Von Meisen und Menschen – und Menschen mit Meisen

Auch wenn es heute um Meisen geht: Nein, keine Angst, das wird kein weiteres Bird-Watching-Blog. Zum Einen fehlt mir das Talent, zum anderen die ausreichende Geduld, Vögel zu beobachten und zu fotografieren, vielleicht bin ich auch nicht britisch genug dafür. Denn die Sehnsucht der Briten, sich ornithologisch zu betätigen ist ja kaum zu stillen, wie ich selbst schon erlebt habe.
Davon mal ganz abgesehen: Es gibt eine Vielzahl wirklich großartiger Blogs mit wunderschönen Bildern, da muss ich mit meinem Dilettantismus nicht auch noch mitmischen. Nämliches erwähnte ich ja bereits in einem Beitrag meiner kleinen Rügen-Serie.

Dass ich mich nicht konsequent daran halte, hat viel mit der Winterfütterung der Vögel in unserem Garten zu tun. Denn für uns ist das gewissermaßen eine Premiere. Winterfütterung gab es aus mehreren Gründen bisher nicht. Zum Einen trägt Nachbars Baum schwer an Meisenknödeln, Futterstationen und allerlei anderem Schmackofatz für die gefiederten Freunde. Zum anderen möchten wir den freilaufenden und emsigen Katzen in der Vorstadt mögliche Beute nicht noch auf dem goldenen Teller servieren und sie an feste Futterplätze gewöhnen.
Schließlich: Wen soll ich denn noch alles durchfüttern?
Profitieren tut sowieso nur die äußerst rabiate Bande der Blau- und Kohlmeisen, die mir dann auch noch auf der Tasche liegen.
Nun ja: Ein paar Futterringe hängen jetzt trotzdem in unserer Blutpflaume. Das Futter-Fettgemisch wird zusammengehalten von einem Ring aus Pappe, der allerdings nicht ganz so dauerregenresistent ist, wie er sollte und sich jetzt langsam in Wohlgefallen auflöst. Der Starkregen Anfang der Woche war wohl etwas zu viel – oder die Vögel zu langsam, denn die Ringe hängen schon eine ganze Weile im Baum. Die Futternot scheint also nicht allzu groß zu sein in diesem milden Winter, sonst wären sie schon leergefressen. Die Pappringe erschienen mir als sinnvolle Alternative zu den Knödeln, das Netz aus Plastik stört nicht nur mich wegen des Materials, ich habe auch Bilder von Vögeln gesehen, die mit einem ihrer Füße hängen darin geblieben sind. Kein schöner Tod für die Meise, wenn nicht bald jemand kommt und sie befreit.
Seit es sich unter Meisen herumgesprochen hat, dass es nicht nur bei Haus Nr. 40, sondern auch bei Nr. 39 was zu holen gibt, herrscht reger Flugverkehr im Geäst. Irgendwer hat da wohl was ausgezwitschert.
Soweit wir das vom Esstisch aus beobachten können und auch tun, was zunehmend Freude macht, sind es vor allem Meisen, die sich das Futter holen, vermutlich sind es auch die Einzigen, die mit diesen Futterringen klar kommen. Für andere notleidende Piepmätze werden wir uns entweder etwas überlegen müssen oder uns auf die ungebremste Futterwilligkeit der Nachbarschaft verlassen müssen.
Also bleibt’s bei uns bei Meisen.

Meisen im Garten - oft rabiat

Gelegentlich sehen wir Buch- und Grünfinken, auch mal ein Rotkehlchen oder einen Spatz, wenn aus der Hecke von Gegenüber vorbeiflattert in der Blutpflaume, sie suchen die Rinde nach allerlei Fressbarem ab, sofern sie nicht postwendend von den Meisen vergrault werden.
. Das übliche Ensemble der häufigen heimischen Wildvögel, aber wenn Sie mich fragen, wann ich das letzte Mal einen Dompfaff gesehen habe – das ist eine kleine Ewigkeit her.

Meisen, die Futter ausspähen

Einst hatte ich gelesen, wie rabiat Meisen mit anderen Arten, aber auch mit ihresgleichen umgehen, wenn es darum geht, sie von Futterstellen zu vertreiben. Jetzt werde ich gelegentlich Zeuge, wie die so nett anzusehenden Federbälle sich eigentlich als grobe Pöbler erweisen.
Meins, meins, meins – bloß nichts teilen, bloß niemanden an das Futter lassen.
Aber woher sollen die Viecherl auch wissen, dass keine zehn Meter entfernt, hinter Glas und Fensterbankblumen jemand hockt, der sie genau beobachtet und ganz sicher für Nachschub sorgt, wenn der Ring kahlgefressen werden?

Meisen am Futterring

Sie müssen noch so viel lernen, die Meisen. Vor allem, dass man sich besser nicht auf die Erde oder unten an den Stamm hockt. Sonst ist man selbst schnell Derjenige, der vom Fresser zum Gefressenen wird.

Meisen am Boden - lebensgefährlich, für Meisen


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