Freie Bahn – mehr will ich nicht

Immer diese Entscheidungen…
Weiher oder Freibad?
Wenn im Weiher – in welchen? Mit oder ohne Neoprenanzug? Wenn mit Neo, dann im langen Anzug oder im Shorty?
Wenn Freibad -dann Taufkirchen/Vils oder Erding?
Das Für und Wider will gut abgewogen sein. Also grüble ich, wo es möglicherweise am heutigen Samstag voll sein könnte und wo nicht. Ich frage mich, wie warm das Wasser in den Weihern wohl ist, ob es zum üblichen Park-Chaos am Kronthaler Weiher kommen wird, was mich schon wieder ziemlich an mir selber nervt. Denn immer geriet die Frage Wo parken wir denn? die mein Vater immer stellte, noch bevor er losgefahren war, zu einer sinnlosen und ellenlangen Diskussion, die an Absurdität kaum zu überbieten war. Das prägt, ich muss mich hüten, das nicht zu übernehmen!
Letztlich entscheide ich mich für einen Besuch im Erdinger Freibad. Und tue gut daran.
Als am frühen Nachmittag das Bad betrete, traue ich meinen Augen kaum:

Ein knappes Dutzend Leute ist auf dem Gelände, nur einer im Wasser. Das gibt’s doch gar nicht.
Hallo? Es ist Samstag? Es ist 14.00 Uhr. Wo sind die alle?
Offensichtlich ist der Wind mein Verbündeter – denn der ist frisch. Immer wieder schieben sich für einen Moment Wolken vor die Sonne. Aber so kalt, dass man deshalb das Freibad meidet, ist es nun auch wieder nicht. Der für Fake News geradezu prädestinierte Wetterbericht hat für heute mit den Temperaturen massiv untertrieben, aber anstatt sich seine eigene Meinung zu bilden und die Nase mal in den Wind zu hängen, bleibt Tumb-Volk in den Wohnhöhlen und vertraut den Wetter-Apps. Schön blöd. Selbst Schuld.
Ach stimmt – morgen ist in Erding Stadttriathlon. Da haben die Triathleten sicher etwas Besseres zu tun, als sich am Vortag auszupowern. Aber die übervölkern das Freibad sowieso nicht. Was fehlt bzw. nicht vorhanden ist (denn es fehlt mir nicht) ist die breite Masse: Keine kreischenden Mädels, die vom Beckenrand ins Wasser gestoßen werden – keine pupertätigen Jungs, die das allen Verboten durch die Schwimmmeister trotzdem tun. Keine Großfamilien mit campingähnlichem Verhalten, keine lärmproduzierenden Kinderhorden, keine lärmgestressten Senioren, keine Kreuz- und Querschwimmer. Einfach niemand.
Zwar füllt es sich im Laufe des Nachmittags dann doch etwas, aber es sind kaum mehr als 10 Leute gleichzeitig im Wasser.
So liebe ich das. Mir kommt die kecke, Idee, heute einfach mal ein paar Bahnen quer zu schwimmen. Es würde niemanden stören. Nur mich selbst. Also verwerfe ich diesen verwegenen Plan so schnell, wie er gekommen ist.

Die Auflösung, wo die alle sind, die ich nicht vermisse, höre ich auf dem Weg nach Hause im Radio. In Bayern enden die Pfingstferien, die Blechlawine rollt von der italienischen Adria, dem Gardasee und aus Kroatien über den Brenner, die Tauern- und die Inntalautobahn zurück in die heimischen Gefilde. Megastaus überall und da stehen sie alle drin. Die Wartezeiten an den österreichisch-bayerischen Grenzen erinnern an die „gute, alte Zeit“, wenn man in die DDR einreisen wollte. Von freier Fahrt für freie Bürger, wie das der ADAC zu Zeiten der Ölkrise in den 70ern proklamierte, als die Einfuhr eines Tempolimits diskutiert wurde, ist auch heute wieder mal nichts zu spüren.
Mir wurscht.
Ich hab freie Bahn – mehr will ich nicht.
Warum kann das nicht immer so sein.
Augenblick, verweile doch. Du bist so schön!


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