Mediatipps (Teil 19): „Ausgrissn! – In der Lederhosn nach Las Vegas“ von Julian und Thomas Wittmann

Vielleicht ist es eine Schnapsidee, im oberbayerischen Nest Lengdorf, rund 40 Kilometer östlich von München im Landkreis Erding gelegen, auf seine alte Zündapp zu steigen und sich auf zwei Rädern nach Las Vegas zu begeben. Vielleicht aber auch nicht.
Die Brüder Julian und Thomas Wittmann aber haben das „einfach“ gemacht und einen Film darüber gedreht.
Eingebettet in eine kleine Rahmenhandlung erzählen sie von ihrer Fahrt, die sie zunächst nach Antwerpen, dann per Schiff über den großen Teich nach New York führt und schließlich immer weiter nach Westen. Der Trip ist ein großes Abenteuer, komprimiert auf eineinhalb Stunden Film – denn natürlich wurde viel, viel mehr erzählt. Einfach mal machen – das heißt: Est vieles schief, zumindest nicht so reibungslos wie gedacht. Also wird viel improvisiert. Natürlich treffen die Wittmanns bei ihrer Reise auf allerlei sehr merkwürdige Gestalten in der Neuen Welt: „Hells Angels, Waffennarren, Aussteiger, so im offiziellen Pressetext. „Sie erleben Pannen und Unfälle, müssen einem Hurrikan ausweichen und rollen mit ihren Mopeds Alma und Berta über den heißen Asphalt der kultigen Route 66 durch die Wüste Nevadas. Mit jedem Kilometer, jedem Abenteuer und jeder Herausforderung kommen sie sich und ihrer Suche nach Freiheit näher.“  Denn darum geht es eigentlich in dem Streifen: Um due Sehnsucht und Suche nach der Freiheit, ums Ausreißen, das Verlassen eingefahrener Bahnen. Das Ganze findet auf auf uralten Mopeds statt und selbstverständlich wie es sich für urbayerische Burschen gehört in der kurzen Lederhosn.

Ein kleines Team hat sie bei dieser Tour begleitet, im Film selbst merkt man nichts davon, es sei denn an der einen oder anderen Kameraeinstellung, die verrät, dass da noch jemand dabei gewesen sein muss.

Der Film ist zu schön, um mehr zu verraten, was es alles zu sehen, zu staunen, zu lachen und sich zu wundern gibt.

Muss man, um den Film zu verstehen, bayerisch können?

Nein – aber es hilft doch ungemein, den Tonfall im Ohr zu haben, so ehrlich muss man sein. Aber das Bayerische der beiden, aber auch des kleinen Ensembles in der Spielfilm-Rahmenhandlung, dominiert, macht es aber umso ehrlicher und authentischer. Und wenn die beiden in der Spielfilmhandlung der Klofrau in der Wirtschaft (Monika Gruber) ihre Story erzählen und die dann ein paar launische Kommentare abgibt (was sozusagen die Off-Teile zu den USA-Szenen sind), ist das zutiefst bayerisch. Nicht nur dem Dialekt nach.

Englisch wäre hilfreich, denn nicht alle Dialoge mit den Zufallsbekanntschaften entlang der Route von New York nach Las Vegas sind untertitelt, bzw. sind diese relativ spärlich gesetzt.

Ich persönlich kenne das Projekt vom ersten Drehtag, der quasi direkt vor unserer Haustür stattfand, ein Bildmotiv, das dann später im Film aber nicht mehr enthalten ist. regelmäßig hat die lokale Presse über die beiden „Ausreißer“ berichtet, viel wertvoller aber waren die Erzählungen der Mutter der beiden, die in unmittelbarer Nachbarschaft von uns arbeitet und immer für einen Plausch zu haben ist. Was immer Ihre Buben ihr über den Atlantik für Stories berichteten, gute Kunden von ihr durften immer ein wenig daran teilhaben.

So erfuhren wir auch manch kleine Episode, die dem Filmzuschauer nicht mitgeteilt wird – denn „Ausgerissn!“ ist ohnehin enorm gespickt mit Geschichten und Erlebnissen der beiden, aus zig Stunden Material musste halt das Beste ausgewählt werden. Klar, dass dann die Fahrt hinauf an die Nordseeküste nur ganz kurz abgehandelt wird und keine große Rolle spielt. Eigentlich geht es erst richtig los in New York.

Und dann – wie gesagt – westwärts. Mehr im Film. Anschauen!

Fotos: ©MajesticSunseitn/Kahlstain Fotografie


Julian & Thomas Wittmann: Ausgrissn! – In der Lederhosn (Affiliate Link zu Amazon)

DVD 96 Min / Weit GbR / Erschienen im Dezember 2020 / Sprache: Deutsch

Preis: Variiierend, je nach Anbieter


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