Fönologie – (Teil 1): Heiße Luft und viel Geplauder
Wer in Erding im Hallenbad in der Umkleidekabine steht, der wird unfreiwilliger Zeuge fönischer Heißluft-Gespräche.
Männer sind dabei bevorzugt.
Warum?
Nach dem Einlassdrehkreuz führt ein langer Gang an den Kabinen entlang. Rechterhand befinden sich zunächst die Frauenumkleiden (die damit den küzeren Weg haben), danach folgen die Männerkabinen. Linkerhand auf Höhe der Männerkabinen hängen an der Wand zahlreiche Spiegel und eben jene Heißlufthaartrockner, die laut Duden Fön oder Foen heißen, was im übrigen eine eingetragene Wortmarke ist, die laut Wikipedia der Firma Electrolux Rothenburg GmbH Factory and Development in Nürnberg gehört. Korrekterweise darf man also nur einen Fön als Fön bezeichnen, wenn es ein Electrolux-Fön ist, so wie ein Tempo eben auch eigentlich nur ein Tempo ist, auch wenn sich der Begriff zum Gattungsnamen verselbstständigt hat. Der Föhn hingegen ist der Garant für grantelnde Bajuwaren, ein Wetterphänomen, die warmen Fallwinde aus Süden. Hier lernt man was, und sagen Sie jetzt nicht, sie hätten das alles bereits gewusst.
Während ich mich also in der Kabine in oder aus den Klamotten schäle, muss ich zwangsweise mit anhören, was draußen vor der Tür so verzapft wird. Und das ist allerhand. Aus dem Gedächntnis zitiere ich, was fönende Menschen ihren ebenfalls fönenden Mitmenschen bzw. den fertig gefönt Wartenden in den verganenen Wochen alles mitzuteilen hatten. Zur Übertönung des Heißluftgebläses geschah dies in einer Lautstärke, die mir Alltägliches, Geheimes, Peinliches, Lustiges, Absurdes und Ärgerliches ans Ohr wehte…
Die Namen der agierenden Fönbenutzer sind echt, soweit sie gefallen sind. Ansonsten habe ich sie ergänzt aus meiner stets boshaften Phantasie und mit einem * gekennzeichnet.
Fön ab!
Alex* findet die Pizzeria La Dolce Vita in Dorfen viel besser als den ganzen Schickimicki-Vapiono-Sch… in Minga. Und weil er einen echten Hunger hat, wird er heute zu der Pizza noch einen Salat bestellen. Isi wird nur einen Salat essen. So viel ist sie ja nicht geschwommen, dass sie so viel essen könnte. Und überhaupt… sie will etwas auf ihre Figur achten.
Bene hat keine Lust, gleich noch mit dem Hund eine Runde zu gehen und nörgelt. Aber er wollte ihn haben, und dann muss er sich auch kümmern – findet sein Vater. Ohnehin sei er es doch, der meistens mit dem Hund geht, Futter besorgt und was nicht alles.
Daniel macht zu viele Faxen und konzentriert sich nicht aufs Fönen. Seine Mutter ist ungeduldig und staucht ihn ganz schön zusammen. Überhaupt hat der Daniel den ganzen Tag nur Stuß im Kopf. Und zu Ende angezogen ist er auch nicht. Jedenfalls nicht richtig. Die Schuhe sind noch nicht gebunden und das Unterhemd hängt aus der Hose.
Franz* is a ganz an Gscherter. Er nimmt gleich zwei Föne und bläst sich von beiden Seiten heiße Luft an den Kopf. Das geht dann schneller. Angelika* findet das unsozial, sie muss jetzt warten. Darum beschwert sie sich bei Franz, der ihr einen Fön überlässt. Der Lange, der auf Franz wartet, lacht. Der heißt natürlich nicht so, wird aber von allen so genannt. Ohne Haare braucht er sich gar nicht zu fönen. Er findet das praktisch und klatscht sich selbst auf den kahlrasierten Schädel (Man hört das Klatschgeräusch).
Gerlinde* wird sich am morgigen Montag krank melden. Da kommt eine neue Warenlieferung, das bedeutet sauviel Arbeit, und sie sieht das gar nicht ein, dass immer sie das alles tun muss. Die anderen drücken sich ja auch, wo sie können.
Inge wird am Dienstag morgen wieder mit Lenchen* schwimmen gehen, darauf freut sie sich heute schon. Am Wochenende kommt die Vroni mit ihrem neuen Freund. Da wird sie extra einen Käsekuchen backen. Maria will hinterher genau wissen, was das für einer ist – der Freund von der Vroni. Inge muss ihr versprechen, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen und nacher alles ganz genau zu erzählen.
Jean-Charles ärgert sich, dass alle seinen Namen Charles wie Tscharlz aussprechen. Dabei heißt das Schaahrl. Französisch eben. Schließlich stammt seine Familie von den Hugenotten ab und alle haben immer schon französische Vornamen. Wenn er mal eine Tochter haben wird, wird sie Emmanuelle heißen. Oder Claudine, das weiß er noch nicht so genau. Seine Freundin übrigens auch nichts. Die weiß noch gar nichts davon, dass er gern demnächst Vater werden will.
Katja* ist in Eile – in zwanzig Minuten machen die Läden zu. Einmal kurz drüberfönen, dann muss sie los. Sonst gibt’s morgen nichts zu Mittag.
Kyra hat Schiss vor der Exe und außerdem mit Tobi Stress. Das kann ja nur ne Scheißwoche werden.
Lisa müsste sich länger fönen, die Haare sind ja noch ganz nass. So kann sie unmöglich auf die Straße gehen. Den Rest will sie lieber zu Hause fönen erklärt sie ihrer Mutter. Die Dinger hier versauen ja ihre Haarspitzen.
Mahmut sagt etwas zu Firas, was ich nicht verstehe. Beide lachen.
Micky* findet es Scheiße, dass Sechzger gestern schon wieder verloren haben. Was verlieren sei, fragt Stefan* gehässig. Die Bayern kennen so was ja gar nicht. Dass das dann aber mal Zeit wird, dass die das wieder mal kennenlernen, möchte ich ihm gern aus der Kabine zurufen.
Nicola ärgert sich über den Dienstplan der kommenden Woche. Das ist ein Frechheit, wie sie findet.
Nils kann sich seine Haare schon alleine fönen. Er ist schon groß. Seine Mutter sieht das anders.
Pavel flucht unentwegt. Er findet seine Auslassmarke nicht. Dabei hatte er das Mistding doch gerade noch. So eine Scheiße aber auch.
Sebi wird morgen ein Referat an der Uni halten. Folien hat er schon, aber was genau er erzählen wird, weiß er noch nicht so genau. Macht aber nichts, die meisten im Seminar haben eh keine Ahnung und der Prof hört sowieso nie richtig zu. Schorschi* findet das cool.
Tina hat keinen Bock auf Weihnachten. Wenn dann die ganze Bagage anrollt und sich durchfütternlässt… sie freut sich jetzt schon darauf, wenn die endlich wieder alle weg sind.
Ach ja: Der stets bemitleidenswerte Harald* findet es nicht in Ordnung, dass sie schon gehen. Aber seine Frau Renate* (Stammlesern meines anderen Blogs bestens bekannt) muss ja immer so hetzen. Kaum, dass sie fertig ist mit schwimmen, drängt es sie heim. Ihn nicht. Er wäre gern noch ein wenig geblieben.
Wird fortgesetzt…
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