Abends im Deppenteich – Ein Nachtrag zum Sommer in zwei Teilen (#01)

Fast möchte ich diesen kleinen Weiher im Münchner Speckgürtel „Deppenteich“ nennen, was auch der Grund ist, an dieser Stelle nicht allzu sehr ins Detail zu gehen und den Namen vom Ort des Geschehens zu verschweigen. Was kann die Gemeinde schließlich dafür, dass sich solche Deppen dort angesiedelt haben?
Und damit meine ich weder die vereinsamte Kanadagans oder die vier Graugänse auf dem Wasser, die sich dort angesiedelt haben. Auch ndie Leute, die in der Sonne liegen, spazieren gehen, die Bänke besetzen oder joggen, sind nicht per se gemeint. Ich spreche explizit von zwei Deppenvätern und zwei Arschlochkindern, sorry, anders kann ich sie nicht titulieren.

Ein Eldorado für den Deppenvater - der Deppenteich

Kurz geklärt: Der Deppenvater ist nicht der Vater eines Deppen, er ist selbst einer. Als ein solcher präsentiert sich der erste seiner Art, den ich am Weiher sehe, auf seinem Handtuch sitzend mit verschränkten Armen vor der Brust. Der Pose nach sieht er ganz aus wie ein bockiges Kind, während seine beiden Kinder einen sehr entspannten Eindruck machen und am kleinen, künstlichen Sandstrand spielen.
Die Familie erregt meine Aufmerksamkeit, als ich mich zum Schwimmen umziehe, denn Ungemach bahnt sich an: Während die Mutter die Kinder anhält, die Sachen langsam mal zusammenzusuchen, weil man bald gehen wolle, hockt der Pater familias reglos wie eine Buddha-Statue auf seinem Handtuch, schaut in die Gegend. Er rührt keinen Finger und ergießt sich nur in dem einen oder anderen wenig intelligenten Kommentar. Was wenig hilfreich ist.
Die Mutter reinigt den beiden Kindern, von denen das eine ganz sicher noch nicht, das andere vielleicht gerade erst in der Schule ist, die Füße. Sand und Dreck putzt sie ab, in dem sie sich vorbeugt und die Füße mit einem Handtuch abwischt. Wer mal mit sandigen Füßen in Strümpfe und Schuhe geschlüpft ist, weiß, wie ekelhaft das ist.
Das Ganze wäre nun wenig spannend, wäre da nicht der aufgeblasene rote Wasserball.
Der nämlich schwimmtt noch gemütlich im Weiher am Ufer, wird aber vom Wind langsam weggetrieben. Das scheint aber niemanden zu interessieren. Mama bemerkt es nicht, ihre Konzentration gilt den Kindern, die das auch nicht im Geringsten kümmert. Und der Deppenpapa, der das sehen müsste, schaut nur stumm und dumm in der Landschaft rum.
Würde er sich jetzt langsam auf den Weg machen, könnte er den Ball aus dem kaum knietiefen Wasser fischen. Das tut er aber nicht.

Einige Minuten später, als ich fünf Meter daneben ins Wasser steige, ist der Ball so weit vom Ufer entfernt, dass nicht nur Papas Füße nass würden, würde er endlich den Ball bergen. Hüfttief ist das Wasser dort. Aber er denkt wohl: Nicht sein Ball, nicht sein Problem. Nur ist es eben der Ball seiner Kinder.
Als aufmerksamer Beobachter des Geschehens, weitsichtig und hilfsbereit, wate ich, bevor ich losschwimme, Richtung Ball, was der Mann sehr genau beobachtet. Das wäre der Moment, an dem der Herr Vater etwas in meine Richtung rufen könnte wie: „Entschuldigung, könnten Sie vielleicht… Sie sind doch sowieso auf dem Weg ins Wasser.“ Irgendeine Ansprache, ob ich ihm den Ball nicht rüberwerfen könnte wäre vielleicht angebracht.
Die allerdings bleibt aus.
Fünf quälend lange Sekunden denke ich, dass mich das hier einen Scheiß angeht und ich einfach losschwimmen sollte. Dann aber überwiegt mein gutes Herz, ich schwimme zum Ball, greife ihn, schiebe ihn etwas vor mir her zum Ufer zurück, bevor ich ihn auf die Sandfläche werfe. Wo er auch ankommt, was mich selbst überrascht.
Der Deppenvater, der alles regungs- wie kommentarlos beobachtet hat, könnte mir ja jetzt zurufen: „Dankeschön, das ist aber nett von Ihnen!“
Auch das bleibt aus und ich frage mich: War ich vielleicht der Depp? Gehört denen der Ball am Ende gar nicht? Was misch ich mich ein? Warum erwarte ich von Menschen, dass sie sich so verhalten, wie ich es in einer solchen Situation getan hätte?

Oder ist der ganze Pa ein Depp? Ja!

So seh ich das – willkommen am Deppenteich.

Am Deppenteich. Nicht im Bild der Deppenvater

Teil 2 mit einem nicht minder deppertem Vater hier.


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1 Antwort

  1. Mitzi sagt:

    Ja – eindeutig ein Depp. Ein unfreundlicher.