Allein unter Postlern (Challenge 2019/2)

Wohl dem Manne, der den Mann kennt, der einen unter den Postlern kennt. Denn ihm kann geholfen werden.
(1. Brief des Apostels Paulus an die Koräer, Kap 18 V 1)

Manchmal reicht aber auch das nicht, dann muss man nicht nur einen kennen, der einen kennt. Dann muss man selbst wen kennen. Dann nämlich zum Beispiel, wenn man in das vereinseigene Schwimmbad des Post SV Nürnberg e.V. gehen will. Mindestens einen der rund 19.000 Mitglieder sollte man auf der Freundesliste haben, der sich bereit erklärt, einen mitzunehmen. Denn sonst bleiben die Türen für ewig versperrt.

Vereinsbad der Postler in Nürnberg.

Freund Alex ist Mitglied in diesem Breitensportverein, bei einem Besuch in Nürnberg wollen wir nach schnell verrichteter Arbeit, über die hier später noch öfter die Rede sein wird, eine Runde schwimmen gehen. Das Bad ist gleich um die Ecke, was also liegt näher als dort hinzugehen und ein paar Bahnen zu ziehen?
Für ihn ist der Spaß quasi umsonst, im Mitgliedsbeitrag enthalten, da kann man schon mal öfter schwimmen gehen und da lohnt es sich auch für eine knappe Stunde – was der regulär eintrittzahlende Badegast in einem öffentlichen Bad eher nicht macht. Denn da stehen Eintritt und Nutzen in kaum einen angemessenen Verhältnis.

Da ich also einen kenne, stehen wir bald am Eingang, Alex stellt mich als interessierten und schwimmbegeisterten Spezl vor, man gibt mir ein Formular, erlaubt mir gegen 5 Euro ein Probetraining (als wenn es im Schwimmbad einen Trainer gäbe) und lässt auch mich in die Halle – alles im Geiste der Neumitgliederakquise.
Schon bin ich drin und damit ist die zweite Aufgabe meiner Challenge 2019 erledigt, nämlich in einem Schwimmbad zu schwimmen, in dem ich noch nie zuvor war. Eigentlich ist auch die Aufgabe, mit Alex schwimmen zu gehen, gleich mit abgehakt, aber ich hoffe, dass wir im Sommer noch mal gemeinsam einen See erobern können.

Schwimmhalle - allein unter Postlern

Leer ist es in der Halle. Oft sind an Vormittagen Bahnen an umliegende Schulen vermietet, erzählt man mir, und nachmittags und abends gibt es feste Zeiten für diverse Gruppen innerhalb des Vereins. Dann kann es schon ganz schön zugehen. Aber freitags mittags herrscht nahezu himmlische Ruhe – von etwa 10 Schwimmbadbesuchern abgesehen, von denen sich allerdings nur zwei auf der Sportbahn aufhalten. Und auch die gehen schnell, als Alex und ich dazukommen.
Die meisten Besucher haben sicher noch bei der kaiserlichen Reichspost derer von Thurn und Taxis ihre ersten Sporen verdient – die Männer vielleicht sogar noch als berittene Boten und die Frauen vielleicht als Fräulein vom Amt. Jedenfalls wirken sich Sammelumkleide und Schwimmbad wie ein wundersamer Jungbrunnen aus. Will sagen: Je mehr alte Herr- (und Frau)schaften einen umgeben, umso jünger kommt man sich selbst vor. Was normalerweise bei mir mittlerweile eher umgekehrt der Fall ist. Heute aber – und noch dazu in der Heldenhose und mit Silikonkappe – kann ich locker Gas geben, ohne dass irgendwer von den Postlern gequält die Augen verdreht und sich denkt: „Was macht der alte Sack da eigentlich?“

Behäbige Mittagsruhe in der Halle. Kaum einer von den Postlern da

So ganz stimmt das allerdings nicht. Es sind auch einige im Bad, die jünger sind (Alex zum Beispiel), sogar auf der Sportbahn stößt einer zu uns, der sicher 15 Jahre jünger ist als ich, aber der brüstelt nur. Zwar schnell, aber doch nicht schnell genug, so dass ich ihn gelegentlich überhole. Gut, dass der nicht kraulen kann oder will.

Immer hin und her – mal mit Paddle, mal mit Pullbuoy, mal mit beiden, mal ohne. Zwischendurch leihe ich Alex das Spielzeug, damit er das auch mal ausprobieren kann. „Quäl Dich, Du Sau!“ raunze ich ihn spaßeshalber an und halte ihm die Paddle unter die Nase. Er also quält sich – und ich auch.

Denn im Schwimmbad wurde am Beckenrand unter den Startblöcken eine Stahlaufkantung angebracht. Vermutlich soll sie dazu dienen, dass nicht jeder einfach vom Rand ins Wasser springt. Dieses „Stahlzäunchen“ ist aber so hoch, dass man die Arschkarte hat, wenn man statt der Roll- die Kippwende bevorzugt. Vielleicht ist das ja der zweite Effekt, der erzielt werden soll: Mach eine Rollwende oder geh sterben.

Denn beim beherzten Griff an die Kante muss unsereiner den Arm so unnatürlich hochstrecken, dass es einem gleich mal schmackig in der Schulter reißt. Oder er donnert mit den Fingern gegen das geriffelte Stahlblech, was auch nicht gerade schmerzlos vonstatten geht.

Stahlaufkantung am Beckenrand - nervig

Was mich offen gestanden ziemlich nervt. Aber ansonsten ist alles ziemlich gemütlich. Man bleibt eben unter sich. Und ich allein unter Postlern. Auch das ist neu.
Wie gesagt: Wenn man einen kennt, der einen mit hineinnimmt, ist das alles kein Problem. Wenn nicht, steht man da und erfährt, was es heißt, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gelangt, als ein Nicht-Postsportler ins Mögeldorfer Hallenbad.

Das Bad von den Postlern


Noch zu erledigen:

  • Fünf neue Seen: noch 5 / noch 4 / noch 3 / noch 2 / noch 1
  • Fünf Wiederentdeckungen: noch 5 / noch 4 / noch 3 / noch 2 / noch 1
  • Und außerdem: Jahressoll 480 km / ein fremdes Freibad / Ranking aktualisieren / Langbürgner See / Chiemsee – Ostufer / Badehosen ausmisten / Ab in die Alz / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser / Herbstlaubschwimmen / Seehamer See

Erledigt:

  • Fünf neue Seen: noch nichts
  • Fünf Wiederentdeckungen: noch nichts
  • Und außerdem: Ein 5.000er / ein fremdes Hallenbad

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