Krebs ist ein Arschloch

 

Heute vor 25 Jahren starb meine Mutter an einem zu spät diagnostizieren Darmkrebs.
Es wäre gelogen, würde ich behaupten, ich würde nicht oft und viel an sie denken. Gerade in diesen Tagen erinnere ich mich oft an sie, vor allem an ihre letzten Lebensmonate. An einen erst mit großer Energie und Zuversicht geführten Kampf, der aber irgendwann endete, als sie wusste: Es bringt nichts mehr. Der Krebs hatte gestreut, mit Chemo und Bestrahlungen würden die Ärzte das nicht mehr in den Griff bekommen.
Am 12. September 1999 starb sie, da war sie gerade ein halbes Jahr vorher 60 geworden. Ihr letzter Geburtstag war ein großes Fest – auch irgendwie ein Abschied von allen, die sie noch einmal zusammengetrommelt hatte.

Krebs ist ein Arschloch. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Doch:

Um dem Arschloch zu zeigen, was Sache ist, habe ich vor kurzem einen Termin zur Darmkrebsvorsorge gemacht. Denn ich bin jetzt in dem Alter, in dem mir das nicht nur zusteht sondern auch in einem Alter, in dem es angeraten ist; vor allem bei der entsprechenden familiären Vorgeschichte.
Und ich bin in ein paar Wochen so alt wie meine Mutter, als sie gestorben ist. Bald werde ich älter sein als sie je geworden ist, es aber hätte vielleicht werden können, wenn die fortwährenden Beschwerden im Jahr zuvor medizinisch deutlich früher und auch richtig diagnostiziert worden wären. Müßig ist es, darüber zu spekulieren.

Aber etwas habe ich doch daraus gelernt und daher einen Vorsorgetermin gemacht.

Das wird sicher keine amüsante Angelegenheit, wenn einem die Kamera durchs Gedärm fährt. Vielleicht wird es noch viel unangenehmer, wenn im Arztgespräch Themen angeschnitten werden sollten, die man lieber nicht hören möchte. Aber das ist ja schließlich der Sinn des Ganzen. Was immer dabei herauskommt oder nicht herauskommt, dem werde ich mich stellen müssen. Die Bereitschaft dazu hat ein wenig gedauert; zugegeben. Es gehört mehr Mumm dazu als ich gedacht hätte.

Verdrängen hilft allerdings nicht weiter, auf Dauer würde es auch nicht funktionieren. Denn wenn erstmal die heftigen Beschwerden da sind, könnte es zu spät sein. Auch schwermütig darüber nachzudenken und übellaunig zu werden, wie man es aus einer englischen Krimiserie kennt, in der der Inspector in genau der gleichen Situation ist, also im Alter, als einer seiner Eltern starb – nein Danke. Pack den Stier bei den Hörnern oder, um im Bild zu bleiben, den Krebs an den Zangen. Falls da überhaupt was ist, ich denke nicht, aber ich will Gewissheit.

Also: Krebs, Du Arschloch, vergiss es. Ich spiele da nicht mit. Zu mir musst Du gar nicht erst kommen.


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5 Antworten

  1. piri sagt:

    Ich mag nicht einfach liken und dann wieder verschwinden – Danke für das/dein sehr persönliches Statement!

    • Lutz Prauser sagt:

      Vielleicht motiviert es auch nur ein oder zwei Leute, sich mal selbst Gedanken über Vorsorge zu machen. Dann wäre schon was gewonnen. Das ist auch der Sinn dieses Beitrags.
      Ich danke Dir für Dein Feedback.

  2. Ja, Krebs ist ein Arschloch…zum Darm und Magen angucken sollte man gerade wenn es un der Familie lag aber schon vor 50 gehen und das wird dann alle 5 Jahre auch bezahlt.
    Misst ich muss den Termin mal machen, danke fürs erinnern.
    Bin schon wieder uberfällig.
    Meine Omas starben mit über 70 beide vermutlich an Darmkrebs, meine Schwester vor 3 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die wurde keine 60. Zumal Sie vorher 5 Jahre Krebsfrei war. Krebs ist ein Arschloch.
    Manche haben 3mal im Leben Krebs und werden trotzdem weit über 80 Jahre alt.

  3. Belana Hermine sagt:

    Ich hoffe sehr, dass richtigerweise nichts gefunden wird.
    Das Gefühl, wenn man das Lebensalter der eigenen Eltern erreicht und man (noch) da ist, kenne ich. Das scheint besonders ausgeprägt zu sein, wenn die Eltern „vor ihrer Zeit“ starben. Dich muss aber nicht das gleiche Schicksal ereilen.
    Und ja, Krebs ist ein Riesenarschloch!

  4. Trude sagt:

    Ja – ganz genau: Krebs ist ein Arschloch!

    Ich finde es gut das du zur Vorsorge gehen willst. Die Untersuchung wurde bei mir schon 2 x unter Narkose durchgeführt und ist halb so wild. Die Vorbereitung finde ich da wesentlich schlimmer.

    Aber es lohnt sich. Denn bei den Untersuchungen wurden mir direkt gutartige Polypen entfernt. Die auf Dauer durchaus hätten Probleme bereiten können. Selbst wenn die Dinger gutartig geblieben wären.

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