Von einer Eiche, bunten Steinen und einem rosa Beutel

Ob wir ein Hollerkücherl möchten, fragt der Nachbar über den Zaun und wenige Minuten später finden wir uns auf seiner Terrasse wieder und verzehren die Hollunderblüten im Backteig. Bei der Gelegenheit kommen wir auf eine Bank zu sprechen, die der Heimatverein unseres Dorfes vor ein paar Jahren gestiftet hat. Die Nachbarin fertigt gerade einen frischen Kranz für ein Kreuz, das über der Bank an einem Baum hängt, an. So kamen wir auf das Thema zu sprechen.

Ein paar Stunden später führt uns ein Abendspaziergang zu ebendieser Bank – unser Ziel muss ja nicht immer der Froschteich sein. Mächtige alte Bäume, das meiste Eichen säumen den Waldrand, begrenzen ihn zum Feld und zum Dorf hin. Und genau dort finden wir auch die Sitzbank. Unter dem Blätterdach einer riesigen Eiche steht sie, nicht zu verfehlen und für uns ganz nah.

Es geht ein frischer Wind an diesem Abend, die Sicht ist klar, aber nicht klar genug, um im Süden in der Ferne das Alpenpanorama zu sehen. Auch den Olympiaturm von München machen wir am Horizont aus – bei Föhnlage wäre er zum Greifen nahe. Auf dem Foto sieht man ihn hingegen fast nicht.

Ein Kreuz hängt über der Bank an der Eiche, darunter zwei Kränze, einer osterhasig und damit nicht mehr up to date. Ein latzbehoster Hase schaut voller Tatendrang in die Landschaft.

Der andere Kranz ist aus frischem Thujengrün und Kieferzapfen gefertigt. Am Mittag lag er noch bei den Nachbarn auf dem Tisch. So schnell sieht man sich wieder.

Unter dem Kreuz mahnt ein Schild mit Sinnspruch zu einer kurzen inneren Einkehr, einem Moment der Besinnung. Der Vers ist holprig und herzig. Es geht schon recht katholisch zu im bayerischen Kernland. Spuren der Volksfrömmigkeit sind überall zu finden.

Einen Moment verweilen wir wie geheißen an der Eiche, schon um der Fotos willen, dann führt uns der Spaziergang hinein in den Wald. Dort finden wir noch andere Spuren: Bunte Steine. In diesem Fall wohl sind es wohl etwas ältere, durch Wind und Wetter bereits ramponierte Exemplare. Vor einiger Zeit ging es los damit. Überall haben Menschen angefangen, Steine zu sammeln, zu bemalen und wieder „auszuwildern“ – ein Trend, der seinen Ursprung wohl an der Küste hatte, aber mittlerweile das ganze Land überzogen hat.
Seit ein paar Wochen finden wir regelmäßig bemalte Steine bei unseren Spaziergängen. Ihre Funktion: Zunächst ist das Bemalen ein Zeitvertreib. Aber die Steine sollen natürlich gefunden werden, dem Finder Freude bereiten, er soll sie mitnehmen, später an einem anderen Ort wieder auslegen oder behalten und dafür selbstbemalte in Umlauf bringen. Einen echten „Mehrwert“ schafft das nicht, aber darum geht es ja auch nicht. Es soll Freude machen – das reicht. Und vielleicht hilft es in den Familien auch, die Kinder zu motivieren, Spazieren zu gehen: „Bestimmt finden wir ja ein paar bunte Steine…“, mögen Mütter ihren Nachwuchs in den dunklen Wald locken.

In unserer Region heißen die bemalten Steine Alpenkiesel. Es gibt eine eigene Facebook-Gruppe, in die man seine Funde eintragen soll – und natürlich auch die eigenen bemalten Steine herzeigen. Letzteres wird natürlich meinerseits nicht passieren – ich werde keine Steine bemalen. Aber wenn ich welche finde, dann nehme ich sie mit, lege sie andernorts wieder aus und schreibe eine kurze Notiz in die Gruppe. Denn auch das erfreut offenbar alle Teilnehmerinnen (ich glaube, ich bin fast der einzige Mann dort).

Was hingegen bei unserem Abendspaziergang weitaus weniger erfreulich ist, um nicht zu sagen: Vollkommen unverständlich! – Warum hängen Hundeliebhaber, die mit ihren Vierbeinern in den Wald gehen, die Hinterlassenschaften ihres Tieres die Lackbeutel in die Bäume?

Irgendwo las ich mal die fast schon zynische Frage, warum man etwas, was in 14 Tagen verrottet ist, in Beutel stopft, die über 200 Jahre brauchen, bis es sie nicht mehr gibt. Womit ich nicht sagen will, man solle seine Hunde einfach irgendwohin sch….. und die Kacke einfach liegen lassen. Ganz sicher nicht.
Aber die Tüten kann man dann auch gefälligst mitnehmen und daheim entsorgen. Und nicht die rosa Beutel in Kopfhöhe in einen Baum hängen.

Was für Idioten… Es gibt einfach zu viele davon. Und sie laufen überall herum.

 


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2 Antworten

  1. Frieda sagt:

    Dass jemand die Beutel in die Bäume hängt ist eine Sauerei, das hab ich ja noch nie gehört. Die Beutel an sich gehören verboten, da verrottet die Scheisse ja nicht. Ich kenne jemand, die wirft die Dinger in fremde Mülleimer. Genau so schlimm

    • zwetschgenmann sagt:

      Nicht, dass wir uns da missverstehen – ich bin durchaus der Meinung, dass Hundehalter den Sch… ihrer Lieblinge mitnehmen und entsorgen müssen. Vor allem auf Straßen, Plätzen, Gehwegen in Parks etc. – es gibt im Moment wohl kein besseres Mittel als diese Tütchen, daher halte ich ein Verbot erst dann für gut, wenn es sinnvolle Alternativen dazu gibt.
      Aber sie gehören eben in den eigenen Mülleimer und nicht in die Landschaft oder fremde Mülltonnen.