Nominierungsspiele: 10 Tage – alles schwarz weiß
Normalerweise habe ich es ja nicht so mit kettenbriefartigen Schneeballaktionen – auch nicht in den sozialen Netzwerken. Als ich für diese Schwarz Weiß-Bilder Challenge bei Facebook nominiert wurde, habe ich mir allerdings einen Ruck gegeben: Da mache ich mit.
„Die Herausforderung:
Zehn Tage, zehn Fotos meines „täglichen“ Lebens in schwarz/weiss. Keine Erklärung. Keine Menschen. Fordere jeden Tag eine/n neue/n Freund/in auf, bei dieser Challenge mitzumachen!“
Das war die Aufgabe.
Schwarz Weiß Bilder mache ich eher selten, fast nie, eigentlich gar nicht. Vorhandene Farbbilder oder welche neu aufzunehmen und diese in b/w zu konvertieren ist zwar schnell erledigt, danach aber sehen die Bilder nicht besser aus. Die Herausforderung, ein farbloses Foto zu machen, sich auf Licht und Kontraste zu konzentrieren, ist nicht gerade klein. Aber sie schult den Blick auf das, was man fotografieren könnte. Das heißt: Noch genauer hinschauen, was man fotografiert und vor allem wie. Schon allein darum ist diese Challenge eine wunderbare Übung, die zugleich viel Datenmüll zum Löschen produziert. Denn noch mehr Bilder als sonst gleich wieder im digitalen Papierkorb, sie scheitern an meinen eigenen Vorstellungen und Ansprüchen, sie sehen einfach schwarz-weiß nicht so aus, wie ich mir das gedacht, erhofft, gewünscht habe. Sie sind wirkungslos und nichtssagend.
Ich soll zehn alltagstypische Bilder machen, was heißt: Nicht mit der Spiegelreflexkamera sondern mit der – zugegeben – ziemlich guten Kamera, die in meinem Handy verbaut ist. Alltagstypisch.
Die größte Herausforderung aber ist, diese kommentarlos bei FB hochladen. Kommentarlos!
Ein Bild soll für sich sprechen, braucht keine Kommentare. Schon richtig. Aber ein Bild wirft eben immer auch Fragen auf: Was ist das? Wo ist das? Wer ist das? Und vor allem: Warum hast Du das fotografiert, ausgewählt, veröffentlicht… Was hat das mit Dir zu tun?
In einer kleinen Gesamtschau der 10 ausgewählten Bilder möchte ich dann doch ein paar kurze Kommentare abgeben. Zumindest hier in meinem Blog kann/darf ich das. Hie kann ich sagen, was die Motive zeigen und warum ich sie gewählt habe:
Bild Tag 01/10:
Das Foto zeigt mein zweites Sommer-„Zuhause“ in diesem Jahr – den Kronthaler Weiher bei Erding, den ich nahezu jede Woche zum Schwimmen aufgesucht habe. Manchmal auch mehrmals in der Woche. Das ist nämlich auch mein Alltag.
Schwarz weiß konvertiert geht dem Bild natürlich vor allem das verloren, was es eigentlich zeigen sollte: Diese wenigen Minuten am Abend, wenn bei Sonnenuntergang die Goldene in die Blaue Stunde übergeht. Daher gibt es hier im Blog ein Foto aus der Serie auch in seiner Originalform zu sehen, also in 4c.
Bild Tag 02/10:
Die Bayerische Staatsoper in München hat eigentlich herzlich wenig mit meinem Alltag zu tun – es ist eher was Besonderes, in die Oper zu gehen. Ich zeige das Bild trotzdem, weil ich es einfach mag. Und weil ich es kann. Hier in meinem Blog sowieso. Es ist das einzige „Archivfoto“ in dieser Bilderreihe, aufgenommen im vergangenen Mai und bisher für gar nichts benutzt. Jetzt schon.
Bild Tag 03/10:
Tasse, Tastatur, Telefon. Das ist Profanität pur – der Arbeitsalltag eines Bürojobbers. Mehr muss man dazu nicht sagen.
Bild Tag 04/10:
Erst kommt das Fressen – dann die Moral! War es nicht so? Das ist die Kantine auf dem Gelände der Bavaria Filmstadt in Grünwald. Sie ist quasi mein zweites Esszimmer. Tag 08/10 zeigt übrigens das gleiche Gebäude inwendig.
Bild Tag 05/10:
Ein Leben ohne Schildkröten ist möglich, nicht sinnlos aber nur halb so schön. Finde ich jedenfalls, und wer mich kennt, weiß, dass Schildkröten einen erheblichen Raum meiner Freizeitaktivitäten beanspruchen.
