Zeiten ändern sich – Blogs auch. Zwangsweise.

 

Und da haben wir sie – die Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/96/EG /Datenschutz-Grundverordnung).
88 eng und klein geschriebene Seiten, die es über die Ostertage zu lesen gilt.
Zeit wird’s. Die Verordnung, die EU-Präsident Martin Schulz und Ratspräsidentin J.A. Hennis-Plasschaert am 27. April 2016 unterschrieben haben, tritt in genau zwei Monaten in Kraft. Und sie wird Folgen haben.
Für jeden von uns, der eine eigene Internetseite betreibt. Viel wird derzeit in Blogs und Foren spekuliert, es werden Fragen aufgeworfen, Ratschläge erteilt, die von anderen gegenteilig berichtigt werden. Verunsicherung macht sich breit.
Was darf man noch, was nicht mehr?

Da diese Diskussionen mit enorm viel Wissen, aber noch mehr Halbwissen und Spekulationen geführt werden, habe ich mir die Verordnung ausgedruckt. Ich werde sie über Ostern lesen. Als Nichtjurist, als Nichtbürokrat, als Nichtverwaltungsbeamter. Und dann werde ich Konsequenzen ziehen. Ich weiß, dass das irre ist, die ganze Verordnung zu lesen, aber ohne das komme ich nicht weiter. Jedenfalls empfinde ich es so.
Ziel wird es sein, mein Blog  vo-konform zu machen.

Die Verordnung dient dem Schutz Ihrer Daten, liebe Leserinnen und Leser, und das ist auch in Ordnung so. Auch wenn diese Verordnung natürlich auf ganz andere Portale und die Verhinderung fortgesetzten Datenmissbrauchs zielt, ist jeder einzelne Seitenbetreiber vor die Herausforderung gestellt, die DSGVO umzusetzen – vor dem Gesetz ist es völlig unerheblich, ob ich eine kommerzielle Seite, eine Unternehmensseite oder eine Privatseite betreibe. Die Bestimmungen sind die gleichen. Nur habe ich es als Privatseitenbetreiber in vielen Fällen einfacher, weil ich z.B. keine Kundendaten erhebe, keine Login-Bereiche betreibe o.ä. Aber Daten sammle ich trotzdem. Nicht weil ich es will, sondern weil ich gar nicht anders kann. Oder doch?

 

Und warum?

Kein Webseitenbetreiber, kein Bloginhaber kann sicher sein, ob nicht irgendwann ein Heer an Abmahnanwälten und -vereinen ein Geschäftsmodell daraus entwickelt, systematisch eine Seite nach der anderen zu durchleuchten und die Inhaber mit Abmahnungen zu überziehen. Ein paar hundert Euro hier, ein paar hundert Euro dort… da kommt bei der gigantischen Menge an Seiten schnell was zusammen.
Ob das passieren wird, steht in den Sternen – genauso, ob nicht irgendwann irgendwer irgendwelche Webseiten anschwärzt, weil ihm die Nase des Betreibers oder die Seiteninhalte missfallen. Zack: Die Seite verstößt gegen die DSGVO, schon haben wir das Problem.
Man weiß es nicht. Man kann nur vermuten. Oder agieren, bevor man zum reagieren gezwungen wird.

Bisher Selbstverständliches, wie die Kommentarfunktion unter den Beiträgen, kann schon kritisch werden, wenn der Nutzer aufgefordert wird, seine e-Mail-Adresse zu hinterlegen, ohne die ein Kommentieren nicht möglich ist. Schließlich wollen wir nicht von Spam-Bots überrannt werden, schließlich wollen wir im Zweifelsfall wissen, wer seinen Senf zu dem unseren hinzugegeben hat.
Bei Kontaktformularen will ich auf Rückmeldungen Antworten geben – wie soll das gehen, wenn man in einem Kontaktformular keine e-Mail-Adresse eingeben darf und diese nicht zumindest temporär gespeichert wird?
Entsprechende Hinweise müssen angebracht werden. Social-Media-Share-Buttons müssen überprüft, das Impressum auf den neuesten Stand gebracht werden… und… und.. und… Es gibt viel zu tun. Nicht nur wegen der DSGVO.

Und was noch?

Das Inkraftreten der DSVO bietet die Gelegenheit, diesem Blog ein neues Gesicht zu verpassen. Zwei Jahre ist es her, dass ich das Blog optisch überarbeitet habe. Demnächst steht das Ganze erneut an. Welche netten kleinen Widgets auf der Startseite will ich behalten, welche nicht? Die Kategorien gehören neu sortiert, einige Seiten wie „Über mich“ aktualisiert.
Bei der Gelegenheit werde ich auch entrümpeln und einen Teil der alten Beiträge ins digitale Nirwana jagen. 429 Beiträge wurden auf diesem Blog seit 2011 veröffentlicht, nicht alles ist es wert, bis in alle Ewigkeiten erhalten zu bleiben. Nicht alles muss man aufheben – vor allem das nicht, was von niemandem mehr gelesen wird, nicht mal mehr von mir selbst.
Auch inhaltlich wird sich das Blog (ich bin so alt, dass es für mich immer noch das und nicht der Blog heißt) etwas neu ausrichten. Immer nur granteln ist eben auch zu wenig. Mehr dazu später in einem eigenen Beitrag.

Zeiten ändern sich – und Blogs eben auch.
Trotzdem ist heute nicht aller Tage.
Ich bleib hier.
Keine Frage.

 

 

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