Vollmondschwimmen und das bei einem Jahrhundertereignis (Challenge 2018/7)
Vollmondschwimmen gehört seit ein paar Jahren als fester Bestandteil auf die Liste der Aufgaben, die ich mir für jedes Schwimmjahr selbst stelle und mit mehr oder weniger großem Elan abarbeite.
Warum eigentlich?
Eigentlich geht es mir gar nicht so sehr um den Vollmond, viel eher darum, in der späten Dämmerung oder in der Nacht schwimmen zu gehen. Bei Vollmond ist dies allerdings wesentlich einfacher, man sieht halt mehr. Vorausgesetzt natürlich, die Wolkendecke lässt das Mondlicht durch.
Oder es ist so wie gestern: Der Erdschatten fällt auf den Mond, filtert das Blaulicht heraus, ergo ist das Ding am Himmel kaum zu sehen. Mondfinsternis nennt man das. Oder Spektakel. Denn die Mondfinsternis war medial gehypt bis zum Gehtnichtmehr. So sehr, dass ich schon gar keine Lust mehr darauf hatte.
Auch heute, am Tag danach, wird die Presse nicht müde, von einem Jahrhundertereignis zu reden. Ich zweifle nicht, dass diese Konstellation von Sonne, Erde, Mond und Mars wirklich extrem selten ist, noch dazu, wenn die ISS vorbeifliegt.
Allein: Mir fehlt jegliche Begeisterung für die Astronomie, um darin ein echtes Jahrhundertereignis erkennen zu können. Und mir fehlt es vielleicht an esoterischen Grundbedürfnissen, mich nachts irgendwohinzusetzen, um den Mond anzustarren oder gar werwölfisch anzuheulen.
Andere sehen das wiederum ganz anders und so pilgerten in der vergangenen Nacht Heerscharen Mondsüchtiger und -begeisterter an die Seen und Weiher, auf Berge, Hügel und in die Parks, um in Einklang mit der Natur die Mondfinsternis zu bestaunen und eventuell ihre spirtiuellen Befindlichkeiten zu bedienen. Ein wenig erinnerte mich die Szenerie an Mars Attacks, als die Erleuchtung durch die Marsianer erwartenden Erdlinge allesamt an hinaus in die Natur ziehen. Singend, sitzend, meditierend, frohlockend warten sie auf die Ankunft der Außerirdischen. Gut – man weiß, wie die Szene endete.
Der Mond ist da weitaus weniger flammenwerferisch. Unbeeindruckt von dem ganzen Getue, das um ihn gemacht wurde, erschien er über den Bäumen am Kronthaler Weiher und tat nichts, außer seine Bahn zu verfolgen. Was wohl das Klügste war.
Nicht viel anderes habe ich zuvor auch gemacht – nach einem sehr entspannten Seebesuch am Nachmittag war ich abends mit meiner Frau noch einmal am Weiher. Erst ’ne Currywurst am Kisok der Minigolfbahn, dann auf die Dämmerung warten und ab ins Wasser. Recht prosaisch das Ganze, einem Jahrhundertereignis vielleicht nicht ganz angemessen.
Einmal quer durch den Weiher und zurück. Das sollte reichen und gilt meiner Bewertung nach als Vollmondschwimmen, auch wenn es noch nicht ganz dunkel war. Abhilfe im Verdunkeln schaffte da meine getönte Schwimmbrille, die mich auf dem Rückflug quasi zum Blindfisch machte. Die ungetönte hatte ich in weiser Voraussicht gar nicht erst eingepackt.
„Zickzack-Kurs“, kommentierte meine Frau, die mich am Ufer erwartete, meine Orientierungslosigkeit. Aber es ist auch ungefähr der einzige Abschnitt der Freizeitanlage, in der kein Lämpchen leuchtet. Wie soll man da zurückfinden?
Nach dem Schwimmen saßen wir mit ein paar Leuten zusammen, die wir aus unserem Dorf kennen, starrten gemeinsam den Mond an, plaudertn und warteten. Aber es passierte nicht wirklich irgendetwas. Der Mars zeigte sich, dann die ersten Sternbilder. Irgendwann gondelte die ISS vorbei. Ohne Winken, Blinken, Schleife, Looping – stoisch flog die Weltraumstation über all unsere Köpfe hinweg.
Ein paar Jugendliche stellten Gartenfackeln in den Kies am Ufer. Den Fackeln beim Herunterbrennen zuzuschauen war wesentlich spannender als den Mond im Auge zu behalten. Eigentlich gestaltete sich die Mondfinsternis als kolossaler Langweiler. Was soll man da 103 Minuten hindurch staunen?
Fad wurd’s mit der Zeit. Ermüdend.
Also Leute: Wenn ich das nächste Mal 103 Minuten staunen will, geh ich ins Kino. Meinen Unmut kommentieret meine Frau auf dem Heiweh sehr treffend mit den Worten, dass ich nur so enttäuscht wäre, weil der Mond sich (zumindest von mir) nicht ordentlich fotografieren ließ. Auch da ist was dran.
Egal:
Vollmondschwimmen ist für 2018 erledigt. Vielleicht nehme ich 2019 stattdessen mal kolossale Änderungen in meinen Plänen vor.
Ein spontanes Neumondschwimmen?
Soetwas hab ich noch nie gemacht.
Spontan Pläne ändern?
Ich?
DAS wäre mal ein echtes Jahrhundertereignis…
Fünf Wiederentdeckungen: noch 2 / noch 1
Und außerdem: Jahressoll 480 km / Ranking aktualisieren / Chiemsee – ein neuer Uferabschnitt / Badehosen ausmisten / Chiemsee-Querung / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser
Erledigt:
Fünf neue Seen: Tüttensee, Pullinger Weiher, Haager Badesee, Kirchsee, Happurger Stausee, Badesee Niedernberg
Fünf Wiederentdeckungen: Pelhamer See, Thenner Weiher, Feldmochinger See
Und außerdem: Ein 5.000er, Völklingen – ein fremdes Hallenbad, Langbürgner See, Michaelibad – ein fremdes Freibad, Vollmondschwimmen
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