Herta, die sich für ein Foto bereitwillig in Positur gebracht hat, allerdings ist das egal.
Bild Tag 06/10:
Das Wochenende, das in diesen 10 Tagen enthalten ist, verbringen meine Frau und ich in Berlin. Also gibt es ein Bild von einem Coffee-Break am Hacke’schen Markt – Kaffee und Kaltgetränk. Fast wie so’n Tourist. Aber nichts anderes sind wir ja auch als dieses Bild entstanden ist.
Bild Tag 07/10:
Hochformat geht auch. Klar doch, wen einem das Motiv geradezu ins Auge fällt. Bildlich gesprochen natürlich. Bildlich gesprochen. Ansonsten hätten Sie davon ganz sicher schon gehört, wenn der Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz jemandem ins Auge gefallen wäre. Eines der wenigen Motive, die ich sehr gerne mit der Spiegelreflexkamera noch einmal aufgenommen hätte und zusätzlich einer digitalen Nachbearbeitung unterzogen hätte. Da wäre mehr „drin gewesen“, „raustzuholen“, vor allem mit dem harten Licht der beiden Straßenlaternen im Vordergrund.
Bild Tag 08/10:
Kantinenleben und Kantinenleere zugleich. An einem sonnigen Tag speist man draußen und um 13.45 Uhr ist ohnehin alles abgefüttert wieder zurück am Arbeitsplatz. Tag 04/10 zeigt das gleiche Gebäude von außen. Derzeit findet in der Kantine die Fotoausstellung „Herr Maier und die Stars“ statt. Sie zeigt den Statisten, Kleindarsteller und Autogrammjäger Wolfgang Maier, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, mit möglichst vielen Prominenten auf einem Foto zu sein.
Bild Tag 09/10:
Das Foto entstand auf dem S-Bahnhof in München am Hauptbahnhof, sonntags um 21.30 Uhr. Die Leere täuscht, so leer war es nicht, Rund 10 weitere Fotos der einfahrenden Bahn, die in Serie entstanden – zeigen mehr Menschen. Es war der eine Moment, in dem die Fahrgäste aus- die anderen eingestiegen sind und der Zug sich in Bewegung setzt Ich liebe es, möglichst wenig Menschen auf meinen Fotos zu haben. In belebten Großstädten ist das immer eine ganz besondere Herausforderung.
Bild Tag 10/10:
Wie es begann, so soll es enden: Am Kronthaler Weiher. Dieses Foto entstand an einem wolkenverhangenen Sommertag gegen Abend – als ohnehin alles fast schwarz weiß war. Es ist Teil einer Serie, die ich für einen anderen Blogbeitrag, den ich später im Herbst veröffentlichen will, aufgehoben habe. Aber ich zeige es schon jetzt.
Und warum habe ich da mitgemacht?
Weil ich selbst gerne Fotos anschaue, mich immer wieder von Fotografie inspirieren und mich motivieren lasse, Perspektiven zu ändern, neue Blickwinkel zu suchen und das Schöne, Besondere, Sehenswerte im scheinbar banalem und Alltäglichen entdecken möchte. Außerdem bin ich der Meinung, dass Facebook etwas mehr Kreativität seiner Nutzer vertragen könnte. Denn meine Timeline wird mittlerweile überschwemmt mit immer den gleichen kalenderartigen Sinnsprüchen und Memes. Viele Accounts liefern kaum mehr etwas Persönliches, sondern nur noch Links zu irgendwelchen Websites und Onlineartikeln.
Ein wenig mehr Kreativität und Liebe beim Erstellen und Auswählen der Bilder, die man seinen Mitmenschen in deren Timeline pustet, kann nicht schaden – und damit nehme ich vor allem mich selbst in die Pflicht. Meine digitalen Freunde und Follower dürfen ruhig spüren, dass ich mir Mühe gebe mit dem, was ich ihnen zeige.
Natürlich habe ich aufgabengemäß andere FB-ler nominiert, ein paar machen auch mit und zeigen tolle und sehr individuelle Bilder. Danke dafür
Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.
Mehr von mir und meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer finden Sie in meinem Buch Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Klicken Sie auf die Cover-Abbildung um mehr Informationen zu erhalten und in den Web-Shop zu gelangen.
Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
Schwarz-Weiß-Bilder finde ich extrem elegant und spannend. Tolle Ergebnisse sind hier im post zu finden.
Sonnige Grüße von Heidrun
Vielen Dank für das Kompliment
schöner Kaffeebecher 😉👍
Danke, immer wieder ein Stein des Anstoßes in Grünwald vor den Toren des „allmächtigen“ Bayern München.
Und in Bälde Gegenstand eines eigenen Blogbeitrags. Es gab Vorkommnisse. Erschütternde und irritierende.