Ungemein praktisch
Ich gebe zu, ich habe einen Sinn für das Praktische, bisweilen auch für das Pragmatische.
Wenn etwas simpel und schnell geht und dann noch funktioniert, dann bin ich immer völlig aus dem Häuschen. Es reicht ja, wenn Menschen überaus kompliziert sind und selten so funktionieren, wie ich das gerne hätte. Umso wohltuender ist, wenn Geräte Konzepte, Tüfteleien, Pläne… das kompensieren.
Kiss – keep it simpel and stupid. Genau mein Ding.
Völlig begeistert zum Beispiel bin ich nach wie vor von den italienischen Opferkerzen, wie man sie in Kirchen findet. Man wirft seinen Obolus in den Opferstock, drückt einen Knopf – fertig. Eine Zeitschaltuhr sorgt dafür, dass irgendwann das Licht wieder ausgeht.
Praktisch – oder?
Vorbei das Herumfuhrwerken mit Kerzen und Feuer, kein Ruß, der die wertvollen Kunstgegenstände im Gotteshaus immer dunkler und matter werden lässt. Keine Berge an roten Becherchen, die in den Plastikmüll gehören oder Aluminiumtöpfen der Teelichter. Vorbei auch die Massen an Wachsresten zu früh erloschener Lichtein.
Vorbei ist allerding auch der flackernde Kerzenschein, wenn ein Luftzug geht.
Die Stromlösung ist schon beinahe zu simpel, technisch einwandfrei, ob das ökologisch auch so ist, hängt wohl von der Stromerzeugung ab. Es würde zu weit führen, darüber zu sinnieren…
Etwas eleganter aber immer noch praktisch handhabt es die Gemeinde von San Frediano in Lucca. Hier darf man wenigstens noch eine Kerze aufstellen – nämlich gegen eine Spende in eine Steckfassung hineindrücken – und schwupps leuchtet das Licht.
Fiat lux, et facta es lux.
Na bitte – wer sagt’s denn?Das hat bei aller Pragmatik sogar Stil. Bleibt die Frage, wohin mit dem Obolus?
Dafür gibt es natürlich ein Spendenschwein, einen Opferstock. Im Hinweisschild hat sich ein entzückender Schreibfehler in der deutschen Übersetzung eingeschlichen, der ganz nach meinem Geschmack ist:
Wenn nämlich zumindest in der deutschen Fassung nicht um eine Spende gebeten wird, dann muss ich auch keine geben: Da ja statt dessen um eine Spende gebetet wird, und Gebete sich in aller Regel an den lieben Gott richten, dem man seine Bitten vorträgt, interpreriere ich, dass die Klerikalen hier um Spenden beten, die dann wundergleich vom lieben Gott himself vom Himmel fallen.
Oder eben von denen, die die Schilder auf italienisch, französisch oder englisch lesen.
So oder so – ich bin fein raus aus der Nummer. Schon, weil ich nicht katholisch bin. Und die nehmens’s ja mit den Buchtaben und ihrer Erfüllung ganz genau.
Wie praktisch…