Als Tourist daheim (#16): Eine Ochsentour / Teil 3
Sie haben ihr Ziel erreicht. Endlich. Wie so ein echter Tourist…
5. Eibsee, Frillensee und Untersee
Oft wird der Eibsee als der schönste See Oberbayerns bezeichnet. Landschaftlich ist er, das kann ich bestätigen, unglaublich schön. Schon wegen der imposanten Berge im Süden, dem blau-grün schimmernden Wasser, den kleinen Inseln, den Buchten und Kiesstränden. Satt sehen ist schier unmöglich, wirklich genug Fotos zu machen wohl auch.
Nach ausgiebiger Stärkung, einem FB Post und einer WA Statusmeldung mache ich mich auf den Weg. Dieses Mal im Uhrzeigersinn, dieses Mal dem Ratschlag von OutdoorActive folgend. Die Plattform erscheint mir bei weitem kompetenter als das, was Meister Fenzl so zu empfehlen hat.
Alles ist ganz und gar wunderbar. Und weil viele das so sehen, schieben sich auf dem etwa 7 Kilometer langen Rundweg Völkerscharen rings um den See. Erstaunlich viele haben dabei hopfenhaltige, alkoholische Getränke dabei, die sie in fröhlicher Stimmung auf einer der vielen Bänke oder den Kiesflächen zu sich nehmen. Das ist dann schon wieder weniger wunderbar, wenn auch nicht weiter verwunderlich.
Start- und Zielpunkt aller Wandervögel ist der große Parkplatz hinter dem Eibsee-Hotel, der zugleich der Parkplatz der Eibsee-Gondel, die hinauf auf die Zugspitze fährt, ist. Gesteckt voll ist es, als ich mittags dort eintreffe. Da die ersten aber schon wieder auf dem Rückweg sind, habe ich glücklicherweise schnell eine freie Lücke gefunden und folge den Scharen um den See.
Es geht recht zu hier – das ist dann die Kehrseite solcher Hotspots. Aber es wäre fadenscheinig und würde von einer Doppelmoral zeugen, sich darüber zu mokieren, dass so viele Leute hierher kommen, wenn ich selbst zum Eibsee gefahren bin. Dann kann/darf ich es bei anderen nicht kritisieren. Schon klar. Gleiches Recht für alle!
Es bleibt also nur, sich die anderen Menschen wegzudenken und bei dem einen oder anderen Punkt zu warten, bis ich entweder niemanden auf dem Bild habe, oder darauf zu warten, mich selbst dahin stellen zu können, wo ein anderer gerade seine Bilder macht.
Und schon sinkt meine Begeisterung, wofür ich natürlich weder den See noch die Berge verantwortlich machen kann. Besonders extrem ist es an dem kleinen Wasserfall des Kotbachs ganz im Westen. Es besteht keine Chance auf ein Bild des Wasserfalls ohne zwischen den Steinen herumkraxelnde und sich fotografieren lassende Halbwüchsige. Dann eben nicht…
Auch an dem kleinen Frillensee (ha, es gibt noch einen anderen, wesentlich größeren ubd bekannteren Sees gleichen Namens im Bayerisch-Schwäbischen) kraxeln Völker instagramable vor malerischer Kulisse zwischen den Steinen herum.
Aber meine Laune ist viel zu gut, als dass ich nicht geduldig warten könnte. Jetzt habe ich (fast) alle Zeit der Welt, viele Fotos auf der Speicherkarte, vor allem solche, auf die ich gehofft habe.
Als ich die Umrundung, die wirklich zwei Stunden bei gemütlichem Tempo und viel Fotografiererei fast beendet habe, komme ich über eine kleine Brücke, unter der sich Eib- und Untersee ihre nassen Händchen reichen.
Der Vollständigkeit halber mache ich auch vom Untersee ein paar Bilder, so richtig besticht er mich aber nicht.
Der Eibsee ist in der Tat wunderschön, im Sommer ist er ganz sicher einen weiteren Besuch zum Schwimmen wert. Aber er ist eben touristisch auch ein Schwergewicht, ein Hot Spot, der enorm viele Menschen anzieht.
Ist es denn jetzt der schönste See in Oberbayern, was viele behaupten?
Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann oder möchte, aber er rangiert sicher ganz weit oben, wenn es nur um die Frage der Schönheit geht.
6. Riessersee
Seine Popularität erhielt der Riessersee zum Einen durch die mittlerweile nicht mehr genutzte Olympia-Bobbahn, zum anderen durch den Eishockeyclub SC Riessersee. Der See selbst ist nämlich eher unspektakulär und klein, kleiner als viele Weiher, die ich besucht habe.
Aber darum geht es im Moment nicht. Worum dann?
Die Ochsentour will ich in der schon tief stehenden Sonne ausklingen zu lassen, vielleicht noch ein schönes Foto machen und mich danach auf den Heimweg begeben. Den Abstecher hinauf zum Start der historischen Bobbahn schenke ich mir. Seit ich auf dem Trebević die kriegsruinierte Bobbahn von der Winterolympiade in Sarajevo gesehen habe, bin ich damit fertig. Das ist wohl nicht mehr zu überbieten.
Ich gebe mich am Riessersee gönnerhaft, kaufe am Automaten auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz einen Parkschein für eine halbe Stunde. Den Teich zu umrunden, ist in kurzer Zeit erledigt. Aber ich nehme auf der Sonnenterrasse des Cafés Platz. Zu schön ist der Spätnachmittag, um schon jetzt den Heimweg anzutreten. Ein Eiskaffee wäre jetzt höchst willkommen. Den gibt es aber nicht, bei einer Apfelschorle diskutiere ich kurz mit Freund Alex am Telefon ein Lay-Out Thema, dann gebe ich mich dem Gar-Nichts-Tun hin. Einfach eine weitere halbe Stunde dasitzen und die Parkzeit schamlos überziehen. Das langt.
Beim Aufbruch mache ich ein letztes Foto vom See mit Waxenstein, Zug- und Alpspitze, dann verstaue ich die Kamera im Rucksack.
Das war’s für heute.
Teil 1 der Tour: Sylvensteinspeicher und Vorderriss – hier
Teil 2 der Tour: Geroldsee und Badersee – hier
Vielen Dank fürs Lesen.
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Auf den ersten Blick wirkten die ersten Bilder wie der Königssee aufmich.