Der dritte Angriff auf die Big Five: Im Kochelsee
Der dritte Angriff auf die Big Five (Sie erinnern sich? Die mir noch fehlende Seen-Prominenz) zielte auf den Kochelsee und direkt im Anschluss daran folgte der nächste auf die Nummer vier, den Walchensee. Beide von mir ausgesuchte Badeplätze an den zwei Seen liegen kaum mehr als 15 (Fahr)kilometer voneinander entfernt. Es wäre dumm, nicht den einen am Morgen und den anderen am Nachmittag zu besuchen.
Weil das nach einem guten Plan klingt und weil ich oft genug davon gelesen habe, dass Parkplätze in Kochel am See im Sommer Mangelware sind und es oft zu Chaos und Unmut im Ort kommt, mache ich mich sehr früh auf den Weg. So früh bin ich in Kochel, dass ich schon auf dem Großparkplatz am Ortsrand ankomme, als das Ostufer noch im Schatten und die Morgenkühle über dem See liegt.
Ein Schild informiert mich, dass dieser Parkplatz Privatgelände ist. Nur den Besucher:innen der Kristallterme ist er vorbehalten, Camping ist verboten. Dazu gehört auch das Übernachten in Wohnmobilen.
Die Fülle der Fahrzeuge allerdings lässt ahnen, dass das niemanden interessiert. Es gibt weder Einfahrt- noch Ausfahrtschranke, Wohnmobile stehen in großer Zahl im Schatten und sicher nicht erst seit diesem Morgen. Hier ist offenbar allen alles relativ schnuppe. Mir also auch.
Am Ufer ist die Liegewiese noch ziemlich feucht, das Gewitter des vergangenen Abends hat Spuren in Form von kleinen Pfützen auf dem Parkplatz und den Wegen hinterlassen.
Ich nutze die Gelegenheit, ein paar Bilder zu machen und spaziere den Weg am Ufer entlang. Er ist Teil der Fernwanderstrecke Prälatenweg. Ich aber möchte nicht wandern sondern nur ein paar Schritte tun, vielleicht springen ja ein paar nette Fotos dabei heraus. Für was schließlich habe ich die Kamera eingepackt?
Das sind Ausflüchte, das weiß ich selbst.
Warum bin ich so zögerlich und gehe nicht sofort zum schwimmen in den See?
Weil sonst noch keiner im Kochelsee schwimmt, der mich motivieren könnte?
Weil Wassertemperaturen.org mir „nur“ 22 °C gemeldet hat?
Dem Kochelsee hängt das Image an, recht kalt zu sein. Aber würde ein halbstündiger Spaziergang auch nur irgendetwas ändern außer, dass es am Ufer wärmer wird? Das aber ist verlockend zum Aufwärmen nach dem Schwimmen.
Ich passiere den Tretbootverleih; noch ist niemand da. Auch der Ticketschalter am Anleger für die Ausflugsschiffahrt ist noch nicht besetzt. Mit der Sackkarre fährt einer kistenweise Getränke zu einem Kiosk. Hundeführer:innen lassen ihre Vierbeiner Gassi laufen. Ein paar Radlersenioren, allesamt Männer und ich muss an das Buch Dicker Mann auf dünnen Reifen denken, haben sich zur gemeinsamen Tour verabredet, offensichtlich ist hier der Treffpunkt. Auf den Bänken mit dem Blick auf den See sitzen ein paar Spaziergänger in der Sonne – Sommermorgen um 10 Uhr in Deutschland am Kochelsee.
Auf dem Wasser mit seiner tiefblauen, verführerischen Färbung sind die ersten SUPs unterwegs, einer mit tierischer Zuladung.
So viel Idylle, so viel Beschaulichkeit, welch eine Ruhe. Es wird vielleicht noch ein oder zwei Stunden dauern, bis sich das kolossal ändern wird. So viel ist gewiss und das werde ich dann später auch erleben.
Zurückgekehrt zur Liegewiese wird es Zeit, nun endlich ins Wasser zu steigen. Ich verstaue die Kamera im Auto, hole mein Schwimmzeug und meine Boje. Es war eine gute Idee, die Mad Wave Neopren Badehose und Weste einzupacken. Das schirmt die Kälte ein wenig ab, die auf mich wartet.
Und ab geht es in den See – und gleich die erste Überraschung:
Im nördlicheren Teil ist er sehr flach. Man kann die ersten zweihundert Meter bequem zu Fuß gehen. Die zweite Überraschung: So kalt ist er gar nicht.
Dann aber komme ich an die Stelle, in der es herzlich frisch im See wird, denn die Loisach fließt hindurch und von oben kommt vom Walchensee immer wieder kaltes Wasser durch das Kraftwerk herunter.
Das macht es wohl hier ziemlich kühl, sicher sind es unter 20 °C und ich gebe Gas, um schnell weiterzukommen, zurück in flachere und wärmere Bereiche.
Der Kochelsee zeigt gerade vom Wasser aus seine beiden Gesichter. Schaue ich nach Norden, sehe ich aufs flache Land, stehe in einem nicht besonders tiefen und relativ warmen See, dessen Ufer schilfumsäumt ist und unter Naturschutz steht.
Drehe ich mich um 180 Grad und blicke gen Süden, schaue ich in die Voralpen, den 900 Meter hohen Stein, Richtung Ramskopf, Kesselberg und Brandenstein; dahinter geht es dann richtig weit hinauf.
Hier ist der See deutlich tiefer und viel kälter. Deshalb schwimme ich gar nicht so weit Richtung Norden sondern bleibe auf der Höhe der Kristalltherme und schwenke nach Westen zu der Spitze der Landzunge, die von Norden her in den See ragt. Damit bleibe ich zwar nur in dieser Bucht, einem kleinen Teil des Sees, aber ich nehme mir schon jetzt vor, im kommenden Jahr noch einmal zum Kochelsee zum Schwimmen zu fahren, und dann vielleicht weiter im Süden in den See steigen.
Mit dem 12 Uhr Geläut verlasse ich Kochel, mache meinen semi-legalen Parkplatz frei, da freut sich einer, der gerade erst gekommen ist, und fahre über den Kesselberg zum Walchensee. Wovon hier erzählt wird…
Und dann waren’s nur noch zwei der Big Five…
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