Shooting mit Bären – ein paar Tipps
Ein Shooting mit Bären ist eine feine Sache. Damit meine ich jetzt nicht, wie ein wildgewordener Irrer mit der Flinte auf die Zottel anzulegen, wie das ja als probate Lösung für nahezu alle Wildtiere, die den Menschen lästig werden, gern gefordert, propagiert und bisweilen auch praktiziert wird.
Damit meine ich, Bären ins Kameravisier zu nehmen und hernach ein paar schöne Bildchen mit nach Hause zu nehmen. Ich jedenfalls mag sowas.
Ein paar Tipps hätte ich für alle, die das auch gern mögen.
1. Geduld
Denn ohne Geduld geht gar nichts. Das ist bei Tierfotografie eigentlich (fast) immer so, was leider mein größtes Problem an der Sache ist. Die Geduld bringe ich nämlich selten auf. Aber ich bräuchte sie.
Entweder, die Viecherl lassen sich nicht sehen oder sind von Buschwerk oder Bäumen teils verdeckt. Oder sie „spielen“ nicht so mit, wie sie sollten, strecken einem den Allerwertesten statt der Visage entgegen. Wer will schon nur Bärenärsche auf der Kamera haben?
2. Willige Bären
Der Bär muss es auch wollen – also fotografiert werden. Zumindest sollte er nichts dagegen haben. Am besten, er stört sich gar nicht daran. Niemandem ist damit geholfen, wenn der Bär aggressiv wird oder sein Heil in der Flucht sucht, weil ihm alles auf den Geist geht und er sich zurückzieht. Ohne Bär ist ein Bärchen-Shooting nämlich sinnlos.
3. Ein Tele
Kein Handy der Welt kann es – entgegen anderslautender Meinung und felsenfester Behauptung – mit einer Systemkamera aufnehmen, vor allem nicht, wenn man ein Tele drauf montiert hat. Dann nämlich entstehen Tier- und nicht nur Tiersuchbilder. Das Tele überwindet mühelos Distanzen, die man mit seinem Smartphone nicht überwinden kann und/oder nicht überwinden sollte.
4. Mauern, Zäune, Stacheldraht
Bären Shootings gelingen am Besten, wenn eine Mauer und stabile Zäune die Tiere vom Fotografen trennen. Dann ist letztgenannter – in dem Fall ich – deutlich entspannter. Und der Bär ist es auch. Ist dann noch das Bärengehege naturnah gestaltet, gelingen Fotos, wie sie auch im Habitat hätten gemacht sein können. Sind sie aber nicht. Und ich werde sie auch nicht als solche ausgeben, obwohl gelegentlich die Versuchung groß ist.
5. Nur der Bär
Kein Zaun, keine Mauer, keine Manschetten an den Bäumen, keine Betonfläche, keine arrangierten Steinhaufen. Das ist nicht ganz leicht. Aber es geht. Vor allem aber: Keine Menschen mit ins Bild nehmen. Und dann warten. Irgendwann wird schon was passieren.
Wenn sich zum Beispiel schlagartig alle vier unterhalb des Aussichtsplateau sammeln und sich eine Bärin nach der anderen aufrecht auf die Hinterbeine stellt, dann ist das den Tierpflegern geschuldet, die erst streng nach hierarchischer Ordnung Fleischlappen zuwerfen und dann, während die Bären diese verknuspern, eimerwiese Tomaten, Äpfel, trockene Semmeln und Karotten in das Gehege werfen.
Auch das sieht man auf dem Bild nicht. Wozu auch? Das ist gleichzeitig aber auch der Schlusspunkt: Ich möchte all das geworfene Futter auch nicht mit auf dem Foto haben.
Ich gestehe unumwunden, dass ich auf manche Tierart lieber im Zoo oder im Wildpark treffe als irgendwo draußen. Braunbären gehören zweifelsohne dazu. Hier kann ich sie in Ruhe beobachten, mit dem Tele nah heran holen und fotografieren. Den Bärinnen ist das kackegal, die erleben das jeden Tag und wenn es ihnen zu viel wird, trollen sie sich auf die andere Seite des Teiches, dort sind sie ungestört und unbeobachtet. Will man ja auch manchmal sein, warum sollte das bei Bären anders sein?
Nämliches, also die Tipps hier, gilt auch für Wölfe und Luchse. Damit will ich nicht gesagt haben, dass Braunbären, Wölfe oder Luchse grundsätzlich eingesperrt hinter Zäune und Mauern gehören und dort, wo sie das nicht sind, einfach über den Haufen geschossen werden sollten. Mitnichten. Nur, dass das klar ist.
Aber das ist ein anderes, müßiges Thema. Wie auch die gegenteilige Frage, die von Tierrechtler:innen gerne aufgeworfen wird, dass es nämlich grundsätzlich und ausnahmslos inakzeptabel ist Wildtiere in Zoos oder Tierparks zu halten und als anständiger Mensch hat man da auch nicht hinzugehen und das mit seinem Eintrittsgeld zu unterstützen, geschweige denn, dort Tiere zu fotografieren. Das sehe ich anders.
Noch ein Tipp:
5. Stecker in die Ohren und gute Musik drauf
Denn beim Bärenbeobachten (bear watching) und Fotografieren (bear Shooting) ist man selten im Wildpark alleine. Ich höre lieber meiner Lieblingsplaylist als irgendwelchen Eltern zu, die ihren kindergartenalten Sprösslingen Dummzeugs erzählen, obwohl sie es besser wissen könnten, würden sie nur die Informationstafeln lesen.
Aber das geht nicht nur in die eine Richtung.
Ich will zum Beispiel auch nicht „Mama Bär, Papa Bär und Kind Bär“ hören, mantra-artig und zunehmend lauter vorgetragen von einem fünfjährigen namens Elias, der sich partout nicht von seinem Familienbild abbringen lässt, obwohl hinlänglich bekannt ist und ihm erklärt wird, dass hier eine Vierer-Frauen-Bande lebt. Auch die kleine Silvana lässt sich nicht überzeugen, dass die Bärin mit dem sehr hellen Fell keine Eis- sondern ebenfalls eine Braunbärin ist. Mama versucht es und erklärt, es gäbe doch auch blonde und dunkelhaarige Menschen. Silvana quittiert das mit Gezeter, sie insistiert auf Eisbär.
Welch Wohltat, wenn das Ganze einfach unter dem Klangteppich einer Symphonie in c-Moll oder dem harten Gewürge der Gitarren von Brian May und John Deacon verschwindet.
Dann nämlich ist ein Bären-Shooting ein großes Vergnügen.
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