Lost places: The Cabin in the wood
Banden bilden – Buden bauen.
A cabin in the wood. Eine Hütte in den Bäumen.
Horrorfilm-Fans mögen mir die Ausleihe dieses Film-Titels verzeihen, Schlagerfans die des anderen bitte auch.
Aber war das nicht von je her Traum vieler spielender Kinder, die nicht gerade im Großstadtdschungel daheim sind sondern irgendwo am Stadtrand oder auf dem Land?
Zumindest in meiner Kindheit war das so. Banden haben wir viele gebildet – und manche gleich wieder aufgelöst. Buden haben wir auch gebaut. Aus Stöcken, die wir an Bäume lehnten, Zweige darüber drapierten oder so. Irgendwelche Bauwerke, die nicht alt wurden, kaum, dass ein Sturm übers Land fegte. Stabil war das alles nicht, was wir da fabrizierten in unserer Grundschulzeit.
Auf einem umgefallenen Baum hämmerten wir in die auf der Erde liegenden Krone ein paar Bretter, balancierten da hinauf und saßen in unserer Phantasie hoch oben im Geäst im undurchdringlichen Urwald; es hatte Irgendetwas von Lederstrumpf, Robinson Crusoe, Robin Hood oder anderen Geschichten, die wir uns wieder und wieder auf Abenteuerschallplatten anhörten.
Ein ganz anderes Kaliber ist die „Cabin“, die Hütte im Wald hinter unserem Haus. Abseits bekannter und viel genutzter Spazierwege wurde in einem verschwiegenen Eck vor vielen Jahren eine Bude gebaut. Man findet sie kaum, bis man fast direkt vor ihren kläglichen und schäbigen Überresten steht.
Viel von ihr ist nämlich nicht mehr übrig.
Der Bau ist ne Weile her, eine Bande allerdings traf sich im Wald aber eher weniger. Banden gibt es heute nicht mehr. Ich weiß nicht, wie man es jetzt nennt: Clan? Gang? Hood? Bubble?
In diesem Fall war es eine Crew, die sich ein wenig hochtrabend Crew 187 nannte, will man der Sprayer-Beschriftung glauben. Gut möglich aber auch, dass die jüngeren Datums ist. Gut möglich auch, dass den Erbauern der Hütte eine jüngere „Generation“ folgte, als sie zu alt dafür wurden, die Abende im Wald bei sonderbarer Musik und Dosenbier zu verbringen. Oder was immer man in einer solchen Bude macht…
Jugendliche aus dem Dorf hatten sich im Wald einen Unterstand zusammengezimmert, sehr professionell und sicherlich damals mit Duldung des Waldeigentümers. Denn so ganz unbemerkt konnte so viel Bauholz wohl kaum in den Forst geschafft werden., geschweige denn gehämmert, gesägt und gezimmert.
Als ich im Blog von Olas Universe von einem Lost Place lese, einer Hütte im Wald und kurz darauf von weiteren vergessenen, im Wald abgestellten oder entsorgten Maschinen, erinnere ich mich an die längst zusammengefallene Hütte, die nicht mal 500 Meter von unserem Haus entfernt steht bzw. heute eher hängt zwischen oder besser in den Kiefern. Ich entschließe mich, nachdem ich Jahre nicht dort vorbeigegangen bin, die Kamera zu greifen und einfach mal nachzusehen.
Neben der „Cabin in the wood“ befinden sich in den Bäumen Plattformen, quergenagelte Latten am Stamm bildeten einst eine Leiter hinauf. Das muss damals ein richtiger Abenteuer(spiel)platz gewesen sein.
Jetzt hängen nur noch Latten und Balken im Geäst. Zu einer anderen Plattform führt noch immer ein Stahlseil mit einer Laufrolle.
Unschwer, sich auszumalen, dass die Crewmitglieder damit von der Plattform herunter gesaust sind. Das Stahlseil, am unteren Ende mehrmals um eine Birke gespannt, hat sich tief in den Stamm eingeschnitten und ist mittlerweile eingewachsen.
Eine Bude. Ja.
Jetzt aber ist es nur noch eine Bruchbude mit einem Müllhaufen daneben. Ein trauriges und etwas ärgerliches Ende.
Kein Wunder, dass die Waldbesitzer mittlerweile vollkommen angefressen sind. Denn auch wenn sich im Wald kaum mehr als Unrat befindet, scheint der Platz noch immer benutzt zu werden. Ein Zettel an einer der Fichten spricht eine deutliche Sprache. Und er ist ganz sicher jüngeren Datums.
Und die Rückstände verkohlter Stöcke auf der Erde, offensichtlich die eines abgebrannten Lagerfeuers, sind es auch.
Grinsegesicht hin oder her…
Vielen Dank fürs Lesen.
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Mir gefällt natürlich die Nahaufnahme von der rostigen Laufrolle am besten. 🙂 Sehr schöner Beitrag, auch wenn das Ganze kein schönes Ende nimmt…
Ich bin ja aufgrund meines Berufes als „Naturcoach“ (längere Geschichte – jetzt nicht hier), halte ich die Jugendlichen immer an, keine Spuren zu hinterlassen. So, wie ich es in meiner Ausbildung auch gelernt habe. Den meisten leuchtet das ein, aber auch in diesen Zusammenhängen leider nicht allen, auch nicht allen Erwachsenen.
Mittlerweile habe ich mir angewöhnt eine Tüte mit auf meine Spaziergänge zu nehmen und Plastezeugs und Riegelpapierchen etc. aufzulesen und mitzunehmen. Jede und jeder kann etwas dafür tun, dass unsere Wiesen, Wälder und Felder und Flussufer nicht vermüllen.
Liebe Grüße
Ulli