Einmal hin und einmal her…
Einmal hin und einmal her
rundherum, das fällt nicht schwer…
Das sagt sich so leicht und singt sich in dem aus der Mode gekommenen Kinderlied Brüderlein, komm tanz mit mir vielleicht sogar noch leichter. Denn einmal hin und einmal her sind im Kronthaler Weiher auf der größtmöglichen Distanz 693m – gemessen mit Google-Maps. Das meint die Entfernung vom Südufer des Weihers hinüber zur Aufschüttung, die den für Wassersportler benutzbaren künstlichen See vom aktiven Kiesabbau trennt. Einmal hin und einmal her (bzw. zurück) wären dann knapp 1.400m. Aber wer schwimmt schon Luftlinie wenn er Schlangenlinien, Kreise, Haken und Zick-Zack-Kurse schwimmen kann? Schließlich gilt es, auf 4,5km zu kommen.
Bei drei mal hin und zurück ist eine „künstliche Streckenerweiterung“ wie ich sie vornehme, notwendig, denn ich will auf 4,5 km kommen. Warum? Davon später.
Die geschwommene Strecke könnte ich natürlich mit GPS und Runtastic oder einer ähnlichen App messen. Nur – so versichert mir mein joggender Freund Alex – funktioniert das nicht wirklich. Er läuft zwar meistens die gleiche Strecke, aber die Distanzmessungen weichen trotzdem immer wieder ab. Manchmal sind es über 100 Meter. Das mag beim Joggen egal sein. Beim Schwimmen allerdings nicht. GPS ist auf so kurze Distanzen einfach zu ungenau.
Unlängst las ich von einem meiner Schwimmfreunde, der seine Strecke über ein Satellitensystem aufgezeichnet und hinterher mit einer Karte abgeglichen hat. Auch er bestätigt, dass zum Einen die Distanz im Freiwasser eine reiner Zufallswert war und zum anderen, so berichtet er, zeigt die Strecke sogar an, er sei über Land geschwommen… Das sagt alles. Und ganz abgesehen davon: Wer einmal sein Handy im Wasser versenkt hat, traut sicher keiner noch so vielversprechenden wasserdichten Verpackung mehr und trägt es am Leib. Und dafür extra eine wasserdichte GPS-Uhr kaufen? Man kann auch alles übertreiben.
Also spare ich mir die ganze GPS-Messerei und kritzle per Google auf das Luftbild vom Weiher eine ungefähre Linie. Und wenn das 4,3 oder 4,48 km sind, werden die Pünktchen so lange verschoben bis es glatte 4,5km sind. So einfach ist es, das Ganze Hin und her zu frisieren.
Und warum auch nicht?
Wen – außer mir selbst – interessiert das schon? ? Das lustige Linienmalen geht auch runderherum, und das ist ebenfalls gar nicht schwer. Dazu bemühe ich das Luftbild des Wiflinger Weihers und zeichne meine Runde ein, die ich normalerweise nehme. Schwimme ich alles schön aus und bleibe nah am Ufer, dann komme ich auf 600,1 Meter pro Runde. Das sind immerhin 50 Meter mehr als mir der freundliche Herr von der Wasserwacht erzählt hat. Der nämlich schätzt die Runde auf 550 Meter. Aber der schwimmt sie auch nicht exakt aus. Ich übrigens auch nicht. Aber ich werde ab jetzt mit 600 Metern pro Runde rechnen… und mit der erweiterten Distanz angeben.
Lustig ist übrigens, dass die gleiche Runde, überträgt man sie vom Luftbild auf die Karte von Google, tatsächlich auch über Land geht – ich hätte demnach die Hütte der Waserwacht durchschwommen. Na, das wollten die doch immer schon…
Und wozu soll das jetzt gut sein? Warum schwimme ich nicht einfach drauf los und höre auf, wenn ich entweder keine Lust oder keine Kraft mehr habe… oder beides?
Die Antwort ist einfach: Weil der Mensch eben so ist, wie er ist. Immer will er sich und seine Leistung kontrollieren, damit er sich und seine Leistungen mit anderen vergleichen kann. Es geht zum einen darum, seinen Standort zu finden im „Ranking“, zum anderen aber auch um das ständige Ich kann aber schneller, länger, weiter… Es wäre unehrlich, das nicht zuzugeben. Da sind ja alle gleich. Den perfekten Augenblick zu finden ist ja wunderbar, aber manchmal darf es ruhig etwas mehr sein als der pure Genuß. Da darf es ruhig anstrengend sein – und da zählt, was man(n) geschafft hat.
Aber mal im Ernst – es gibt natürlich einen weiteren Grund, warum ich wissen will, wie weit ich geschwommen bin und wie weit ich überhaupt schwimmen kann. Ich will wissen, wann der Erschöpfungspunkt erreicht ist? Und geht danach noch was oder nicht?
Nur wer weiß, wie weit er es schafft, der kann und sollte das Risiko auf sich nehmen, solche Strecken im Freiwasser zu überwinden ohne das rettende Ufer in greifbarer Nähe zu haben. Und da ich in Bälde mit einem Freund zusammen eine für mich etwas längere Strecke im Chiemsee schwimmen will, möchte ich wissen, ob ich konditionell dazu überhaupt in der Lage bin. Was heißt: Ich sollte diese Distanz oder zumindest 80% davon am Stück schon mal geschwommen sein und wissen, ob ich danach „tot“ bin oder nicht.
Nun weiß ich es. Und bin beruhigt. Ich lebe noch.
Chiemsee – wir kommen!
Bald.
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