Spaziergänge (#51): Die Runde am Kirchsee

Wenn ich schon mal da bin…
Dann laufe ich halt nach meiner Runde am Hackensee eine Extrameile am Kirchsee.
Der Hackensee liegt keine vier Kilometer Luftlinie entfernt, mit dem Auto ist es ein wenig mehr. Aber egal. Der Tag ist angebrochen, aber noch lang genug hell, um auch mein Foto-Glück am Kirchsee zu probieren. Auch hier war ich sommers öfter, allerdings zum Schwimmen und nicht, um Fotos zu machen, also ohne Systemkamera.
Dabei gibt es ein Motiv, dass ich immer schon mal haben wollte. Kloster Reutberg über dem See, dafür braucht es allerdings ein Tele. Und das habe ich ja dieses Mal dabei.

Bei diesem Bild bleibt es aber nicht, natürlich nicht.
Vom winters geschlossenen Maikiki Kiosk führt mich der Weg zunächst ostwärts am bekannten Badeplatz entlang zu den Stegen, bis ein Zaun mich am Weitergehen hindert. Dort kehre ich um und laufe zurück zum Kiosk und ab dort den breiten Waldweg westwärts am Nordufer entlang zu dem anderen Badeplatz. Als der Weg das Ufer verlässt, mache ich kehrt.

Ich möchte nicht weiter hinein in den Wald, aber am See geht es wieder nicht weiter. Hier liegt das Ellbach- und Kirchseemoor, hinein führt von dieser Seite aus kein Pfad. Das Naturschutz- und Sperrgebiet lässt sich nur über einen einzigen Weg von Süden aus betreten. Das sollte ich mir mal für den Sommer vornehmen.
Die Regeln sind streng, Schilder, die ich im Sommer beim Schwimmen gesehen habe, weisen darauf hin, dass man hier nicht an Land gehen darf.

Es ist heute auch gar nicht nötig, das Moor zu betreten, es gibt auch so enorm viel zu sehen und zu fotografieren.
Was übrigens nicht nur ich mache; es kommen eine Menge Spaziergänger;innen zum Kirchsee, viel mehr, als ich am Hackensee getroffen habe. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Mittagszeit vorbei ist, und so mancher erst jetzt zum Verdauen aufgebrochen ist, erstaunlich viele mit Hund.
Wie dem auch sei, ich bin also nicht allein.

Auch beim Fotografieren bin ich nicht der Einzige. Allerdings denke, dass meine Motivauswahl sich von denen meiner Mitmenschen etwas unterscheid. Für die meisten nämlich gilt: Rauf auf einen der Stege, Handy raus, Blick nach Westen – Knips, Blick nach Osten – Knips, Blick aufs Kloster, ranzoomen, Knips, fertig. Anmarsch. Ach ja: Und Selfies. Die machen sie auch.
Die wenigsten stehen einfach nur da, schauen in die Landschaft, schauen in aller Ruhe nach Motiven und genießen neben den Fotos den Moment, einfach da zu sein.
Ich versuche immer alles unter einen Hut zu bringen. Das bedeutet: Erst Schauen, dann die Fotos, dann Genießen. Nur net hudeln!

Den Steg muss ich zum Beispiel etwas länger vor der Linse behalten, bis ich ihn mit Leuten fotografieren kann, die Entspannung ausstrahlen und sich nicht gerade selbst knipsen.

Okay, ich muss zugeben: Den Blick nach Osten, den nach Westen und den aufs Kloster – das alles fotografiere ich auch; auch die Maserungen der dünnen Eisschicht, Selfies aber mache ich nicht.
Dafür allerdings nehme ich die bizarren Eisablagerungen an den getrockneten Halmen direkt am Ufer vor die Linse, was einen Hundeführer etwas irritiert schauen lässt, was es denn da wohl im Wasser zu sehen gibt.

Ob er es auch gesehen hat?

Erst als es diesiger wird und von Süden der Nebel zurückkehren und sich über den See legen will, wird es Zeit, den Heimweg anzutreten. Denn jetzt wird es auch schlagartig kalt. Es sind Minusgrade, wir haben erst Januar.

Aber die Extrameile, die war es wert. Eine schöne Runde, auch wenn es gar keine war. Und so langsam habe ich das Gefühl, jetzt genug Winterseenmotive zusammen zu haben.

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