Sonntag, das ist… (#15) der Wiese beim Wachsen zusehen
Sonntag, das ist wenn ich die Muße habe, der Wiese beim Wachsen zuzusehen. Da allerdings habe ich aus mehreren Gründen auch gar keine andere Wahl. Rasen mähen ist sonntags in Deutschland verpönt, wenn nicht weitgehend verboten. Das gilt natürlich nicht, wenn die Grasflächen groß genug sind, man Landwirt ist und seine Futterwiesen abmäht oder im Sommer die Felder erntet. Das kann man dann von Morgens bis weit in die Nacht hinein machen und mit Vollgas den Traktor samt Mahd-Anhänger durchs Dorf donnern.
Wenn aber einer im Neubaugebiet am Dorfrand seinen kleinen Mäher aus dem Schuppen holt und über die Wiese schiebt, dann herrscht helle Aufregung, die Polizei wird gerufen und Klage eingereicht, zumindest angedroht.
Aber ich wohne ja nicht in einem solchen Neubaugebiet und ich habe ja auch gar nicht vor, die Wiese zu mähen. Nicht am Sonntag, aber auch nicht am Samstag, dann nämlich, wenn alle mähen. Nur ich nicht.
Auch das hat mehrere Gründe: Nur weil alle Kartoffeln samstags den Rasen niedersäbeln, anschließend die Mahd samt Altpapier und Altglas zum Wertstoffhof bringen und auf dem Rückweg gleich noch durch die Waschstraße fahren, muss ich das noch lange nicht genauso machen.
Der Hauptgrund aber ist, dass ich die Wiese einfach blühen lassen möchte: Vor allem jetzt, wenn Löwenzahn, Gänseblümchen, Gundermann und Ehrenpreis die Insekten anlocken und sättigen, die Krokusse und Schneeglöckchen noch ein wenig brauchen, bis sie eingezogen sind und ich sie oberirdisch abmähen kann. Denn ich will ja, dass die Frühblüher nächstes Jahr auch wiederkommen. Hin und wieder reiße ich den einen oder anderen Löwenzahn aus und erfreue damit die Schildkröten, aber so lange der nicht verpusteblumt ist und den Samen möglichst breit verteilt hat, ist an Mähen gar nicht zu denken. Vier- vielleicht fünfmal im Jahr – das ist etwa die Zahl der Wiesenrasur, auf die ich komme. Und nicht etwa ordentlich deutsch jede Woche, und schon gar nicht samstags. Falls aber doch, dann unbedingt gleich morgens um sieben. Wieder andere lassen den Mährobotor über das Grün schnurren, dass gar nicht erst nur ein einziges Gänseblümchen die Chance hat, zur Blüte auszuwachsen, bevor es geköpft wird, vom stacheligen Kollegen Igel, mal ganz abgesehen, der bei der Gelegenheit vom Roboter gerne gleich mal mit amputiert wird. Und dann gibt es die, die gleich alles mit Schotterkies zuschütten, das macht hinterher am wenigsten Arbeit und sieht ja frisch geharkt und monsantogetränkt ohne Kräutlein zwischen den Steinen so wunderbar ordentlich aus. Das ist halt eben ökologisch Sch…, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Mag also sein, dass den Kartoffeln unsere Wiese nicht gefällt. Sie ist viel zu unordentlich, dazu verkrautet, vermoost, ein Acker.
Aber das ist mir sch…egal, wie so vieles übrigens, was andere Leute von mir denken.
Also setze ich mich auf der Terrasse und schaue der Wiese beim Wachsen zu. Und lausche den Traktoren, die mit Karacho vorbei brettern.
Schlicht, weil ich es kann!
Vielen Dank fürs Lesen.
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Liebe lutz, du sprichst mir aus dem Herzen. Genau so machen wir das auch. Ganz liebe Grüße von Monika und Ivo
Probier es mal mit nur noch 1 x im Jahr mähen – dann kommt die richtige Wiese durch.
Ich wünsche dir einen schönen Restsonntag.
Trude