Spaziergänge (#29): Vorfrühling im Tal der Schwillach
Geben Sie es ruhig zu – sollten Sie nicht ein ganz besonderer Stammleser dieses Blogs sein oder in der gleichen Region leben (bzw. gelebt haben) wie ich: Von dem knapp 12 Kilometer langen Flüsschen Schwillach haben Sie noch nie gehört. Warum auch?
Dieses munter durch die Landschaft mäandernde Gewässer entspringt nicht weit von uns daheim entfernt, speist sich durch viele kleine Bäche, schlängelt sich erst nach Westen, dann Süden, dann wieder nach Norden und versenkt sich selbst hinter Wörth in der Sempt, die vermutlich auch niemand kennt, der nicht im Erdinger Land daheim ist.
Als am Wochenende Ende Februar das Wetter vorfrühlinghafte Bedingungen verspricht, wählen wir als Spazierweg Schwillachtal. Aber heute geht es hier weder um die Sempt noch um die Schwillach, sondern nur um einen kleinen Rundweg vom Wörther Weiher an der Schwillach entlang und dann über Dürrnberg, Sonnendorf und Breitötting zurück. Also durchs Schwillachtal, das hier zugleich auch das Sempttal ist, südlich von Erding. Während die Massen wieder mal die Naherholungsregionen, die Parks der Städte, das Voralpenland stürmen, geht es bei uns wieder einigermaßen beschaulich zu. Allein sind wir zwar nicht bei dieser knapp 7 Kilometer langen Sonntagsrunde, aber doch auch nicht Teil einer groß angelegten Völkerwanderung wie im Englischen Garten in München, den Düsseldorfer Rheinpromenaden oder dem Tempelhofer Feld in Berlin.
Noch lässt der Frühling sein blaues Band nicht flattern, die dominierende Farbe dieser Jahreszeit ist noch das Braun. Denn das winterlich verschneite Weiß hat es zerschmolzen. Braun bestimmt die noch blätterlosen Bäume, die matschigen Wege, die gepflügten Äcker und die vertrockneten Sonnenblumen des Vorjahres…
Braun bestimmt auch die längst verdorrte und vertrocknete Wintersaat auf den Feldern längs der Schwillach, in der sich die Rehe vortrefflich verstecken und nach Futter suchen können.
Noch haben die Wiesen kaum saftiges Grün, auf den Feldern spitzt, wenn überhaupt schon, die erste Saat hervor. Der Frühling lässt sich zwar erahnen, aber es ist eben noch nicht so weit. Was schade ist.
Aber alles wartet sehnsüchtig und ungeduldig auf das, was da kommen wird. Der späte Februar verheißt heuer Sonne und Wärme. So könnte es weitergehen. Nochmal Schnee brauche ich nicht, aber sicher sein kann man eben auch nicht, dass nicht doch noch mal über Nacht alles weiß ist…
Trügerisch ist die Wärme in der Mittagssonne trotzdem, obwohl nicht wenige Cabriofahrer mit M-Kennzeichen sich aufgemacht haben zu einer Landpartie. Einige verirren sich sogar in unseren Landkreis und nicht zum Starnberger oder Tegernsee. Aus der Ferne rückt der Nebel über dem Erdinger Moos Richtung Sempt und Schwillach heran. Und dort, wo er die Sonne hinter Kirchötting verhüllt, wird es gleich wieder kalt. Wie auch im Wald, wo die Pfützen zum Teil noch mit einer dünnen Eisschicht überzogen sind.
Dennoch: Wer kann, der geht raus. Zweibeiner wie Vierbeiner. Jung und alt. In Sonnendorf haben die Störche das Nest auf dem Kirchturm bereits bezogen, ihnen werde ich später noch einen eigenen Besuch abstatten. Es ist nicht so einfach, die richtige Perspektive sie zu fotografieren, zu finden. Das fordert Zeit und Geduld. Einstweilen belasse ich es bei den Hühnern und Pferden in Sonnendorf.
Und den Kühen. Denn auch wer nicht raus kann oder darf, streckt zumindest die Nase der Sonne entgegen. Es tut so gut…
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