11.04.2025: Fastenkalender (38) – Das Besondere inmitten des Banalen
Als ich vor mittlerweile 14 Jahren zu bloggen begann, war mein High Concept:
„Das Besondere inmitten des Banalen, Alltäglichen, Trivialen zu entdecken und zur Sprache zu bringen. Das, was jeder selbst erlebt hat, neu zu erzählen, so dass sich viele in den Geschichten wiederfinden können. Und bei vielen meiner Fotos ist es das Gleiche.
Blüten, Schmetterlinge, die Spinne in der Rose, Schnee auf Zaunlatten, die tiefstehende Sonne. Das kennt nahezu jeder, das hat nahezu jeder schon oft gesehen. So oft, dass man achtlos daran vorbeigeht, nicht mehr hinschaut, weil es eben nichts Besonderes (mehr) ist. Vielleicht stimmt das sogar. Vielleicht aber ist es genau das, was wir zunehmend verlernt haben seit es heißt: Schneller, höher, weiter – bunter, wilder, lauter – exklusiver, exotischer, extravaganter. Nur so geht’s; zumindest, wenn man den Trends in den sozialen Medien glauben will, den vielen Bildern in den Fotocommunitys und auf den entsprechenden Plattformen.
Wie gewöhnlich und alltäglich ist da doch ein Regentropfen. Wie banal.
Aber ist das so? Spiegelt und bricht sich nicht im Regentropfen die ganze Welt? Ist ein Perlmuttfalter weniger schön und aufregend, nur weil man ihn hierzulande häufig antreffen kann, wenn man nur genau hinschaut auf die Blütendolden im Sommer?
Ist eine späte Rose im Dezember mit einem winzigen Eiszapfen nicht auch wunderschön, wenn auch ganz und gar nicht spektakulär geschweige denn ‚instagramable‘?
Sind Blässhühner langweilig, nur weil sie außer in Amerika auf allen Kontinenten der Welt vorkommen, sogar bis hin nach Australien und Neuseeland? Es gibt sie hierzulande an nahezu allen Seen und Weihern. Es ist also nichts Besonderes, sie zu fotografieren – so ganz anders als seltene, exotische, bunt schillernde Vögel irgendwo auf einem fernen Kontinent. Und es ist nicht mal schwierig, weil die Vögel alles andere als schwer zu finden oder scheu sind. Kann man mit solchen Fotos punkten, vorausgesetzt, man wollte das?
Ich denke schon, dass das möglich ist…“
So beschrieb ich im Fotobuch Im Süden, was mein fotografisches Konzept ist. Das Besondere inmitten des Banalen, Alltäglichen, Trivialen zu entdecken.
Das gilt noch heute.
Und das Buch gibt es heute auch noch.
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