Groß, schwer und besonders viel Platz beanspruchend
Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es eine Kategorie Menschen gibt, die groß, schwer und besonders viel Platz beanspruchend ist? Meine Frau wies mich letztens beim Einkaufen darauf hin. Besonders oft trifft man diese Menschen Männer an Brückentagen oder vor einer Aneinanderkettung von Feiertagen im Supermarkt an, zum Beispiel am Tag vor Heiligabend oder Silvester.
Das sind dann die Männer, die voller Jovialität ihren Frauen anbieten, den anstehenden Einkauf zu erledigen, weil die Frauen daheim ja reichlich zu tun haben. „Da will man doch helfen!“
Bäder- oder Küche Putzen, Staubsaugen, Kochen oder alles schön herrichten für den anstehenen Besuch ist damit allerdings nicht gemeint. Einkaufen gehen ist das bedeutend kleinere Übel. Also zieht der Mann los, er hat ja schließlich Urlaub und weiß mit seiner freien Zeit wenig anzufangen. Bevor aber die Frauf auf dumme Ideen kommt und ihm was anschafft, verdrückt er sich lieber Richtung Supermarkt.
Groß, schwer und besonders viel Platz beanspruchend schieben solche Geschlechtsgenossen also ihre Einkaufswägen und sich selbst an den Regalen entlang, nachdem sie zuvor ihren SUV kleine Ewigkeiten über den Parkplatz haben kreisen lassen. Denn groß, schwer und besonders viel Platz beanspruchend sind auch ihre Vehikel, was heißt, dass besagte Männer die Autos kaum in die wenigen freien Parklücken hineinbekommen. Und wenn doch, dann bekommen sie die Türen nicht geöffnet, um sich herauszwängen zu können. Denn groß, schwer und besonders viel Platz beanspruchend sind auch die anderen Fahrzeuge links und rechts daneben, die so auf Kante stehen, dass nur noch schmale Kleinwagen in die Lücken passen. Was die Fahrer:innen selbiger dann auch ausnutzen, was wiederum die kreisenden Männer hinter ihren Lenkrädern zunehmend aggressiv macht. Wo gibt’s denn sowas?
Frei sind nur ein paar Behindertenparkplätze, Frauenparkplätze, Mutter-mit-Kind-Parkplätze und einer an der Ladestation einer E-Säule. Folglich fühlt sich der große, breite und viel Platz beanspruchende Mann mit seinem SUV nachhaltig diskriminiert, was ihn erst recht stinkig macht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er eine dieser Lücken, die ganz und gar nicht für ihn bestimmt sind, okkupiert.
Im Supermarkt steht der große, schwere und besonders viel Platz beanspruchende Mann dann direkt vor dem Konservenregal, sucht stundenlang erst auf dem Einkaufszettel, dann bei den Waren, was seine Frau ihm zu kaufen aufgetragen hat. Meist steht er dabei so im Weg, dass kaum einer an ihm vorbei kommt, und vor allem so, dass er ein Maximum an Produkten vor dem Zugriff anderer Kund:innen abschirmt. Mal einen Schritt zur Seite gehen? Warum?
Nicht anders vor den Kühlregalen: Erst werden zig Joghurts aus dem Regal genommen, die Ettiketten und Deckel begutachtet und das Mindesthaltbarkeitsdatum gecheckt, dann alle wieder ins Regal zurück gestellt. Es ist die vollkommene Bankrotterklärung, denn schließlich – weil hilflos – ruft der große, schwere und besonders viel Platz beanspruchende Mann seine Frau an, bevor er am Ende den falschen Joghurt mit heimbringt. Er muss schon große Angst vor heimischer Schelte haben oder vor dem Eingeständnis seiner kompletten Inkompetenz und Entschlussfreudigkeit, einfach irgendetwas zu kaufen. So etwas mögen große, schwere und besonders viel Platz beanspruchende Männer ganz und gar nicht. Das kratzt an ihrem Ego, das nach dem Einparkdebakel ohnehin schon für heute beschädigt ist.
