Abends im Deppenteich – Ein Nachtrag zum Sommer in zwei Teilen (#02)

Wir erinnern uns. In Teil 1 wurde festgehalten: „Der Deppenvater ist nicht der Vater eines Deppen, er ist selbst einer“. Und wo einer ist, ist auch schnell ein zweiter. Am Deppenteich.

Noch immer am Deppenteich. Die Familie ist samt Wasserball verschwunden.

Neue Dramen zeichnen sich in der Mitte des Weihers ab. Verursacherin ist Emily, genannt Emmy, von der ich nicht nur Vor- sondern auch ihren Nachnamen im Zuge der Entwicklungen in Erfahrung bringe, hier aber verschweige. Emily und ihre Freundin, beide vorpubertätige 12 oder 13, amüsieren sich mit einem Stand-Up-Board. Sie sind best friends, haben viel Spaß und der besteht überwiegend darin, ihre kleineren Brüder zu schikanieren. Die drei Jungs, von denen zwei etwa 8 oder 9 sind, vergnügen sich mit großen aufgeblasenen Reifen, der dritte, etwa 6 Jahre alt, hat einen Donut-Schwimmreifen. Es ist ein fröhliches Treiben auf dem Weiher, bis die beiden Mädels den Donut kapern. Das findet der Kleinste ziemlich Scheiße. Er fordert die Rückgabe. Auch die beiden etwas älteren Brüder, die sich solidarisieren, dringen auf Emily und ihre Freundin ein, den Donut wieder herauszugeben. Emily aber denkt gar nicht daran – im Gegenteil. Sie heizt die Stimmung durch allerlei provozierende Gesten und gehässige Sprüche munter weiter auf. Immer, wenn sich die Jungs nähern, paddeln die Mädels mit dem Board einfach ein paar Meter weiter. Den Donut haben sie längst auf dem Board platziert.
Immer wieder fordern sie die Größeren auf, das Teil endlich zurückzugeben.
„Und was, wenn nicht?“ antwortet Emily und schleudert ein paar höhnische Bemerkungen hinterher. Kichern auf dem Board, Wut im Wasser.
Das geht eine geraume Weile so, bis der Kleinste vor lauter Ärger und Hilflosigkeit die Schutzmacht Vater am Ufer anruft. Der Vater, auch eine pädagogische Lichtgestalt, drückt dem Filius, der mittlerweile am Ufer angekommen ist, das Paddel zum Board in die Hand.

Am Deppenteich. Nicht im Bild der Deppenvater

Ein Tauschgeschäft soll er anbieten: Paddel gegen Donut. Aber Emily denkt gar nicht daran. Das Paddel könne er… sie will es nicht.
Das Geschrei nimmt zu. Wie soll einer da schwimmen? Es wird immer spannender. Dieses real life – einfach unschlagbar.
Unablässig ruft der Knirps seine große Schwester, sie solle ihm den Donut wiedergeben. Emily reagiert gar nicht erst. Da steht der Vater auf, stimmt in das Geschrei ein und ruft seine Tochter quer überdenWeiher. Trotz wiederholtem Ausruf ihres Namens reagiert sie nicht. „Frau R.!“ schreit er im scharfen Ton und jetzt wissen endlich alle am Weiher, wie das Kind mit vollständigen Namen heißt: Emily R. Da auch dieser Vater nicht höchstselbst ins Wasser gehen will, plärrt er weiter vom Ufer, lauter, schärfer, drohender doch vollständig wirkungslos. Emily ignoriert das einfach. Irgendwann schnallt Emily dann doch, dass es vielleicht besser wäre, zu antworten. Auf den Ruf ihres Namens antwortet sie mit einem „Jaaaa?“, so als hätte sie von alldem vorher gar nichts mitbekommen.
Sie solle den Donut rausrücken.
Zuerst keine Reaktion. Dann zögerlich: „In fünf Minuten!“
„Nein! Jetzt“
Das hat Emily auch wieder nicht gehört.
Und um zu unterstreichen, wie dringend sie das Spielzeug braucht, vergnügt sie sich jetzt damit, in dem sie ein paar Kopfsprünge vom Board durch den Ring macht.
Weitere Rufe des durchsetzungsschwachen Vaters werden komplett ignoriert. Dann paddeln die beiden Mädels provozierend gemütlich an den hintersten Rand des Weihers, ganz ins andere Eck und überlassen den Donut sich selbst. Soll der Knirps doch dahin schwimmen und sich den Donut holen.
Das dauert dann auch seine Zeit. Der Deppenvater setzt sich wieder, er hat ha schließlich erreicht, was er wollte. Und damit ist die Show, die das gesamte Weiherpublikum aufmerksam verfolgt hat, zu Ende.
Mehr wird nicht geboten, dann kann ich ja gehen…

Feierabend am Deppenteich


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