Frag doch mal die anderen (Teil 39): Jutta Fuchs
„Moin! Ich bin Jutta, 45 Jahre alt und lebe und schwimme derzeit hauptsächlich in Hamburg“, erzählt Jutta Fuchs über sich. „Allerdings bin ich beruflich und privat viel unterwegs und teste von daher an allerlei Orten die Schwimm-Infrastruktur aus. Ich bin keine reine Schwimmerin, sondern würde mich als Multisportlerin bezeichnen, das heisst, ich bin auch gerne mal an Land und/ oder in anderen Sportarten unterwegs. Die Schwimmerei nimmt seit einigen Jahren jedoch eine Sonderstellung ein.“
1. Ich schwimme, weil
…Schwimmen eine schöne Mischung aus Entspannung und Training ist. Das klingt jetzt sicher so, als ob ich immer nur plantschen und mich nicht wirklich anstrengen würde. Stimmt aber so nicht! Zwar sind manche Freiwassereinheiten bei mir nicht sonderlich lang, ja, ich gebe es zu. Trotzdem werden sie zügig, technisch möglichst sauber und mit Druck geschwommen. In der Halle sorgen die Trainer mit ihren Programmen dafür, dass es nicht lahm und langweilig wird. Trotzdem: Das Schweben im Wasser, im Sommer draußen das Gefühl von Wasser und im Idealfall Sonne auf der Haut, das macht die Schwimmerei zu etwas Besonderem. Ein weiterer Aspekt ist, das Schwimmen eigentlich immer geht, sei es nach Verletzungen, Operationen, bei diversen anderen Befindlichkeitsstörungen. Damit habe ich schon so manche schwere Zeit überbrücken können.
02. Wo und wie hast Du schwimmen gelernt? Wie alt warst Du damals?
Schwimmen gelernt habe ich als Kleinkind von meinen Eltern in Ulm. Denen ich an dieser Stelle danken möchte, dass ich so früh an alle Grundsportarten und eben auch ans Wasser herangeführt wurde! Bis heute nicht vergessen ist ein Ereignis, das sich im Donaubad (damals war es ein reines Freibad) zugetragen hat: der etwas ältere Sohn einer Freundin meiner Mutter – ich war damals circa drei Jahre alt – „tunkte“ mich (unter Wasser drücken). Eigentlich ein Schock fürs Leben. Tat meiner Wasserbegeisterung aber keinen Abbruch. Ich blieb für eine Weile zwar lieber erstmal noch im Flachwasser. Somit ist die nächste Erinnerung nicht verwunderlich: Aufgeschlagene Knie vom Brustschwimmen in den untiefsten Bereichen im Kinderbecken des Ulmer Westbads. Da dürfte ich etwa fünf Jahre alt gewesen sein.
03. Am liebsten schwimme ich im Meer
Irgendwann mit über 30 wurde ich per Zufall Triathletin. Unter der Dusche des Hallenbads in Himmelsthür sprachen mich Mädels von der Triathlonabteilung der Eintracht Hildesheim an, und ich sagte natürlich sofort meine Teilnahme an deren nächstem Schwimmtraining zu. Von da an eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten im Freiwasser, an die ich mich alleine nie herangetraut hätte. Lange Distanzen in jeder Art von Gewässer, Dank Neoprenanzug selbst bei kälteren Temperaturen, Schwimmen von Insel zu Insel, Querungen. Am Liebsten schwimme ich bei Wassertemperaturen von deutlich über 20 Grad im Meer. Am Allerbesten haben mir bisher meine swims in Dahab (Rotes Meer, entlang der Korallenriffe), an der Côte d’ Azur und in der Ägäis gefallen. Blaues Wasser und Sicht, ein Traum!
04. Wo findet man Dich im Sommer im Wasser, wo im Winter?
Im Sommer bin ich fast ausschließlich im Wasserpark Dove Elbe (Hamburg) anzutreffen. Neben der Regattastrecke ist dort viel Platz und man ist fast immer ungestört. Das Tolle daran: Von der Stadt aus ist diese Stelle für mich in einer guten halben Stunde mit dem Rad erreichbar. Somit ist es ein schönes Doppeltraining bike-swim-bike. Im Winter schwimme ich bis zu drei Mal pro Woche mit den Triathleten der HT16 (Hamburger Turnerschaft von 1816), dies natürlich in den naheliegenden Hallenbädern. Eisschwimmerin werde ich definitiv niemals werden, auch wenn ich die Szene mit großem Interesse verfolge! Immerhin bin ich mittlerweile von Mai bis Mitte Oktober im Freiwasser, unter 18°C mit Neopren, darüber immer ohne.
