Floddern bei Mecces
Natürlich gibt es drei gute Gründe, bei Mecces – Entschuldigung: Bei McDonald’s – zu essen.
1. Hunger
Das ist so profan, das bedarf keiner weiteren Erklärung.
2. Goldene Erinnerungen
Da die Brille der Erinnerungen bekanntlich alles einfärbt, muss einer wie ich nur lange genug nicht bei McDonald’s gewesen sein, dann geht es schon wieder. Dieses vollkommen kommunikationsbefreite Essen hat schließlich was für sich. Bestellen am Display, bezahlen mit Karte, Nummernaufsteller auf den Tisch der Wahl stellen, irgendwer bringt dann schon das Gewünschte. Außer einem „Danke!“ tut kein weiteres Gespräch not. Und beim Pommes- und Burgermampfen schon gleich gar nicht.
3. Leuten beim Floddern zuschauen
Das bedarf einer Erklärung. Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an die Familie zum Knutschen jenes unerträglich ungehobelte Pack namens Flodder, 1986 ein großer Kinoerfolg. Gefloddert wird heute auch noch – und wo, wenn nicht bei Mecces lässt sich die Spezies besser beobachten und dabei dieses erhabene, selbstgefällige Gefühl in einem aufkommen: „Lieber Gott, vielen Dank, dass ich nicht so bin!“?
Bei meinem vorerst letzten Mc Donald’s Besuch floddert es mehr als heftig am Nebentisch. Dort haben sich vier Kinder niedergelassen, die Mädels etwa 12 und 14, die Jungs vielleicht 9 und 6. Mama und Papa mühen sich derweil, an dem Bestellterminal ihre Bestellung aufzugeben. Das tun sie schon länger. Ein kluger, gut gemeinter aber unterlassener Rat meinerseits wäre, den Text auf dem Display zu lesen. Dort nämlich steht, dass das Gerät außer Betrieb ist, weil der Bon-Drucker defekt ist. Man möge ein anderen Terminal nutzen.
Wer aber nur mit seinen Wurstfingern unentwegt auf dem Display herumdrückt, bekommt so jedenfalls nichts zu essen.
Die Kinder werden etwas unruhig – Sohn Nr. 1 (der etwa 9jährige), der der schwesterlichen Obhut unterstellt ist, erhebt sich und trabt los.
„Aufs Klo!“ in nicht ganzem zusammenhängenden Satz plärrt er noch, damit die Schwestern wissen, wo er hingeht. Da fällt Tochter Nr. 2 (die etwa 12jährige) komplett in die Flodderrolle. „Du warst doch gerade erst!“ brüllt sie an allen Tischen vorbei ihrem Bruder nach. „Was stimmt nicht mit dir, du fettes Stück Scheiße!“
Fünf Minuten später sind Mama und Papa da. Ihnen folgen zwei Mecces Mitarbeiterinnen mit Tabletts, darauf Berge von Pommes, Burgern und Bechern. Gierig fallen alle über das Essen her, derweil der Vater sich erst mal draußen ein Zigarettchen gönnt.
Das Essen wird nicht verzehrt, es wird weggeschaufelt. Oder eingesogen. Wie so ein Staubsauger mit Zähnen.
Aber dem eigenen Bruder „fettes Stück Scheiße“ hinterherrufen, das kann sie. Geschwisterliebe – so wichtig! Vor allem in der Adventszeit.
Also: Was stimmt mit dir nicht, Flodder-Kind?
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Ist uns mal im Naturkundemuseum passiert. Eine lärmende Familie betatschte sämtliche Vitrinen. Als sie dann auch noch mitgebrachtes Essen und Trinken auspackte schritt der schon länger scharf beobachtende Museumswärter ein und verwies sie auf den Picknickplatz auf der Freifläche.
Die ganze Zeit hatte sich ein ca. 10 jähriger, bebrillter Junge zu uns gesellt. Hörte unseren Gesprächen zu den einzelnen Exponaten aufmerksam zu, stellte sogar Fragen und erklärte uns seine Meinung zu diesem und jenem.
Als wir gehen wollten, fragte ich ihn, wo denn seine Eltern wären?
„Ich gehe sie mal auf dem Picknickplatz suchen.“ erklärte er uns und ging davon.
Bei wem in dieser Familie wohl etwas nicht stimmte?
Und ob der Junge wohl adoptiert worden war?