14.03.2025: Fastenkalender (10) – Eine Frage der Ethik
Ich kann es nicht anders sagen, ich hege großen Respekt vor Mariann Edgar Budde. Bei der Amtseinführung von Donald Trump schloss sie ihre Predigt über die Ethik im Gottesdienst mit der Bitte den Präsidenten, Mitgefühl gegenüber vulnerablen Gruppen zu zeigen. Nein: Nicht Mitgefühl… sie bat um Barmherzigkeit.
Viele Menschen, wie beispielsweise die LGBTQ-Community und Einwanderer in den USA hätten gerade Angst vor seinen Entscheidungen. Und sie sprach ihm das direkt in sein Gesicht. Welch Courage, wusste sie doch, wie Trump über diese Bevölkerungsgruppen denkt, wusste sie doch, wie schnell das Ego eines solchen Narzissten gekränkt ist, der mit Widerspruch oder Kritik nicht umgehen kann und wie ein trotziges, wütendes Kleinkind reagiert.
So kam es dann auch, Trump beschimpfte am Folgetag die Bischöfin nicht nur wegen ihres langweiligen Gottesdienstes sondern vor allem für diese Bitte. „Die „sogenannte Bischöfin“ sei eine radikale linke Trump-Hasserin, postete der US-Präsident am Mittwoch (Ortszeit) auf seiner Plattform „Truth Social“. Viele Migranten kämen aus Gefängnissen und psychiatrischen Krankenhäusern und hätten in den USA Menschen umgebracht. Die USA erlebten eine „riesige Verbrechenswelle“. Budde und ihre Kirche schuldeten ihm eine Entschuldigung“ berichtete ZDF heute tags darauf.
Die aber denkt gar nicht daran, sie ließ wissen, es sei nichts falsch daran, Gnade für andere Menschen zu erbitten. Das sei schließlich der Kern der christlichen Botschaft, des Evangeliums. Womit sie unbedingt recht hat. Die christliche Bitte um Gnade als radikal links einzustufen… darauf muss einer erst mal kommen.
Heißt es nicht „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ in der Bergpredigt (Mtth. 5,7)? Das hat dann wohl auch so ein radikal Linker gesagt.
Eine Viertelstunde über Ethik zu sprechen im Angesicht von Menschen, bei denen es mit Ethik ganz und gar nicht weit her ist, ist einfach großartig.
Welch eine Chance, gut, dass Bischöfin Budde die Courage hat und sie genutzt hat. Geholfen hat es bei diesem ganz und gar ungebildeten, unanständigen, unzivilisirerten, unwürdigen, unmoralischen und ungezogenen Mann und seinem Gefolge allerdings nicht.
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Nur mal so nebenbei: Jesus war ein radikaler „Linker“. Heute wäre er ein Sozialist. Allerdings ein pazifistischer. Ich glaube das gab es nach ihm nie mehr.
Ich bin mir da nicht so sicher, ob Jesus wirklich so pazifisch war. Die Quellenlage ist überaus dünn und die Evangelien berichten ja nichts über die historische Person sondern sind Verkündigungsschriften, heute würde man sagen, parteiisch oder ideologisch gefärbt. Aber wie dem auch sei, es wird schwierig jemanden zu benennen, der so radikal, pazifistisch und links war. Egal, welcher Religion.
Gandhi? Franziskus? Ich weiß es nicht.