Nr. 111 und 112: Füllstoff im Westen

Einen hervorragenden Füllstoff geben die beiden von mir neu erkundeten Seen im Westen Münchens ab, einer Region, die ich nur vom Durchfahren kenne. Beide Seen liegen direkt an der Autobahn. Obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft liegt der eine im Landkreis Fürstenfeldbruck, der andere im Landkreis Dachau. Ihre Existenz verdanken sie wohl auch der A8, was heißt, dass es sich um ehemalige Kiesgruben handelt. Davon hat es ja längs aller Autobahnen im Norden Münchens Dutzende.
Mein Besuch fügt sich wunderbar in den Tagesablauf eines frühen Feierabends bei sommerlichem Wetter und einem Sommerfest am Abend ein. Da ist genug Zeit für eine kleine Spritztour an den Eisholzrieder und an den Ampersee. Und damit füglme ich gleichzeitig meiner Liste der Freiwasser Oberbayerns, in denen ich schon geschwommen bin, zwei weitere hinzu.

1. Der Eisholzrieder See

Hier war ich schon mal, das ist gar nicht so lange her. Damals wurde nach meiner Ankunft ein banger Blick in den Himmel, ob das Zeitfenster bis zum einsetzenden Gewitter samt Regen für eine Schwimmrunde reicht, mit dumpfen Donnergrollen beantwortet. Ok – dann eben nicht. Und noch bevor ich die Schuhe ausgezogen hatte, fielen die ersten Regentropfen.

Dieses Mal ist das anders. Die Sonne scheint, der Himmel ist wolkig, eine bleierne Wärme (von Hitze zu sprechen wäre zu viel) liegt über dem See. Über dem See liegt zudem ein Geräuschteppich der Autobahn A8, die keine 50 Meter neben dem See liegt und München mit Stuttgart verbindet. Vom Wasser aus blitzen an mehreren Stellen die Schilder durch. Sie lassen keinen Zweifel daran, wo man sich befindet.

Noch ein Highway Lake, wenn auch kein Hawaii See. In den montonen Verkehrslärm mischt sich der typische Freibad- oder Badeweiher-Sound von Kindern, die sich gegenseitig vom Badesteg schubsen oder mit Arschbomben ihren Spezln im Wasser direkt vor die Nase springen. Alles, was sie mitzuteilen haben, geschieht im lauten Rufen, das Rangeln auf dem Steg geht nicht ohne Quietschen und Kreischen einher. Es ist die fröhliche Ausgelassenheit eines Sommertags.

Davon unberührt brüsteln viele, vornehmlich ältere Menschen im See etwas abseits des Stegs, fast alkes Damen, einige mit Sonnenbrille und Käppi. Die ganz coolen Jungs gruppieren sich auf der Schwimminsel in ebenso fulminanter wie demonstrativer Lässigkeit.

Viele Badegäste kennen sich, Neuankommende werden von denen, die schon da sind, begrüßt. Es wird geratscht, Kinder spielen miteinander auf der Wiese oder im Wasser. Auffällig viele Großeltern sind mit Kindern im Grundschulalter da. „Oma!“ und „Opa!“ schallen oft die Rufe über den See oder über die weitläufige Liegewiese.
Ein ganz normaler Nachmittag am Baggersee. Genau so soll es sein. Völlig unspektakulär, völlig entspannt, nicht überlaufen, kein Kampf um Parkplätze, kein Kampf auf der Wiese um gutePlätze. Niemand rückt irgendwem mit seinen Laken, Liegen, Sonnenschirmen oder Strandmuscheln auf die Pelle.
So ist es wunderbar.

Ab ins Wasser, eine erste Runde im ersten See.

2. Der Ampersee

Ganz anders geht es am Ampersee zu, der keine zwei Kilometer entfernt liegt. Auch er ist ein unmittelbarer Autobahnnachbar, ihm zur Seite ist eine aktive Kiesgrube, hier wird irgendwann wohl ein weiterer See entstehen.

Auf dem Weg zurück mache ich hier Halt und suche nach einem geeigneten Platz, um ins Wasser zu steigen.

Der fröhlich unbeschwerte Trubel des Eisholzrieder Sees fehlt vollkommen. Über dem Ampersee liegt trotz der A8 eine merkwürdige, sehr beschauliche Ruhe. Das ist zum Einen dem geschuldet, dass das gesamte Ostufer von einem Campingplatz in Beschlag genommen ist. Nur am Restaurant See-Garten gibt es eine kleine Liegewiese. Wer nicht von dort ins Wasser will, muss sich am Nordufer zwischen den Weiden einen Einstiegplatz suchen, nur hat es da nicht viel Platz zum Verweilen.

Viel Privatgelände gibt es am See. Das zu Betreten ist zwar nicht verboten, lädt aber auch nicht gerade dazu ein, dort seine Sachen auf die Erde zu legen und in den See zu steigen.
Ein Bach durchfließt den Ampersee, das macht das Wasser merklich kälter als im Eisholzrieder See. Das ist wohl der andere Grund, warum hier weitaus weniger los ist.

Da die Zeit schon etwas vorgerückt ist, fällt mein Schwimmen eher kurz aus. Einmal quer durch und dann zurück. Andererseits: Was will ich hier auch groß herumschwimmen? Immer hin und her?

Wie an vielen Seen mit Baumbestand und Büschen am Ufer lauern den Badegästen dieses Jahr endlos viele Stechmücken auf. Das heißt: Schnell ausziehen und sofort ins Wasser, nachher schnell abtrocknen und wieder anziehen und mit strammem Schritt zurück zum Auto. Ohnehin ist es an der Zeit, sich jetzt etwas zu beeilen.

Das Sommerfest wartet. Aber der Abstecher in den Westen war ein guter Plan. Der Füllstoff, den die beiden Seen bilden, hat einen guten Job gemacht…


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