Aber es ist so: Der große, schwere und besonders viel Platz beanspruchende Mann hat keine Ahnung, geschweige denn Einkaufsroutine. Er weiß nicht, was seine Frau sonst immer kauft. Woher auch? Er geht ja weder einkaufen noch öffnet er er in den Kühlschrank, es sei denn, um mal schnell ein Stück Wurst herunterzusäbeln oder ein Bier zu entnehmen. Zumindest sieht er so aus, als täte er nur so etwas. Es reicht, wenn er dabei die Joghurts beiseite schieben muss um an die Wurstdose zu kommen. Drauf geschaut hat er noch nie. Und Senf schmiert er sich zwar auf die Wurst, aber welchen, das weiß er nicht.
Spätestens beim dritten Anruf daheim wird die Frau verfluchen, dass sie ihren Mann hat alleine losziehen lassen. Der Kerl ist nämlich zu nichts zu gebrauchen, zumindest nicht zum Einkaufen. Hätte sie ihm mal besser den Staubsauger in die Hand gedrückt und wäre selbst gefahren.
Andere Männer besagter Kategorie haben auch das Handy in der Hand. Aber sie sind besser vorbereitet: Sie haben einen Großteil der Einkaufsliste digital parat und zwar in Form von Bildern. Ein Foto von der Zahncreme, eines vom Spülmittel, ein weiteres von der bevorzugten Senfsorte. All das abforografiert daheim, denn mit dem Bild ist es viel einfacher, das richtige Produkt im Laden zu identifizieren.
Wenn man jetzt nur wüsste, wo das alles im Supermarkt das steht.
Wie einfach muss dagegen das Leben im Dschungel sein!
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä. Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld. Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.
Wenn Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat und Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier.
In meinem Webshop finden Sie ganz neu und exklusiv das Fotobuch Schmetterlinge und Wasserfälle – Bilder und Notizen einer Reise durch Bosnien und Herzegowina. Weiterhin sind im Webshop u.a. auch erhältlich: Mein Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres und die fünf Fotobücher von Ursula Zeidler: Freie Schnauze – Weideschweine, Paare, Münchner Freiheiten – Zwei Jahre Theresienwiese April 2019 – April 2021, Augenblicke, und einfach Kinder.
Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
Herrlich amüsant, Danke Lutz.
Sehr gerne. Augen auf beim Einkaufen – das reale Leben steckt voll von solchen „Geschichten“ :)
Hallo Lutz
Du redest von Renate, die sich im Rahmen des Selbsbestimmungsgesetzes zum großen, schweren und besonders viel Platz beanspruchend Mann erklärt hat? Oder sehe ich das in meinem Genderismus falsch? :))
Eine gewisse Nähe zu Renate ist in der Tat zu beobachten, Kurt, da gebe ich Dir recht. Aber hier dominiert doch eher ein Typus Mann, der sich als solcher definiert und sich in puncto Haushaltsführung als wenig zuständig und noch weniger kompetent erweist. Nicht, weil er es nicht dürfte, sondern weil er es nicht will. Joviale Gesten davon ausgenommen. Und während Renate eher eine Kunstfigur war, die sich aus vielen speist, haben wir es hier mit einer realen Begebenheit zu tun, so eigenäugig beobachtet.
Fein beobachtet und sehr lustig beschrieben :)
Vielen lieben Dank – es bedurfte allerdings auch einen gewissen Anstupsers meiner Frau, um diese Beobachtungen zu machen, was heißt: Im Markt gezielt auf die Sucher nach großen, schweren und besonders viel Platz beanspruchenden Kunden zu gehen und diese ein wenig zu beobachten.
Lernt man selbst etwas aus dem sichtbaren „Fehl“verhalten anderer? Ich hoffe es.
Gut das mein großer und besonders viel Platz vervrauchender Partner seit 2 Jahren wieder ganz alleine einkaufen geht und es auch definitiv kann.
Ich bin froh drum das nicht mehr fur Ihn mitmachen zu müssen.
Er bringt auch ab und zu mal sehr interessante Dinge mit die ich sehr mag und legt Sie dann in den Kühlschrank. Die Uberraschung ist dann sehr groß.😀