Das Dilemma mit der Tribüne
Was ein Dilemma – da wird für ein Vermögen eine Regattastrecke im Nordwesten der Stadt als Teil der Olympiaanlage für die Sommerspiele 1972 gebaut. Und nur 50 Jahre später steht die Tribüne da und niemand weiß, was aus ihr werden soll. Denn das mächtige Bauwerk, das einst 9.000 Zuschauern sitzend Platz geboten hat (dazu kam eine Stehplatztribüne mit 16.000 Plätzen) steht da und wird eigentlich kaum mehr genutzt. Fast ein Lost Place, doch noch nicht ganz.
Da, wäre im Südteil ein Biergarten für die Besucher der Anlage, dazu ein Beach-Ressort, die dem ganzen Ensemble neues Leben einhauchen sollen, gelegentlich finden auf der Strecke auch Regatten statt. Aber wird die Tribüne dabei genutzt?
Das Bassin, die eigentliche Regattafläche wird weiterhin täglich genutzt, aber die Tribüne braucht offenbar kein Mensch mehr. Längst sind die Kioske verschwunden, die Rundfunkkabinen leer, die Büros verschlossen. Einst gab es sogar ein Postamt und ein Fernschreibrsum. Hochmodern. 1972.
Der eine oder andere Raum dient noch als Lagerfläche, an der beeindruckenden Holzkonstruktion nagt der Zahn der Zeit. Stempen verhindern, dass nicht längst was eingekracht ist. Gitter sperren Auf- und Abgänge.
Das Dilemma ist: Die Stadt München ist alleiniger Eigentümer, muss für alle Kosten aufkommen (was sie weder kann noch will), ein Investor ist nicht in Sicht, der Abriss aber wurde durch den Denkmalschutz verhindert. Seit 2018 ist das Objekt geschützt. Was tun mit der Liegenschaft?
Ideen gibt es viele, Geld nicht.
Erstaunlich wenig Müll, Graffitis oder eingeschmissene Scheiben – sind zu sehen. Es ist mehr eine Art Dornröschenschlaf als der systematische Verfall, der sich der Tribüne bemächtigt hat. 50 Jahre hat sie mittlerweile überlebt, aber wie geht es weiter?
Und so steht sie, teils abgegittert, teils zugänglich und harrt dem, was da kommen mag. Was soll sie auch sonst tun?
Nicht viel besser geht es dem Zielturm, in seiner Nähe beginnt der Bade- und Schwimmbereich, für den ich eigentlich hergekommen (hier zu lesen) bin.
Eigentum verpflichtet, heißt es. Na dann…
Ein paar weitere Impressionen noch, unter anderem auch die Kunst am Bau, eine schlangenartige Betonskulptur des österreichischen Bildhauers Hans Kastler:
Der Bühne gegenüber der Rest der Stehplätze.
Einmal hier sitzen, mit der Menge jubeln, begeistert klatschen?
Oder hier?
Es gibt genug freie Plätze. Suchen Sie sich einen aus.
Oder lieber hier? Im Boot auf dem Wasser?
Da ist wenigstens Bewegung drin…
Und von ferne in der Abendsonne sieht sie gar nicht so desolat aus. Die Tribüne…
Vielen Dank fürs Lesen.
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