Jede Woche ein Foto – Ich bin der Neue
Als ich Anfang des Jahres auf die Twitter Aktion Jede Woche ein Foto (#JedeWocheeinFoto) gestoßen bin, war ich vom ersten Moment an begeistert. Der Accountbetreiber, der seit 2016 die Aktion betreut, stellt jeden Sonntag Abend ein Thema vor, eine Aufgabe. Alle, die wollen, können dann im Lauf der Kalenderwoche ein Foto dazu anfertigen. Viele wollten und wollen das. Das macht Spaß, ist eine spannende Herausforderung, seinen Blick (auch durch den Kamerasucher) auf die Welt zu schärfen und zu verändern.
Seit dem Frühjahr, also relativ frisch noch, bin ich dabei und habe ich mich jede Woche beteiligt. Nicht immer kamen mir die Themen gelegen, manchmal fand ich es eher merkwürdig und konnte nicht allzu viel damit anfangen. Aber kneifen wollte ich auch nicht. Manchmal fiel mir rein gar nichts ein und ich musste suchend durchs Dorf streifen, manchmal allerdings wusste ich sofort, was ich fotografieren wollte.
Zwei- oder dreimal habe ich mich nicht an die Regel gehalten und ein Bild aus meinem Archiv herausgekramt, dass ich bereits vor Themenveröffentlichung gemacht hatte. Aber es war noch so frisch und passte. Mal ehrlich: Wenn ich zum Symmetrie-Thema einen Hochspannungsmast von unten zeigen wollte, den ich zwei Wochen vorher fotografiert hatte – sollte ich mich dann noch mal auf den Weg machen und das gleiche Bild ein zweites mal aufnehmen? Es wäre kein Problem, der Mast steht im Nachbardorf. Nur die bewusste, scheinbare Durchbrechung der Symmetrie durch die Sonne im Bild hätte ich vielleicht nicht noch einmal fotografieren können.
Aber eine Wiederholung fand ich unnötig – und doch ist es streng genommen ein Regelverstoß.
Aber jetzt ist alles anders. Da kann und will ich mir solche kleinen Ungenauigkeiten nicht mehr leisten. Denn der Account wird nun von mir betreut – und damit das Fotoprojekt. Dem bisherigen Betreiber kam nach vier Jahren im unermüdlichen Dauereinsatz (für den zu danken ist) die Motivation abhanden. Ich verstehe das. Vielleicht auch hat er nur noch wenig keine Lust, jede Woche Teilnehmerinnen und Teilnehmer genau auf solche Regelverstöße hinzuweisen. Denn wenn man im Oktober sonntags um 20 Uhr ein Thema veröffentlicht und keine zehn Minuten später die ersten Bilder veröffentlicht werden, auf denen es taghell ist, dann wird es sich sehr wahrscheinlich um ein Archivfoto handeln. Das nervt. Da kann man im Lauf der Jahre die Lust verlieren.
Ich bin gespannt, wie ich mit dieser Problematik damit umgehen werde.
Jetzt jedenfalls werde ich den Account betreiben, hochmotiviert und ambitioniert. Und ich werde auch selbst weiter mit meinem eigenen Account mitmachen. Bisher waren Themen ausgewählt bzw. ausgelost worden, die andere Twitternutzerinnen und -nutzer vorgeschlagen haben. Das finde ich gut, das macht den Reiz aus. Das wird auch in Zukunft so bleiben.
Aber ich habe auch einige Ideen, wie ich das Projekt betreuen möchte: Dazu gehören auch Themen, die ich selbst aussuche.
Ich möchte das Projekt zusammen mit allen, die mitmachen, noch etwas persönlicher, noch etwas „tiefergehender und nachhaltiger“ machen. Ich möchte gerne mehr Themen anbieten, die viel mit den Leuten zu tun haben, die daran teilnehmen. Bilder können Geschichten erzählen, Augenblicke und Momentaufnahmen des alltäglichen Lebens zeigen, ein Fenster zum Ich der Fotografinnen und Fotografen aufstoßen. Das kann, muss aber nicht unbedingt ein experimentelles Selfie im Meer sein…
Fotografie ist bildende Kunst – sie bildet Ausschnitte unserer Welt, unser Realität ab. Sie spiegeln aber auch Gedanken, Ideen, Gefühle und Weltsichten der Fotografinnen und Fotografen wider. Egal, ob Profi oder Amateur/in.
Hin und wieder wird es vorkommen, dass aktuelle Ereignisse oder (Twitter)-Diskussionen in die Themen einfließen. Fotos sind auch immer Dokument des und ein Kommentar zum aktuellen Geschehen, warum sich nicht auch diesem Aspekt nähern?
Eine weitere Idee: Gelegentlich werden auch Archivbilder zugelassen, bzw. sogar dazu aufzurufen, genau solche zu twittern. Fotos sind auch Zeitdokumente, bei vielen ist es zu schade, um sie auf nimmer Wiederzeigen im eigenen Archiv zu versenken. Aber solch eine „Archivplünderung“ soll nur sporadisch passieren – es soll die Grundidee, dass wir alle auf Motivsuche zu gehen, nicht unterminieren.
