Herr P. schreibt ein Buch und geht baden

Nein.
Das Baden in der Überschrift ist nicht programmatisch gemeint, auch nicht prophetisch mit Blick in die Zukunft seines neuen Projekts. Es unkt nichts herbei, denn Herr P. ist keine Kassandra. Er ist auch nicht abergläubisch genug zu glauben, dass die Wahl der Überschrift eines frühen Blogbeitrag irgendeinen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg eines kommenden Buches haben wird.
Was Herr P. meint ist ganz einfach. Wenn der Kopf raucht, hilft buchstäblich Abkühlung. Baden gehen. Also nutzt er das gute Wetter aus, klappt das Laptop zu und fährt erst mal an den Weiher.

baden gehen

Zeit zu baden

Weiter arbeiten kann er abends, wenn es kühler geworden ist.
Derweil Herr P. ein Ründchen schwimmt, ordnen sich die Gedanken und bildet sich eine Struktur der nächsten Arbeitsschritte. Denn ein wenig ist, was Herr P. gerade so treibt, wie Kochen auf allen Flammen gleichzeitig. Da heißt es, den Überblick zu bewahren.

Längst ist Herr P. aus der Zeitreise zurück, die ihn ins Landshut vor dem Zweiten Weltkrieg geführt hat; übrigens auch in die gleiche Stadt in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, wovon bereits in diesem Blog die Rede war.
Landshut_Bronner_1898Herr P. hat alte Fotos betrachtet und digiatlisierte Telefonbücher gewälzt. Er hat sich in den Stadtchroniken von Traunstein und Siegsdorf herumgetrieben, diverse Klöster per Google-Maps ausgespäht, die Bilder seiner Reise in die oberitalienische Ebene noch einmal gesichtet und sich ausgiebig mit den Morden in Hinterkaifeck beschäftigt. Auch dort war Herr P. und hat sich an einem kalten Wintertag den Schauer über den Rücken laufen lassen.
Zu Recherchezwecken hat er Frontverläufe im Zweiten Weltkrieg studiert, Hinweise auf eine im Krieg gesprengte Brücke in Wasserburg gefunden, Zwetschgenmänner bestaunt und alles Verfügbare über den Chemieunfall bei BASF von 1921 gelesen. Er hat sich mit dem längst nicht mehr existierenden Münchner Ringcafe beschäftigt und dem Ochsenklavier in Landshut sowie der Auer Dult und der Bartlmädult. Er hat Fußmarschentfernungen von Berchtesgaden nach Österreich recherchiert und sich über Schloss Fürstenried sachkundig gemacht. Er war viel in München unterwegs, vor allem in der Ludwigvorstadt.
Ihm sind bei seinen Nachforschungen unter anderem Magda Schneider, Dr. Paul Josef Nardini, Rupprecht Gerngross, Luigi Lucheni, Franz Graf von Pocci, Frau Winter aus der Thierschstraße und Heinrich und Nelly Hoffmann begegnet: Personen, die alle existiert haben und die es in in den Erzählfaden seines nächsten Projekts fest zu verweben gilt.
Das kommt eben dabei heraus, wenn man in anderer Leute Familiengeschichte herum kramt. Das Ganze küchelt jetzt erst einmal auf kleiner Flamme. Da brennt noch nichts an. Aber es fehlt noch die eine oder andere Zutat. 137.700 Wörter hat das Dokument aktuell. Das ist viel Stoff. Da muss er noch mal ran. All diese Sätze wollen schließlich verdaubar gemacht werden – und munden soll es möglichst dem Leser auch noch.

