Blogparade #Novemberglück: Leere Bude
Nachvollziehbar, dass Martin M. aus dem hohen Norden auf einen meiner Facebookbeiträge in den Schwimmgruppen die Frage stellt: „Ich frage mich immer wer die Bude dort außer dir so finanziert…“
Die Frage scheint für Außenstehende nicht ganz unberechtigt, hatte Martin sich doch an einem Novembersonntag darüber ausgelassen, wie erbärmlich voll es in seinem Schwimmbad war. Das war angesichts der Wetterlage bei ihm nicht weiter verwunderlich.
600km weiter südlich aber herrschten andere Witterungbedingungen, was dazu führte, dass die Hütte einfach leer war. Denn nachdem sich der morgendliche Nebel verzogen hatte, schien die Sonne, es waren angenehme 16° C – fast frühlingshaft, auf alle Fälle alles andere als novembrig. Wer geht da schon ins Hallenbad?
Spazieren gehen, Radfahren, Wandern, Garteln – es gibt so vieles, was man an einem solchen Tag draußen machen kann.
Entsprechend leer war es auch in der Bude, womit Martin das Erdinger Hallenbad meinte.
Auch solche Momente zählen zum #Novemberglück.
Schwimmen im Becken kann nicht im Geringsten an das Schwimmen im freien Wasser heranreichen, an seine Schönheit, Sinnlichkeit, Unmittelbarkeit. Davon habe ich schon oft geschrieben. Und Schwimmen im Hallenbad erst Recht nicht. Trotzdem. Auch in der Halle kann man Glück haben und empfinden: Auch im November.
Denn ich muss zugeben – ich hatte anderes erwartet. Der Parkplatz ist übervoll, was allerdings auch damit zusammenhängt, dass gegenüber im kleinen Stadion gekickt wird, dass die Spaziergänger durch die Kleingartenanlage Richtung Weiher unterwegs sind. Das Wetter ist wie gesagt eigentlich zu gut, um den Tag drinnen zu verbringen.
Ich mache es dennoch.
Die Sonne taucht die Halle in gleißendes Licht, ein paar unermüdliche Stammgäste ziehen ihre Bahnen, auf der abgetrennten Sportschwimmerbahn sind wir mal zu zweit, mal zu dritt, einen knappen Kilometer bin ich auch ganz alleine dort. Es ist fast so leer wie an einem Wochentag:
Aber um bei der Wahrheit zu bleiben und Martins Frage zu beantworten, wer außer mir denn die Bude finanziert: Neben der Kommune, die jeden Schwimmbadbesuch laut Aushang mit rund 12 Euro subventioniert, zahlen das natürlich die Menschenhorden, die genau wie ich den wunderschönen Sonnentag schnöde drinnen verbringen. Denn im Nichtschwimmerbereich und im 1,20m tiefen Varioecken in der anderen Halle ist es gesteckt voll. Es ist Warmbadetag wie jeden Sonntag, das lockt die Familien zu Hunderten ins Schwimmbad. Es ist ein Rennen und Kreischen, ein Planschen und Lärmen, heruntergefallene Lebensmittel bilden Mosaike im Gastrobereich, kein Hocker am Tresen, der nicht besetzt wäre, kein Steckerl-Eis, das nicht heute schon dutzendfach verkauft wurde. Kaum eine Chance, in einer der beiden Dampfbadkabinen einen Sitzplatz zu bekommen.
Und gleich nebenan herrscht himmlische Ruhe und Gelassenheit. Wenn man die richtige Stunde gegen Mittag abpasst, dann scheint es, als sei man fast alleine da.
Mir soll es recht sein.
Auf geht’s. 4.000 Meter sollen es mal wieder werden, mein Jahresziel ist noch nicht erreicht und die Zeit flieht.
Ganz abgesehen davon: Es wäre ein Frevel und geradezu ein Schlag ins Gesicht aller, die sich auf überfüllten Bahnen in anderen Bädern abquälen müssen, die Leere hier nicht auszunützen.
Kaum im Wasser aber kommen ketzerische Gedanken:
Statt vier Kilometern nur zwei?
Und dann gleich ab ins Dampfbad?
Gewiss nicht – denn das ist gesteckt voll. Wie jeden verdammten Sonntag.
Irgendwer muss ja schließlich die Bude finanzieren.
Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade #Novemberglück, die ich zur Zeit veranstalte.
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