Als Tourist daheim (#10): Am Spitzingsee
Nicht mal 4 Kilometer ist der Weg, der den Spitzingsee umrundet, lang. Daher könnte ich diesen Beitrag durchaus auch in die Kategorie Spaziergänge einordnen (was auch geschehen ist) und ihn auch so benennen. Aber eigentlich ist es eher ein touristischer Hotspot in den bayerischen Bergen. Also ein weiterer Beitrag Als Tourist daheim.
Den Spitzingsee wollte ich schon lange besuchen: Im Sommer zum Schwimmen, vielleicht sogar als den hundertsten See meiner Liste.
Nun hat es nicht sollen sein, also fahre ich an einem wunderschönen Novembertag hinauf nach Schliersee und dann weiter hinein in die Berge zwischen Taubenstein und Rotwand, Roßkopf, Stümpfling, Brecherspitz und Jägerkamp. Dort nämlich, zwischen den über 1.500 Meter hohen Bergen, liegt der Spitzingsee.
Es ist, was man einen Martinssommertag nennen könnte. Erst etwas bewölkt und ziemlich kalt, doch dann wird es warm.
Längst ist an den bayerischen Bergseen die Saison zu Ende. Das Ausflugsschiff auf dem Schliersee fährt nicht mehr, die Tret- und Ruderboote am Spitzingsee sind an Land geholt. Niemand paddelt mehr auf dem Bord, geschwommen wird sowieso nicht mehr.
Die Liegewiesen sind leer, die Bootsstege sind es auch.
Spaziergänger und Wanderer nutzen das schöne Wetter auf dem Rundweg um den See, den ich für diesen Ausflug ausgewählt habe. Auch unter der Woche sind viele Leute unterwegs, owohl ich nicht wirklich beurteilen kann, ob das für die Verhältnisse am Spitzingsee viele sind oder nicht.
Sind sie von hier oder anderswo?
Zumindest die Parkplätze am See bieten genug Raum, um reichlich weitere Autos abzustellen, so viele sind also für eine Wanderung dann doch nicht extra hinauf zum See gekommen. Die meisten Kennzeichen der parkenden Autos stammen aus der Region. Fünf Euro Gebühr sind schnell bezahlt, dann schultere ich den Kamerarucksack, schnappe mir Mütze und Handschuhe, denn es ist im Schatten schon reichlich frisch. Der erste Schnee liegt bereits auf den Bergen. Wolken hängen davor. Einfach wunderschön.
Der Anfang von Hubert von Goiserns Lied Weit weit weg kommt mir in den Sinn. Auch wenn die Sonne noch nicht untergegangen ist, es passt gerade einfach perfekt:
Jetzt san die Tog schon kiazer word’n
Und Blattln foilln a von die Bäum
Und auf’m Oilmasattl liagt scho Schnee
A koider Wind waht von die Berg
Die Sonn is a scho unterganga
Und ich hätt di gern in meiner Näh
Und zack ist er da, der Ohrwurm,.
Auf den Hängen, die von der Sonne noch nicht beschienen sind, liegt ein feiner, weißer Staub. Oder ist es gefrorener Reif? Wie Puderzucker schaut es aus. Der Winter naht.
Weiter unten am See leuchtet das Herbstlaub der Rotbuchen in fast schon unverschämten Farben. Lange wird es nicht mehr dauern, bis die letzten Blätter herabgefallen sind, die meisten anderen Bäume haben ihr Laub längst abgeworfen.
Es ist ein Tag, an dem man sagen möchte: „Alles richtig gemacht!“ Denn ich hatte hin und her überlegt, wohin ich fahren wollte. Dass ich letztlich am Spitzingsee (mit anschließendem Stopp am Schliersee und in einem weiteren Wilparting, davon später) gelandet bin, war eine gute Entscheidung. An solchen Tagen möchte ich nicht stundenlang im Auto sitzen.
Raus gehen an die Luft, das ist mein Ziel. Spazierengehen und fotografieren, viel fotografieren, sehr viel…
Im kleinen Ort, der aus einer Kirche und einer Handvoll Häuser, zumeist Ferienunterkünfte und Restaurants besteht, sind auch die Bürgersteige mehr oder weniger hochgeklappt, die Geschäfte sind geschlossen, die Restaurants auch. Ein wenig ratlos irren ein paar Spaziergänger umher. Sie wissen nicht, wohin, scheitern an verschlossenen Türen.
Unter der Woche lohnt sich das Geschäft offenbar jetzt nicht mehr. Außerdem ist der November der Monat zum Durchatmen, zum Durchputzen, zum Aufräumen, bevor im Dezember, wenn es denn Schnee geben sollte, die ersten Skiurlauber eintrudeln werden.
Alle paar Meter stehen auf dem Rundweg am See Bänke zum Verweilen. Ich fotografiere dann doch wieder mal welche für das Facebook-Projekt, an dem ich mich wieder beteiligen werde – nur eben nicht mehr so oft.
Die Route führt teils direkt am See, teils durch einen kleinen Wald, teils über eine moorige Fläche. Das macht sie trotz der Kürze nicht nur abwechslungsreich. Sie liefert auch zig schöne Blicke und noch mehr Bildmotive. Fast möchte ich den Weg zweimal gehen, so gut gefällt es mir, aber ich möchte auch noch zum Schlierssee und dort Bilder machen, daher belasse ich es bei einer Rundung.
Zurück am Auto, stelle ich fest: Der Spitzingsee steht ab sofort weit oben auf der Liste, im Sommer 2024 zum Schwimmen hierhin zu kommen. Vielleicht kein üppiges Revier, aber ein wunderschönes. Einstiegstellen, Wiesen und Stege gibt es jedenfalls genug. Einige exklusiv für die Hotels am Ufer, aber auch reichlich frei zugängliche.
Hoffentlich gibt es dann auch Parkplätze…
Vielen Dank fürs Lesen.
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Was für eine schöne Gegend. Untermalt mit wunderschönen Bildern.
Oh ja, ich war auch ganz begeistert. Es ist schon ein Privileg, diese sommers wie winters von Urlaubern stark frequentierten Regionen mehr oder weniger vor der Haustür zu haben und dann so besuchen zu können, wenn nicht so viel los ist.
Traumhafte Fotos! Spitzingsee – berührt mich besonders. Dort lernte ich, lange ist es her, Skifahren. Habe sehr schöne Kindheitserinnerungen daran.
Freue mich über jeden neuen Blogbeitrag von Dir – Danke dafür!
Beste Grüße
Buddy