Kopf, dass ich mal über den Nymphenburger Porzellan-Collie bloggen könnte, der aus der Erbmasse meiner Oma stammt und nun einen Ehrenplatz in einer Vitrine hat.

Der Liebling von Katharina der Großen - Hund aus Porzellan

Originalzeichnungen von Loriots berühmten Cartoons Auf den Hund gekommen inklusive Bleistiftanmerkungen und Anschnittmarkierungen für den Abdruck im Stern in den 50er Jahren Diese Zeichnungen kenne ich seit meiner Kindheit, ein Buch von Loriot im Regal meiner Eltern enthielt sie alle, ich weiß nicht, wie oft ich sie durchgeblättert habe.

Auf den Hund gekommen - Originalzeichnungen von Loriot

…und ja: Auch das gibt es: Hundemasken für einen ordentlichen Dogplay-Abend. Zu Hundeliebe gehört das eben auch. Es ist großartig, dass das Museum auch diese Facette zeigt. Ein persönlicher Anknüpfungspunkt ist nicht vorhanden. Das nur fürs Protokoll. Kraweel, Kraweel!

Hundemaske - Dogplay, Liebe zum Hund,

Dies alles und noch viel, viel mehr gibt es im Bayerischen Nationalmuseum in München zu entdecken. Ein Besuch lohnt sich (noch bis 19. April ist die Ausstellung zu sehen) – und das nicht nur für ausgesprochene Hundefans.

Mein besonderer Liebling aber ist ab sofort Siegfried. Das war der Mops des Münchner Malers und Simplicissimus Illustrators Thomas Theodors Heines. Ein mit grantigem, knurrigen und übellaunigen Blick auf einem viel zu großem roten Sessel hockender, viel zu kleiner Mops. Irgendwie ein putziger Giftzwerg.

Siegfried - Lieblingshund von Th. Th. Heine

Siegfried ist übrigens das Key visual der Ausstellung – zu recht.


PS: Nur von einem Hund sieht, hört und liest man im Museum nichts: Von Blondie. Elegant ausgespart wurde die Nazizeit, Hitler und sein Hund, die Stilisierung und Instrumentalisierung des deutschen Schäferhundes und seine absurde symbolhafte Aufladung des treuesten aller Getreuen während der Nazizeit.
Vielleicht ist das aber auch ganz gut so. Das Terrain ist noch immer oder schon wieder vermint, es ist zunehmend erklärungsbedürftig, schnell kann etwas missverstanden werden – und in der Regel wird es das dann auch.

Andererseits: Seit 2005 Walter Moers zu diesem Thema das „Bonker“-Video produziert hat, ist abschließend alles über Blondie und sein Herrchen gesagt. Das Video hätte der Ausstellung gut getan.

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4 Antworten

  1. Ja da schau her: du in einer Hundeausstellung – Chapeau (nicht zu verwechseln mit: Chappi)!
    Schöner Bericht und prima Fotos.
    Eine Korrektur erlaube ich mir allerdings: Ich bin noch U50, nämlich 47, aber ich kenne den Waldi vom ersten Tag meines Lebens an, man legte mir den nämlich in die Wiege, damals im Sommer 1972, kurz vor Beginn der Olympischen Spiele!

  2. Lieber Lutz,

    bravissimo – sag ich nur! Schließe mich Kraulquappe an, klasse Fotos, prima Akzentuierung, geniale Quizfragen und absolut bereichernd das Bonker-Video. Das ist die Kraft der Blogger, weiterzudenken und hinzuzufügen. Also, merci, dass du dich doch noch auf das Wagnis „Treue Freunde. Hunde und Menschen“ eingelassen hast.

    Herzlich,
    Tanja

  3. Rita sagt:

    Interessanter Bericht und schöne Fotos. Aber ich muss gestehen, ich würde jetzt zu gerne das Bild mit Wolfgang Joop sehen :D

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