Es wird spannend. Ich freue mich drauf. Vielleicht Ihr auch und macht weiter mit oder steigt neu ein…
Es ist mir klar, dass nicht jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer jedes Thema mögen wird oder damit viel anfangen kann. Aber das war ja immer schon so: Der/m Einen liegt Naturfotografie, die/der andere mag mehr Architektur, Technik, Stillleben, Portraits, Makrofotografie. Es gibt so viele Genres wie bevorzugte Motive: Sport, Food, Tiere, Kunst, Mode, Menschen – dazu das riesige Feld experimenteller Fotografie. Da kann nicht jede/r überall zu jedem Thema einen Zugang haben. Es wäre schön, wenn Ihr dann trotzdem mit dabei seid – egal, ob Profi oder Amateur. Hauptsache ist, dass Ihr Spaß am Fotografieren und Lust auf diese Aktion habt. Dann holt Eure Kameras heraus. Das war übrigens meine allererste eigene Kamera:
Auf jeden Fall wird es wird spannend. Ich freue mich drauf. Vielleicht Ihr auch? Dann macht weiter mit oder steigt neu ein, sofern Ihr einen Twitter-Account habt.
Mehr über das Fotoprojekt, die wichtigsten Regeln und Informationen findet Ihr hier.
Mehr zu mir findet Ihr hier in diesem Blog.
Ach, noch etwas: Ich bin kein Fotograf, was mich nicht daran hindert, trotzdem zig Gigabyte Bildmaterial auf meiner Festplatte zu bevorraten und ständig neue Fotos zu machen. Das Projekt werde ich, wie bereits mein Vorgänger, aus Spaß an der Freude, freiwillig und natürlich ohne irgendein finanzielles oder kommerzielles Interesse in meiner Freizeit leiten. „Ehrenamt“ ist vielleicht dafür etwas hochgegriffen. Aber bitte seht mir nach, wenn mal was nicht ganz so rund läuft, was nicht ganz so schnell beantwortet oder ein Problem gelöst wird.
Und jetzt lasst uns mit Licht und Pixeln malen und zaubern.
Euer Lutz
Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann
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Liest sich ganz toll und die Fotos sind auch sehr schön, sowie ausdrucksvoll, wozu man kein Profi sein muss, um das aus so schönen Blickwinkeln wie bei dir hier ins Bild zu setzen. Klasse!
Liebe Grüße von Hanne
hallo liebe Leute
Ich finde es absolut fantastisch, wie ihr Woche für Woche das in Pixel Band, was ich nicht mehr sehen kann. Umso mehr freue ich mich, wenn ihr zu euren tollen Fotos eine Bildbeschreibung macht.
wenn ich weiß, was auf dem Bild abgebildet ist, dann sehe ich euer Bild vor meinem inneren Auge. Ich erinnere mich, ich erlebe neu, es entstehen Impressionen.
dann mache ich eine kleine wundervolle Reise.
also, es ist ganz einfach. Beschreibt kurz was auf eurem Foto zu sehen ist.
so kurz wie möglich, so ausführlich wie nötig. Es müssen keine Erläuterungen, keine Interpretationen sein, keine Geschichten. Einfach nur das, was man sieht.
Ihr ermöglicht mir dadurch Teilhabe, und gebt mir einen wundervollen Moment das „ach ja, so und so könnte es ausschauen, ich erinnere mich*lächel“
/ herzliche Grüße Dagmar
Moin Lutz.
Ich finde es gut, dass du dieses Projekt weiter führst und an dieser Stelle auch auf die Regeln hinweist. Nur habe ich berechtigte Zweifel, ob jeder Twitterer, der unter #JedeWocheEinFoto zu dem jeweiligen Thema eines veröffentlicht, diese auch kennt. Allein auf Twitter sind die nicht erkenntlich und nicht jeder wird sich weiter auf die Internetseite durchgeklickt haben. Ich / wir nämlich anfänglich auch nicht ;)
Zudem haben wir „ein Foto machen“ zunächst so interpretiert, dass es auch eine aktuelle Bearbeitung, bspw. ein passender Ausschnitt, eines Archivfotos sein darf. Als z. B. in der 38.KW das Thema „Eines meiner Lieblingsessen – Selbstgemacht“ lautete, habe ich nicht extra das gekocht, sondern ein vorhandenes älteres Bild genommen. Nun habe ich mich geoutet, aber gemerkt hat das mit dem alten Bild niemand ;)
Vielleicht sollten die Regeln nicht all zu streng ausgelegt werden – denn das könnte vielleicht ebenso nerven.
Ok, ich freue mich auf das nächste Thema.
Grüße von der Ostsee / Sven
Es ist eine Regel, die nicht oder nur kaum kontrollierbar ist.
Vollkommen klar.
Letztlich muss sich jeder selbst fragen, warum er bei der Aktion mitmacht. Will man nur ein Foto zeigen und Likes einheimsen oder will man die Aufgabenstellung als Herausforderung sehen, ein neues Bild zu machen und somit an der eigenen Kreativität (auch unter etwas Druck), der Motivsuche das und dem Fotografier-Hobby „arbeiten“ und es weiterentwickeln.