Sonntag, das ist… (#04) Nächtliche Sehnsucht nach Milch

Sonntag, das ist, wenn wir mitten in der Nacht heimkommen, sehr spät bzw. sehr früh, weil schon Sonntag ist. Die Stille im Haus, wie wohltuend sie ist nach einer rauschenden Ballnacht. Ich grüble: Natürlich sind Ballnächte rauschend, aber warum? Ich verstehe bis heute nicht so ganz, was das heißen soll. Rauschen in den Weiden, ok, das Grundrauschen der Autobahn, das ist nicht ok aber verständlich, was gemeint ist. Rauschende alte Tonaufnahmen, nachvollziehbar, selbst Rauschen in der Fotografie (was ein begrifflicher Quatsch eigentlich), ein rauschender Bach, an dem früher die Mühlen klapperten… aber Ballnächte? Da rauscht gar nichts. Da schmettert die Musik übers Parkett und die Tische…

Egal.
Erst mal Schuhe aus. Das ist fast so schön wie nach dem Skilaufen aus den Skistiefeln zu steigen. Krawatte ab, Sakko aus, raus aus den Klamotten, die bei aller Eleganz auch eine gewisse Unbequemlichkeit mit sich bringen. Ein Königreich für eine Jogginghose. Jetzt! Genau jetzt!

Vor vielen Jahren las ich mal in einem der Madita-Bücher von Astrid Lindgren, dass die Familie nach einem Ball (oder einer anderen Festivität) mitten in der Nacht, als sie wieder daheim war, sich im den Küchentisch versammelte. Alva, die mit auf dem Ball war, saß dort, aß ein Butterbrot und trank Milch.
Auch das habe ich nie verstanden.
Warum wollen die nicht sofort ins Bett? Warum haben die noch Hunger? Kamen die nicht gerade erst vom Essen?

Jahre später hängt mein Sakko über der Stuhllehne, darüber die abgestreifte Krawatte, das Hemd ist bereits ausgezogen, die Schuhe sowieso. Ich überlege, ob ich mich auf einen Stuhl setzen soll, erstmal runterommen und durchschnaufen oder gleich Richtung Schlafzimmer abmarschieren.
Nach einem langen Abend voller Gespräche und Musik, nach Bier, Wein und einem Dreigang-Menue, nach Tanz für die einen (da bin ich eher fish out of water und Fische tanzen nicht an Land, die zappeln höchstens) und Smalltalk an der Bar für die anderen, ist es irgendwann schön, einfach nur noch von Stille umgeben zu sein.
So schön solche Abende sind, auch sie gehen irgendwann zu Ende. Und wenn nicht, wird es notwendig, den Zeitpunkt für den Absprung zu finden; bevor es ausfranst, aus dem Rauschen ein Poltern wird, was bei Bällen allerdings eher weniger der Fall ist. So sinniere ich in der Küche spät am Abend oder halt eben ganz früh am Sonntag morgen.

Ein Glas Milch.
Das wär’s jetzt.


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1 Antwort

  1. Nati sagt:

    Nach so vielen Eindrücken muss man erstmal runterkommen um überhaupt schlafen zu können.