Challenge 2017 (Teil 4d): Tegernsee – schön ja, aber nicht der beste See von allen

Da liegt er also vor mir, jener legendäre Tegernsee, von dem Schwimmfreundin und Bloggerin Petra behauptet, er sei der schönste See überhaupt.
Aber Petra, Stammlesern meines Blogs bekannt, da ich öfter mal mit ihr schwimme (wovon in diesen Beiträgen zu lesen war) ist voreingenommen, und das weiß sie selbst. Schließlich ist sie am Tegernsee aufgewachsen, also waschechte Einheimische, native speaker noch dazu, darum sieht sie die Welt ein wenig durch die Brille der Oberländer. Das ist ihr gutes Recht.

Und so versucht sie, seit Jahr und Tag, mir den Tegernsee schmackhaft zu machen. Wenig Verständnis hat sie dafür, dafür, dass ich mich an die kleinen, bisweilen eher absurden Seen begebe, den Tegernsee aber links liegen lasse.
Heute jedoch hat sich das geändert.

Gemeinsam mit Petra fahre ich nach Kaltenbrunn, von dort wollen wir einen Schlenker nach Westen Richtung Holz schwimmen, den See queren, in Seeglas das Ostufer berühren und dann zurück. Mir sagt das alles nichts, und so verlasse ich mich darauf, dass die von ihr ausgetüftelte Route von rund drei Kilometern schön sein wird – schließlich ist sie die ausgewiesene Tegernsee-Expertin.
Das Wasser ist klar, schimmert grün und hat freundliche 21°C – das Thermometer, das Petra mitgenommen hat, kann sich nicht so entscheiden und pendelt zwischen 20,8°C und 21,6°C.
Mir ist das für die Strecke ein wenig zu frisch, ich entscheide mich, heute mal wieder im Neoprenanzug zu schwimmen, schließlich geht es bald in Urlaub, da kann ich keinen echten Oberländer Schnupfen nicht gebrauchen – zumal die Sonne zwar hin und wieder durch die Wolkendecke hindurchkommt, aber auch ein frischer Wind weht.
Im Grunde perfekte Bedingungen – und entsprechend begeistert starte ich auch.

Die erste Teilstrecke ist schnell geschwommen, wir lassen das Ausflugsschiff passieren, dann verkündet Petra, die nur im Badeanzug unterwegs ist, dass ihr doch etwas kühl ist und sie den Rückweg antritt. Eine sehr vernünftige Entscheidung – in ihrem Blog, in dem sie auch über diesen Schwimmausflug geschrieben hat, schildert sie, wie und warum sie die getroffen hat.
Wir verabschieden uns für den Moment, ich kraule noch bis zum Ufer, muss einer Schwimmerin dort kurz die Vorzüge einer Schwimmboje erklären, dann geht es die rund 1,4 Kilometer hinüber nach Seeglas.

Zunächst halte ich auf den Bootsanleger von Kaltenbrunn zu, bemerke aber, dass ich mich damit genau auf die Route des Ausflugsschiffs begebe, wenn dieses vom Süden heraufkommt, in Kaltenbrunn anlegt und dann weiter nach Seeglas fährt. Und genau das macht das Boot auch, dass ich zunächst in der Ferne sehe, das aber zügig näher kommt. Sehr zügig.
Es hilft nichts, das ist mir zu heikel, ich drehe ab, orientiere mich nach Süden, hoffe, dass ich Seeglas erreicht habe, bevor das Boot da ist. Und falls nicht, dass es dann auf der von mir geschätzten Route bleibt.
Eile ist angesagt.
Und anschließend warten. Denn von Seeglas wird das Boot wieder Richtung Süden fahren, noch mal also genau meine Schwimmroute kreuzen. Und es sieht deutlich größer und stärker aus als ich. Aber ich bin der Klügere und gebe daher nach – und den Weg frei.
In Seeglas warte ich in sicherem Abstand am Segelsteg, bis das Schiff ablegt und an mir vorbeifährt. Die Zeit vertreibe ich mir damit, einer Surflehrerin zuzusehen, die vor dem Steg auf und ab kreuzt und einer Gruppe Kindern zurufend erklärt, was sie gerade tut.
„Keine Angst“, ruft sie zwischendurch in meine Richtung. „Ich habe sie gesehen!“

Ich weiß jetzt nicht, wie sie darauf kommt, dass ich Angst habe, aber ich rufe freundlich „Danke, alles klar!“ zurück.
Mittlerweile ist hat das Boot abgelegt, tuckert nach Diesel stinkend an mir vorbei und damit ist der Rückweg frei.

Wenig später steige ich in Kaltenbrunn aus dem Wasser.
„Schön war es“, bestätige ich Petra, was Hiesige wohl eher „Schee war’s!“ aussprechen würden, aber ich werde mich hüten, in Gegenwart einer Einheimischen den bayerischen Dialekt zu imitieren.
Trotzdem gibt’s noch eine boarische Brotzeit mit Obatzn und Radler und auf dem Rückweg einen Blick von einer Anhöhe auf die Bucht, in der wir geschwommen sind:

Auch jetzt verkneife ich mir ein „Mei is des/dos/das schee…“ sondern kündige nur an, dass das nicht das letzte Mal sein wird, dass ich im Tegernsee schwimmen war.
Aber ob das wirklich der schönste See überhaupt ist?
Ich weiß ja nicht… Muss ich aber auch nicht.
PS: Mitten im laufenden Jahr beschließe ich, den Ausflug zum Tegernsee als Carte Blanche zu setzen. Dafür werde ich den Ammersee von A nach B von der Aufgabenliste nehmen. Und wenn ich den trotzdem noch ansteuere, dann fliegt halt eine andere Aufgabe raus. Man wird sehen.


challenge2017-kopieAlle Aufgaben im Überblick:
Erledigt: 5.000 am Stück, Fremdes Hallenbad, Erster im Erdinger Freibad, 4 neue Seen (Notzinger Weiher, Bibisee, Starnberger See, Fremdes Freibad, Tegernsee statt Ammersee,
Noch offen: Jahressoll 455 km / Rollwende üben / 4 neue Seen – einer noch / Chiemsee-Querung / Chiemsee Extratour / Langbürgner See / Drei Badehosen wegschmeißen / Vollmondschwimmen / Goldene Stunde


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1 Antwort

  1. 12. September 2017

    […] Otterfing, Holzkirchen und Schaftlach. Es ist ein angenehmer Nebeneffekt auf dem Weg zum Schwimmen im Tegernsee, die Nester abzuklappern. Vielleicht war auch das ein kleiner Grund, mal ins Oberland zu fahren, […]

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