Die einen so – die anderen so
Die einen so – die anderen so.
Recht machen kann ich es sowieso nicht allen. Ich merke das immer dann, wenn hier im Blog Beiträge rausrauschen, die die ansonsten von mir sehr stark bediente Komfortzone verlassen. Damit sind die Beiträge gemeint, die Anderes bieten, als ein paar launige Zeilen, eine Zusammenstellung mehr oder weniger schöner Bilder(-zusammenstellungen) von Bänken, Fenstern, Gartenblumen, Münchner Stadtansichten oder Posts über meine vielen Foto-, Schwimm- oder sonstigen Erkundungstouren. Kurz: Wenn’s mal politisch wird.
Als ich am Hochwasserwochenende einen Beitrag über Selbiges rings ums Dorf machte, fiel auch manch kritisches Wort zum einen gegenüber der fragwürdigen Bereitschaft politisch Verantwortlicher, sich ernsthaft mit dem Klimawandel und den daraus resultierenden Extremwetterereignissen auseinanderzusetzen. Zum anderen äußerte ich durchaus Unverständnis gegenüber den Bauernprotestlern, von denen zwar einigen die Felder abgesoffen sind, was zu größeren Ernteausfällen führt, die allerdings ihren geballten Unmut vornehmlich gegen eine Politik richten, die die verheerendem Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen versucht. Erfolgreich befeuert durch CDU/CSU und Freie Wähler, die so ihre Stimmen gesammelt haben. Nun ja…
Kaum also ist der Hochwasser-Beitrag online, erreicht mich eine e-Mail, in der mich eine Blogabonnentin auffordert, ich möge sie von der Abo-Liste streichen. Und um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, ruft die betreffende Frau eine halbe Stunde später bei uns daheim an. Sie gerät an meine Frau und fordert noch einmal das Gleiche, dieses Mal fernmündlich. Sie selbst könne das nicht, das sei ihr zu kompliziert, außerdem ginge das ja alles irgendwie über Amerika. Das ist natürlich Bullshit, denn das Blog wird hier produziert und die Server stehen ebenfalls in Deutschland, die Seite wird nicht von WordPress gehostet, WP liefert nur das CMS-Programm, generiert aber keine Daten, die nach Amerika abfließen. Egal.
Als Grund nennt sie unaufgefordert, so erzählt es mir meine Frau, die Anruferin habe sich mehr vom Blog erwartet. Der Nachsatz, den sie noch hinterherschiebt, krönt das Ganze: „Aber ist ja schön, dass er das macht.“ Da geht einem doch fast das Herz auf vor Freude, oder?
Das Löschen ist eine Sache von Sekunden, zwei drei Klicks. Fertig.
Das wird schnell erledigt, nur eben nicht innerhalb von fünf Minuten nach Absenden ihrer Mail. Ich habe vor allem am Wochenende auch anderes vor, als alle Kommunikationskanäle zu checken und zu reagieren. Der Treppenwitz ist: Die betreffende Frau hatte mein Blog gerade ein paar Tage voher abonniert. Vielleicht hätte sie vorher mal ein wenig durchstöbern sollen, ob ihr das alles, von dem hier die Rede ist, überhaupt gehaltvoll genug ist oder ihre zumindest zusagt, bevor sie ihn abonniert.
Die einen eben so.
Die anderen hingegen so: Für den gleichen Hochwasser-Beitrag bekomme ich in den sozialen Medien sehr positive Reaktionen in Form von Kommentaren. Es ist von „aus dem Herzen gesprochen“ die Rede und von „Sehr gut geschrieben. Ich liebe deine Beiträge. Sehr unterhaltsam. Und Kaffee dabei getrunken.“
Das ist in einer Bubble so, sie funktioniert als Echokammer. Menschen mit gleichen oder ähnlichen Meinungen und Ansichten bestätigen sich gegenseitig in dem, was sie sagen oder schreiben. Was nicht heißt, dass ich das abwerten möchte. Es tut gut zu wissen, dass es Menschen gibt, mit denen ich meine Standpunkte teile.
Dann spendiert mir wer einen Kaffee; und nicht nur einen. Das finde ich klasse. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Beiträge mit politischen Äußerungen eine ganz besondere Wertschätzung erfahren, die sich auch in der Kaffeekasse bemerkbar macht.
Habt Dank Freundinnen und Freunde, habt Dank! So ganz neben oder unter Euren Erwartungen kann mein Blog also nicht liegen. Und die Buchprojekte wohl auch nicht, denn die ersten Vorbestellungen zum Bosnien-Buch treffen ein, das macht mich besonders froh.
Die Quintessenz:
Die einen erwarten mehr vom Blog, was ich als den Wunsch nach gehaltvollerem Content interpretiere. Leider werde ich wohl nicht erfahren, was genau die Anruferin mehr erwartet hätte. Aber möglicherweise driftet das ziemlich weit weg von dem, was ich selbst an Content anzubieten gedenke. Die anderen wertschätzen und honorieren meine Beiträge, sie kommentieren, liken, teilen und spendieren einen oder mehrere Kaffee. Wie gesagt: Man kann es nicht allen recht machen. Darum versuche ich es auch gar nicht erst sondern mache weiter so wie gehabt.
So ist das nun mal: Ich gewinne und verliere Blogabonennt:innen und Stammleser:innen und freue mich immer wie Bolle, wenn mal wer nen Kaffee springen lässt oder ein Buch kauft. Nochmals: Danke dafür!
PS: Die Nutria-Bilder in diesem Beitrag habe ich kürzlich in Poing im Wildpark gemacht, allerdings aus anderen Gründen. Ich finde, sie passen trotzdem gut zum Text.
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