05. Bist Du Vereins-/Leistungs-/Wettkampf-/Freizeitschwimmer?
Ich würde mich hauptsächlich als Freizeitschwimmerin bezeichnen. In einem Verein bin ich zwar auch, aber Triathleten sind ja keine Schwimmer, also nein, ich bin keine Vereinsschwimmerin. Wettkämpfe schwimme ich hingegen trotzdem hier und da, und damit meine ich nicht, dass ich innerhalb eines Triathlons schwimme. Das habe ich natürlich in meiner aktiven Zeit als Wettkampftriathletin oft getan. Nein, ich trete auch bei reinen Schwimmwettkämpfen, sowohl auf der Bahn als auch im Freiwasser an. Von 200 m Freistil bis 5 km open water war alles schon dabei. Dies aber immer unter dem „Quereinsteiger-Aspekt“, denn, wie schon angedeutet: Triathleten können nicht wirklich schwimmen! Bei den Bahnwettkämpfen habe ich bei der Schwimmabteilung der Ht16 ausgeholfen, und open water bin ich einfach für mich geschwommen. Die Ergebnisse waren jeweils ganz okay! – Neben den reinen Schwimmwettkämpfen bin ich seit 2012 der Sportart swimrun sehr zugetan, habe allerdings erst zwei dieser Wettkämpfe, bei denen in stetigem Wechsel geschwommen und gelaufen wird, in Schweden bestritten. Nicht so toll daran finde ich das Schwimmen in Laufschuhen. Zwar wird der fehlende Beinschlag durch eine Doppel-pullbuoy ausgeglichen, aber für mich, die ansonsten Langstrecke gern mit Flossen schwimmt, fühlt sich das einfach nicht so richtig nach Schwimmen an! Trotzdem hat diese Sportart ihren ganz eigenen Reiz: die amphibienartige Fortbewegung in teilweise unberührter Natur. Ohne limit. Man kommt überall hin und überall weiter, da man sich sowohl an Land als auch im Wasser mit minimalem Equipment schnellstmöglich fortbewegen kann.
06. Was ist Deine Lieblingsschwimmtechnik und welche magst Du gar nicht?
Freistil! – gar nicht mögen gibts nicht, aber Delle geht einfach nicht wirklich gut, trotz diverser kleiner Technik workshops, die über die Jahre immer mal wieder eingestreut wurden. Und Rücken, na ja…als Kind bin ich zwar mal über 50 m Rücken bei ‚Jugend trainiert für Olympia‘ gestartet, offenbar konnte ich das als 9-Jährige ganz gut. Heutzutage habe ich dabei immer das Gefühl, nicht wirklich vom Fleck zu kommen. In der Ägäis letzten Sommer habe ich diese Technik dann aber wieder zu schätzen gelernt: In Rückenlage konnte man die herrlichen Felsformationen, an denen es vorbei ging, viel besser genießen!
07. Was war das aufregendste, schönste, spannendste, dramatischste Schwimmerlebnis, das Du bisher hattest?
Das aufregendste Erlebnis war eine etwas blauäugige Querung vom Festland zu einer Dubai vorgelagerten kleinen Sandinsel. Damals, es muss im Sommer 2006 gewesen sein, war ich noch recht neu beim Freiwasserschwimmen, und wollte am Liebsten einfach überall hinschwimmen. Erst auf dem Rückweg wurde mir klar, dass es zum Einen eine quer verlaufende Strömung gab, zum anderen regen Schnellbootverkehr. Mit viel Adrenalin und etwas Glück gings unbeschadet zurück an Land.
Die schönsten beiden Schwimmerlebnisse sind noch ganz frisch: Im letzten Sommer bin ich mit dem britischen Veranstalter swimtrek einige wunderschöne Abschnitte rund um die griechische Insel Milos geschwommen, landschaftlich einmalig und bestens organisiert! Im Herbst 2018 startete ich sehr spontan bei den 5 km open bei prom’ swim in Nizza. Hier wurde einmal die komplette Baie des Anges durchschwommen, d.h. beim nach links Atmen hatte man Aussicht auf die Promenade des Anglais, auf der anderen Seite war das offene Meer. Eine sehr schöne, quasi rein französische Veranstaltung, die ich nur empfehlen kann!
08. Welche Gründe gibt es für Dich, das Wasser zu verlassen statt weiterzuschwimmen?
Große Fische, die ich sehe! Die, die irgendwo am Grund rumdümpeln, von denen ich zwar weiß, sie aber nicht im Sichtfeld habe, sind mir egal. Auf Lanzarote schwamm ich vor einigen Jahren die Ironman Strecke, die offenbar ganzjährig (man korrigiere mich!) mit einer Leine unter Wasser markiert ist. Das Ganze ist ein paar Hundert Meter vom Strand entfernt, und geht dort parallel zur Küste stumpf geradeaus. Irgendwann blickte ich nach rechts und sah einen circa 60 Zentimeter langen Fisch selbstbewusst neben mir herschwimmen. Das war mir zu viel. Ich habe sofort eine 90 Grad Wende gemacht und das Ufer angesteuert!
09. Der schönste Moment beim Schwimmen ist…
…beim Freiwasserschwimmen im Sonnenschein aus der Unterwasserperspektive auf die sich im Wasser brechenden Sonnenstrahlen zu schauen.
10. Gibt es Sportarten, die genauso schön sind wie Schwimmen? Oder sogar noch schöner?
Nein, sonst wäre ich als Multisportlerin ja nicht beim Schwimmen hängen geblieben! Radfahren kommt kurz nach dem Schwimmen, und ähnlich schön wie Schwimmen ist Wellenreiten. Aber Schwimmen bleibt die Nummer eins!
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2019 geht die Reihe ins vierte Jahr., jeden Monat erscheint ein neuer Beitrag. Die Serie lebt davon, dass schwimmbegeisterte Menschen etwas von sich erzählen – und so unterschiedlich wie die Menschen sind auch deren Antworten.
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