Ab jetzt gehen wir getrennte Wege…
Es ist schon traurig.
Und irgendwie unvorstellbar.
Über 20 Jahre lebten wir unter einem Dach. Harmonisch, in Frieden und Einigkeit.
Aber ab jetzt gehen wir getrennte Wege…
Dass es so enden musste, war nicht vorhersehbar und auch nicht gewollt.
Trotzdem.
Nach so vielen Jahren werden sich unsere Lebenswege jetzt trennen. Radikal. Hier ein letzter Gruß:
Ich weiß noch, wie Du bei uns eingezogen bist. Zur Hochzeit war’s. Ich musste lange überlegen, wem wir Dich zu verdanken hast, aber meine Frau erinnerte sich zum Glück noch. Du warst ein Geschenk meines längst verstobenen Patenonkels.
Sagt sie. Ich muss ihr das glauben, ich erinnere mich nicht mehr daran.
Vielleicht liegt es daran, dass ich Dich eigentlich doch nie wirklich gemocht habe. Mehr noch: Ich fand Dich sogar ziemlich hässlich.
Aber praktisch. Genau die richtige Größe. Nicht nur darum durftest Du bleiben. Damals hatte ich noch einen gewissen Respekt und eine gewisse Dankbarkeit gegenüber Geschenktem, auch wenn es mir nicht sonderlich gefiel. Denn so abstoßend, dass wir Dich gleich erst in den Keller verbannten und dann in den Müll, warst Du nun auch wieder nicht.
Und so wurdest Du mitgeschleppt von Umzug zu Umzug, beim Renovieren erst aus- und dann wieder eingeräumt. Und immer hatte ich die stille Hoffnung, dass es Dich irgendwann zerreißt. Es ist nie passiert.
Du hast Dich auch standhaft gegen jede ungeschickte grobmotorische Geste, die Dich hätte vom Tisch fegen können, gewehrt. Schade eigentlich.
Stolz und stoisch hast Du alles ertragen: Spülmaschinenangriffe, andere Schüsseln gestapelt in Dir, die Befüllung mit kalten Salaten und heißer Götterspeise, Chips und Weingummi.
Sicher: Du bist nicht die Älteste im Haus. Aber viele andere Gegenstände hast Du eben doch überlebt: Tassen und Gläser (vor allem Weingläser), Bügelbrett und -eisen, Besteck und Geschirr, Töpfe und Pfannen, Handtücher, Toaster und Handrührgerät, Bettbezüge… all das, was man so zur Hochzeit geschenkt bekommt und irgendwann im Laufe eines (Ehe)lebens austauscht.
Doch jetzt – endlich – hat es Dich erwischt. Der berühmte Sprung in der Schüssel.
Radikal und konsequent. Einmal durch.
Knack, Zack.
Ein sauberer, nicht ganz präziser Sprung und Du warst zweigeteilt.
Nur weil ich Dich aus dem Schrank geholt und die zwei kleineren Schüsseln, die in Dir stehen, herausgenommen habe.
Endlich.
Ab mit Dir in die Mülltonne.
Zeit wurd’s.
Vielen Dank fürs Lesen.
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;-) Danke! Wie oft denkt man so … und keiner traut sich es auszusprechen ;-)
… hat ja in diesem Fall auch nur über 20 Jahre gedauert ;)
Ich gratuliere, jetzt bist du sie endlich los! :-D
LG
Das, was man loswerden will, hält sich meist am hartnäckigsten. Und manchmal beginnt man dann doch, die Dinge lieb zu gewinnen ;-)
Ja, jeder hat wohl solche Gegenstände im Haus, aber, manche Dinge erinnern eben auch an längst verstorbene Menschen und dann siegt die Erinnerung vorm Aussehen. VG