Der Fünfer am Vierten als Erstes (Challenge 2019/1)

Das Wetter ist ungemütlich – es schneit in einem fort, ein scharfer Wind geht und weht den Schnee zu Haufen zusammen. Und es kommt immer mehr. Man möchte, wenn man einen hat, keinen Hund vor die Tür jagen.
Der Verkehrshinweis kündigt neben weiteren heftigen Schneefällen und der Gefahr von Straßenglätte endlos lange Staus an. Auf der A8 zwischen Rosenheim und Holzkirchen zum Beispiel geht auf einer Strecke von 30 Kilometern fast gar nichts mehr: Stau und stockender Verkehr. Schuld daran ist nicht nur die Witterung. Es sind die schier endlosen Karawanen der Skiurlaubheimkehrer, die den Verkehr vor und hinter dem Irschenberg zum Erliegen bringen. Nicht viel anders ist es auf der Salzburger und der Inntalautobahn. Ganz Bayern steht im Stau.Es schneit unaufhörlich
Ganz Bayern?
Nein!

Die, die nicht im Stau stehen, bleiben lieber daheim. Wie gesagt: Keinen Hund jagt man vor die Tür, kein Auto holt man aus der Garage.

Aber es sind nicht alle so.

Ein Haufen Verwegener wagt sich auf die Land-, Staats- und Kreisstraßen. Die, die es müssen, und die, die es wollen. Zu letztgenannter Gruppe gehöre ich. Ab geht’s ins Schwimmbad. Selten war die Gelegenheit besser. Kaum ein Ort bei dem Wetter, wo ich lieber wäre. Schwimmen und dann ein paar mal ab ins Dampfbad. In den Pausen auf der Liege das fulminante Hörbuch Herz der Finsternis von Joseph Conrad hören. So kann man einen Schneetag auch verbringen.Schwimmbad im Schnee

Ich rechne mit einer recht leeren Halle. Perfekt, um das Jahr 2019 „anzugreifen“ und Strecke zu machen, bevor all die Urlauber dann doch wieder daheim sind und sich ihrer guten Vorsätze erinnern, ab sofort mehr Sport zu machen. Denn die Vorsatzschwimmer, die jedes Jahr in den ersten zwei bis drei Januarwochen die Hallenbäder und dort die Sportbahn verstopfen, sind ein erheblicher Störfaktor meines persönlichen Wohlempfindens. Das rücksichtlose Gesindel stellt sich auf meinen Lieblingsparkplatz, okkupiert meinen bevorzugten Spind, blockiert Liegen mit Bergen von Handtüchern und Picknicktaschen und am allerschlimmsten:  Klebt im Wasser am Beckenrand, weiß nicht, wie man andere überholen lässt, kann nicht im Kreis schwimmen und wagt es, in altdeutscher Rückenlage Chaos auf der Sportbahn zu verbreiten.

Am Donnerstag, so erzählt mir ein Schwimmmeister, muss es enorm voll gewesen sein, gereizte Stimmung im Becken und manch unfreundliches Wort. Am Freitag aber ist es leer. Wir sind zu zweit, gelegentlich zu dritt und für ein paar Bahnen bin ich sogar allein auf der abgesperrten Sportbahn.

Ein Luxus und eine Sünde, das nicht auszunutzen.Ein Fünfer auf der leeren Sportbahn

Recht früh treffe ich die Entscheidung, 5.000 Meter zu schwimmen und damit die erste Aufgabe meiner Challenge 2019 abzuhaken. Es wäre dumm, die Gelegenheit nicht zu nutzen, Zeit habe ich genug.
Kraft- und konditionssparend reihe ich Bahn an Bahn, 200 sollen es werden, nach 100 Bahnen habe ich allerdings keine Lust mehr. Da sind gerade mal 2,5 Kilometer geschafft, weniger als das, was ich sonst immer schwimme.
Also weiter. Notgedrungen.
3 Kilometer. 3,5 Kilometer. Jetzt wäre es an der Zeit, aufzuhören.
Nein.

4 Kilometer. Die Motivation geht gegen Null.

Die Arme werden schwer und doch irgendwann kraftlos. Dann aber  gesellt sich eine Schwimmerin zu uns, deren Tempo etwa dem meinen gleicht. Vielleicht ist sie sogar eine Idee schneller. Ich lasse mich ziehen, wir schwimmen auf gleicher Höhe, erst an der Wende gelingt es mir, eine halbe Körperlänge Vorsprung herauszuholen. Das ist allein dem wesentlich kraftvolleren Beinabstoß an der Beckenwand zu verdanken. Die letzten Bahnen ist der Ehrgeiz wieder da. Ich greife an. Schaffe ich es tatsächlich, sie hinter mir zu lassen. Die Züge werden kraftvoller, Energiereserven mobilisiert. Jede Wende schafft zudem eine Vergrößerung des Abstands. Irgendwann ist sie tatsächlich eine halbe Bahn hinter mir.
Dann aber holt sie auf. Sie schwimmt mit Paddles.
Gut, dass ich sowieso gleich fertig bin. Noch vier Bahnen.
Noch drei.
Noch zwei. Einmal noch hin, einmal zurück.
Fertig.
Ein Fünfer auf der Heckscheibe
5.000 male ich mir auf die verschneite Heckscheibe, bevor ich heimfahre. Es hält keine 100 Meter, dann hat die Heizung die Scheibe frei geräumt.


Noch zu erledigen:

  • Fünf neue Seen: noch 5 / noch 4 / noch 3 / noch 2 / noch 1
  • Fünf Wiederentdeckungen: noch 5 / noch 4 / noch 3 / noch 2 / noch 1
  • Und außerdem: Jahressoll 480 km / ein fremdes Freibad / Ranking aktualisieren / ein fremdes Hallenbad / Langbürgner See / Chiemsee – Ostufer / Badehosen ausmisten / Ab in die Alz / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser / Herbstlaubschwimmen / Seehamer See

Erledigt:

  • Fünf neue Seen: noch nichts
  • Fünf Wiederentdeckungen: noch nichts
  • Und außerdem: Ein 5.000er

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