Der vierte Angriff auf die Big Five: Im Walchensee
Vor den Erfolg, so heißt es doch seit der Frühantike und dem Dichter Hesiod, haben die Götter den Schweiß gesetzt.
Da ist auch am Walchensee was dran. Und um in den selbigen, also den Schweiß zu kommen, marschiere ich, kaum vom Kochelsee am Parkplatz bei Einsiedl am Walchensee angekommen und einen der letzten freien erwischt, Richtung Zwergern Spitz. Eine Stunde gebe ich mir, so lange löse ich ein Parkticket, um auf der wunderschönen Halbinsel vor zum Fischer zu laufen. Dort soll es laut Google-Rezensionen hervorragende Fischsemmeln geben und genau darauf habe ich Lust. Bei dem aktuellen Wetter werde ich sicher in Schweiß geraten, da bin ich sicher. Für den etwas mehr als 2 Kilometer langen Weg (einfach) kalkuliert Google 30 Minuten, das wird also ziemlich knapp. Vielleicht war es ein Fehler, nur eine Stunde zu lösen.
Zuversichtlich stapfe ich los, die Kamera im Gepäck, die Schwimmsachen im Auto, was der zweite Fehler ist, denn auf der Halbinsel gibt es eine wunderbare Kiesbank, wie ich allerdings erst vor Ort erkenne, hier hätte ich wunderbar in den Walchensee steigen können.
Allerdings ist so eine köstliche Matjessemmel, die allerdings nicht mit Hering sondern mit heimischem Fisch aus dem See belegt ist, samt frischen Zwiebeln und eine Johannisbeerschorle nicht unbedingt die ideale Magenfüllung, um direkt danach ins Wasser zu hüpfen.
So gesehen habe ich zumindest einen kleinen weiteren Verdauungsspaziergang Richtung Klösterl und zurück zum Parkplatz vor mir, bevor ich schwimmen gehe.
Zwergern ist ein wunderbar idyllischer kleiner Weiler, ein halbes Dutzend Häuser vielleicht, die winzige Kirche St. Margareth, das alles so schön und pittoresk…
…dass ich versucht bin, spontan den Walchensee zum schönsten See Oberbayerns zu küren, und das allen Fans des Königssees und des Eibsees zum Trotz. Diese an sich alberne Debatte, welcher denn nun der schönste See oder der beliebteste ist, wird mit schöner Regelmäßigkeit im Netz geführt, unnötig vehement und hochemotional.
Dabei hat doch keine geringe als die TUI in ihrem Reiseblog den Eibsee ganz nach vorne gesetzt und dazu einen Mix unterschiedlicher Parameter genutzt: Größe, Temperaturen von Luft und Wasser, Google-Bewertungen als Index für die Besucherzufriedenheit, Anzahl der Google-Suchanfragen, die das Online-Interesse für den jeweiligen See widerspiegelt und mögliche Aktivitäten vor Ort.
Kann man machen, aber ich widerspreche trotzdem: Der Walchensee ist der deutlich schönere See, auch ohne Zugspitze.
Zurück am Auto entscheide ich mich, den Badeplatz bei Einsiedl nicht zu nehmen. Es ist ziemlich voll dort, vor allem fehlt hier im südwestlichen Zipfel des Sees der Blick auf das fulminante Panorama samt Herzogstand.
Die volle Schönheit des Sees entfaltet sich erst am Südufer, als ich die mautpflichtige Straße (€ 6,00) Richtung Jachenau nehme. Hier reihen sich Bade- und Parkplätze alle paar hundert Meter und irgendwann finde ich auch den einen, der alles bietet, was ich mir erhofft habe:
Oft wird der Walchensee als Bayerische Karibik genannt. Türkisblaues, sehr klares Wasser ist der Grund dafür, denn weitreichende Sandstrände gibt es hier ebenso wenig wie Palmen Limbo oder Reggae. Leer ist es auch hier nicht, aber nicht so überfüllt, wie ich befürchtet habe.
Da ein frischer Wind weht, gibt es sogar so etwas wie Brandung. Zumindest ist es eine Ahnung davon, und nur wenig geringer als bei Flaute am Schwarzen Meer oder den Buchten des Mittelmeeres ist sie auch, selbst wenn das Foto das nicht ganz rüberbringt.
Fast schon bin ich etwas überrascht, als ich die ersten Meter schwimme, dass das Wasser nicht salzig nach Meer schmeckt. Denn ansonsten kann man sich wirklich einbilden, in einem solchen zu schwimmen. Mit 21 °C gemeldeter Temperatur ist es nicht gerade warm im See und der Wellengang ist stärker als man meint – Meeresfeeling. Es ist ziemlich anstrengend, gegen die Wellen anzuschwimmen, um sich von Ufer zu entfernen, aber es ist auch schön.
Warum der Walchensee in meinem Ranking nicht sofort auf Platz 1 durchstartet?
So schön er landschaftlich ist, mein Ranking hat aber auch die Qualität eines Freiwassers als Schwimmrevier mir im Blick. Bei großen Seen ist das trotz wunderbarer Landschaft immer eine gewisse Eintönigkeit: Ein Stück in die eine Richtung, dann zurück, oder ein Bogen und zurück. Bei kleineren Seen sind es Querungen, Runden am Ufer entlang, zu einer Insel und drumherum usw., die das Schwimmen abwechslungsreich machen.
Das geht hier nicht, zumindest nicht von den Badeplätzen im Süden aus. Zugegeben: Das ist Mäkeln auf extrem hohen Niveau bei karibischem Feeling.
Was mich am Walchensee sehr überrascht, wie übrigens auch an den anderen großen Seen mit vielen Urlaubenden am, auf und im Wasser, ist, dass so wenige mit Boje schwimmen (also die, die nicht nur baden) und nur wenige SUPler eine Schwimmweste tragen. Das ist zwar beim SUP-Verleih Vorschrift, aber von denen, die ihr eigenes Brett mitbringen, hat kaum einer eine Weste an., auch Kinder nicht. Viele paddeln ziemlich weit vom Ufer weg, der See ist frisch und wellig und damit nicht ganz ungefährlich. Aber ertrinken kann man auch nah am Ufer, wie es vergangenem Jahr am Ammersee passiert ist.
Klug finde ich das nicht, sich so wenig abzusichern, aber letztlich muss jede/r das selbst wissen.
Mit Boje bin ich (wieder mal) der Einzige.
Eine Boje nutzen meiner Beobachtung sowieso überwiegend zwei Kategorien Schwimmer:innen mit. Zum einen die, die regelmäßig trainieren und/oder weit und sportlich unterwegs sind; zum anderen die Älteren, die auch oft und regelmäßig schwimmen gehen und sich so sicherer fühlen. Die einen wie die anderen trifft man an solchen Bade-Hot-Spots allerdings eher selten.
Gewittrig geht der Ausflug zum Kochel- und Walchensee zu Ende, so wie fast an jedem heißen Sommertag. Als von Süden her die Wolkenfront heranzieht, bin ich längst aus dem Wasser und schon auf dem Weg nach Hause… einmal noch mache ich einen Stopp und schaue zurück. Auch den Walchensee werde ich 2025 wieder auf die Liste setzen. Badeplätze hat’s dort ja reichlich.
Und dann war es nur noch einer der Big Five… Der Königsee.
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