Wesentlich heißer geht es auf der anderen Platte zu. Da brodelt es, da brennt fast das wichtigste Projekt an.
Voller Ungeduld hat Herr P. auf die Rückmeldung des Verlegers gewartet, vor allem auf das von der Lektorin durchgesehene Skript. Als es endlich kam, hätten sich beim ersten Durchsehen der Verbesserungsvorschläge die Nackenhaare des Herrn P. heben können, wären sie nicht ausrasiert.
Herr P. ist nämlich sehr empfindlich. Also geht er erst mal baden und dabei in sich, um aufkommende Gemütswallungen im Weiher abzukühlen.
Zurück am Rechner und besonnenen Mutes akzeptiert er die meisten Verbesserungsvorschläge als plausibel, manche sogar zwingend nötig, um das Geschriebene verständlich zu halten.
Nur zwei-, dreimal verwehrt er sich gegen Wörter oder Formulierungen, die er nie gebrauchen würde, oder die er für unglücklich hält. Das überaus unelegante Wort Fischschwarm zum Beispiel, das ihm die Verlegerin angedient hat, lehnt er ab.
Zur Umschiffung einiger monierter Leseklippen, an denen der Leser vielleicht hängen bleiben könnte, stellt er den Satz einfach um oder schreibt ihn noch mal neu. Schnell hat er noch einige Absätze nachgeschoben und ins Skript gehoben, die unbedingt noch ins Buch gehören.
Jetzt passt’s.
Nach nur 24 Stunden erhält der Verleger das freigegebene Skript zurück. Der ist nun glücklich, verspricht schnelle Lieferung der gestalteten Druckfahnen, alles bleibt im Zeitplan.
Herr P. ist ebenfalls glücklich und legt das Projekt vorerst ad acta.Nach Erscheinen wird es wieder genug Arbeit geben.

Denn „dieses rundum gelungene Meisterwerk kurzweiliger Unterhaltung, gefüllt mit profundem Wissen und mit immens hohem Informationswert“ (Herr P. übt sich schon mal in Vorschlägen für knackige Rezensionen) soll natürlich ein großer Erfolg werden. Und das wird es nur, wenn Autor und Verleger kräftig für das Buch trommeln. Wovon demnächst hier zu lesen sein wird.
Und dann wird nicht gebadet, dann wird gemeinsam geerntet.

Zeit zu ernten

Vorerst aber kann er nichts tun – zumindest im Moment nicht. Außer Warten. Und den Mund halten.
Einige Male hätte Herr P. sich ja fast verquatscht und natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit jemandem zugeraunt, was er ausgeheckt und zu Papier gebracht hat. Aber eben nur fast. Er biss sich im letzten Moment er sich auf die Zunge und schweigt weiterhin beharrlich, wenn er nach dem Buch gefragt wird. Aber gleichzeitig streut er in den sozialen Netzwerken einige kleine Aufmerksamkeitserreger… so wie diesen.

 

Herr P. schreibt ein Buch:
Teil 1: Herr P. schreibt ein Buch und sagt „Fertig!“
Teil 2: Herr P. schreibt ein Buch und macht den Hausfrauentest
Teil 3: Herr P. schreibt ein Buch und lässt es verlegen
Teil 4: Herr P. schreibt ein Buch und geht baden


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5 Antworten

  1. Günter sagt:

    Magda Schneider hat ja später den Herrn Dings geheiratet, Platzheim hieß er, glaube ich. Der hat vom alten Winterhalter, dem Reißverschlussproduzenten, eine Villa am Luganer See gekauft. Zu Ehren von Magda und Romy Schneider hat er die Villa „Maro“ genannt. Die ging später in den Besitz von Adi Vogel über, der mit Winnie Markus verheiratet war. Heute gehört die Villa einem deutschen Unternehmenserben adliger Herkunft.

  2. Kurt sagt:

    Ich bin da aber jetzt echt mal gespannt was die Morde im Hinterkaifeck mit Dr. Paul Josef Nardini zu tun haben.

    • Lutz Prauser sagt:

      … gar nichts.Jedenfalls nichts direkt. Aber sowohl die Person als auch diese Morde spielen in der Chronik einer Familie eine gewisse Rolle allerdings in unterschiedlichen Akten :)

      • Kurt sagt:

        Wielange sollen wir noch auf das Buch warten, du machst es ja sehr spannend. Ist schon so gut wie bestellt.
        Gruß Kurt

        • Lutz Prauser sagt:

          Es sind zwei Bücher, um genau zu sein.
          Das nächste wird planmäßig in diesem Jahr erscheinen, das geht jetzt ratzfatz. Ich denke, dass ich den finalen Titel und den Veröffentlichungstermin noch diesen Monat bekanntgeben kann.

          Das übernächste wäre dann die „Familienchronik“, hätte ich gern im Juli 2017 draußen. Da ist noch einiges zu tun. Als Nächstes erst mal die Abklärung diverser Rechteübertragungen, danach das Lektorat (auch wegen zahlreicher Dialektwörter) und dann geht es in die Produktion.