Entschuldigung, Herr Ganter, dürfte ich mit Ihrer Gattin vielleicht…
Überall wird’s Frühling. Auch am Ismaninger Speichersee. Und dort lässt nicht nur der Frühling sein Blaues Band durch die Lüfte… Sie wissen schon. Schwer wabern die Düfte der Felder, ebenfalls ein spezielles „blaues Band“, oder eher ein Dunst.
Unbändig und fast unverschämt blau auch der Isarkanal, der zwischen dem Speichersee und Feldern bei Pliening das Wasser von Kraftwerk zu Kraftwerk bringt.
Unablässig summen die Insekten und dröhnen von fern die Motoren der BMW-Erlkönige von der Teststrecke am Nordufer herüber. Kein Zweifel. Es frühlingt allüberall.
Die Pflanzen antworten mit wildem Geknospe, hier und da zeigt sich das erste Grün im Geäst. Endlich.
Munter noch immer das Treiben rings um die kleine Insel direkt am Mitteldamm auf der östlichen Seite des Sees. Munter auch die Artenvielfalt, die es heute zu sehen gibt: Lachmöwen, Schwäne, Blässhühner, Hauben- und Schwarztaucher, Kormorane, Kolben-, Reiher-, Stock- und Tafelenten – und jede Menge Graugänse. Ein wildes, bis auf wenige Ausnahmen überaus harmonisches und friedliches Miteinander.
Ich stehe am Ufer, richte mein Tele auf die Enten, als mich ein Mann von hinten anspricht. Ein Radfahrer. „Was Besonderes werdn’s da heut nicht erwischn’n“, meint er und radelt davon seiner Frau hinterher. Er kann ja nicht wissen, dass ich gar nicht auf das Besondere erpicht bin.
Seiner Frau ruft er zu, da wären so viele verschiedene Entenarten im Speichersee, viele hätte er sein Lebtag noch nicht gesehen. Und auseinanderhalten könne er die alle schon gleich gar nicht. Das widerspricht sich zwar irgendwie zum erwähnten Mangel am Besonderen, aber mir ist letztlich egal. Soll er öfter herkommen, die Schautafeln lesen und sich mit dem Federviehzeugs beschäftigen. Dann lernt er es vielleicht. Nicht jeder schwarze Vogel mit weißem Schnabel ist ein Blässhuhn, wie ich unlängst wieder bei Jürgen in seinem Linsenfutter-Blog mit Vergnügen lesen konnte. Daher weiß ich jetzt auch ohne Schautafel, dass die hier fotografierte Reiherente eben kein Blässhuhn ist.
Der einzige, der heute für Unruhe sorgt, ist ein Ganter. Unablässig stellt er seine kolossale Bedeutungsschwere heraus.
Das läuft so lange harmonisch, bis das Gänsepaar zurück auf der Insel ist und ein anderer Ganter sich anschickt, der charmanten Gänsedame schöne Augen zu machen. Vermutlich ist bei ihm auch der Frühling angekommen.
Aber hat er den Gatten gefragt?
„Entschuldigung, Herr Ganter, dürfte ich mit Ihrer Gattin vielleicht ein wenig schnäbeln? Vielleicht auch mehr?“
Natürlich nicht.
Einen Moment glaubt der düpierte Ganter vielleicht, der fremde Vogel schwimme vorbei. Tut er aber nicht und dann geht es los. Er jagt den unverschämten Kerl zum Teufel. Und der schaut zu, dass er ganz schnell einen schlanken Fuß macht…
Frau Gans schaut dem verhinderten Galan vom steinigen Inselufer verträumt hinterher. Vielleicht wäre sie ja gar nicht so abgeneigt gewesen.
Wer kann das wissen? Die Kolbenenten sicher nicht, denen ist das Ganze vollkommen egal. Kein Grund, in Unruhe zu verfallen.
Wie friedlich geht da auch auf dem Weg über den Damm zu. Und wie harmonisch die Spaziergänger miteinander umgehen. Aber da ist auch kein paarungsbereiter Widersacher, der sich irgendwie dazwischen drängen will…
Frühling wird’s. Überall!
Vielen Dank fürs Lesen.
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Ob Mensch oder Tier.
Frühlingsgefühle sieht man da …
oder hier.
Schlechter Reim, aber sollte passen.
LG Jürgen