Der Berg von Fröttmaning – Teil 2: Jetzt aber rauf

Teil 1 hier

Jetzt aber rauf auf den Fröttmaninger Berg – denn dazu bin ich eigentlich hergekommen. Windrad auf dem Fröttmaninger Berg in der Nachmittagssonne Und ich bin nicht der Einzige an diesem Spätnachmittag an einem Montag. Erstaunlich wenig Spaziergänger haben den Klärschlammhügel erklommen, dafür umso mehr Radfahrer, die sich teils mit Muskelkraft, teils mit den Akkus ihrer E-Bikes nach oben bringen lassen. Nicht jeder achtet dabei darauf, auch nur die Wege zu befahren, die dafür gedacht sind. Und so strampelt so manch einer quer über das Grün – vollkommen egal, dass die sensible Oberhülle der Deponie, die aus Pflanzen und Erde besteht, beschädigt werden könnte.

Mountainbiker am Fröttmaninger Berg

Vollkommen egal auch, dass Schilder genau das untersagen und zudem erklären, warum. Priorität hat das individuelle Freizeitvergnügen – und das gibt es offenbar für manche Zeitgenossen nur querfeldein. Scheiß auf die Regeln, scheiß auf die möglichen Schäden, die das verursacht. Leider ist der hier gezeigte Kamerad in Blau nicht der Einzige.

Der Schlammberg ist noch immer nicht abgedichtet, ökologisch noch immer ein Problem, an dessen Behebung noch immer gearbeitet wird. Überall stehen Hinweisschilder, dass Gase entweichen können. Das mutet befremdlich an inmitten eines Freizeitgeländes.

Warnschilder vor Deponiegas am Berg
Neben den Radfahrern sind es vor allem Jogger, die das Terrain für sich nutzen. Einige besonders hingebungsvolle Sportler, vollziehen dabei den Kraftakt, den steilen Trampelpfad, der schnurgerade nach oben führt, immer wieder hinauf zu laufen, oben am Geländer anzuschlagen und dann wieder herunter zu rennen, das versunkene Dorf zu umrunden und danach wieder hinauf. Und das nicht einmal sondern zigmal. Muss man mögen, sowas…Läufer bergab
Das versunkene Dorf ist eine Kunstinstallation von Timm Ulrichs aus dem Jahr 2006. Es zeigt eine nicht begehbare Replik im Maßstab 1:1  der spätromanischen Heiligkreuz-Kirche, die nur knapp 180 Meter entfernt steht. Das Kunstwerk demonstriert auf sehr eindrucksvolle Weise, wie Fröttmaning unter dem Berg, den Schlammmassen quasi versinkt. Nur die Kirche, die bleibt eben im Dorf. Sehr beeindruckend, sehr intelligent und endlich mal ein modernes Kunstwerk, das sich auf Anhieb und nur aus sich selbst erschließen lässt.Das versunkene Dorf am Fröttmaninger Berg

Das versunkene Dorf - andere Ansicht
Von der Kirche stapfe ich ein kleines Stück den Trampelpfad zum Gipfel hinauf. Hinter mir schnauft es, der Läufer kommt schon wieder angewetzt und überholt mich. Kaum, dass ich den ersten regulären Weg erreiche, biege ich auf diesen ein und folge ihm bis zum Windrad. Auf halber Höhe werfe ich einen Blick über das versunkene Dorf hinüber zum Gummiboot und ein Stück weiter oben noch einmal, jetzt mit dem neuen Windrad. Spannend, ob man es eines Tages auch besuchen und den Deponiehügel hinauf spazieren darf?Auf halber Höhe, Das versunkene Dorf, im Hintergrund die AllianzarenaVom Fröttmaninger Berg Richtung Allianzarena
In der Tat ist die Aussicht auf München vom Fröttmaninger Berg aus gigantisch. Im Süden liegt mir München zu Füßen, nach Norden reicht der Blick über Garching, Eching und Neufahrn. Ich erkenne das Atomei inmitten der TU.Blick nach Norden auf Garching mit Atomei
Ganz klar ist die Sicht leider nicht. An einem Föhntag werde ich noch einmal wiederkommen, um bessere Bilder zu machen, dann, wenn man die Berge nicht nur erahnen sondern zum Greifen nahe sehen kann. Dann lohnt es sich auch, mit dem Tele einzelne Viertel der Stadt sehr nah heranzuzoomen. Das gesamte Panorama:Vom Fröttmaninger Berg nach Süden über München

Von der Frauenkirche (ganz links am Bildrand) bis nach Schwabing (rechts im Bild) spannt sich dieser Ausschnitt – in der Mitte das Doppelgebäude Highlight Towers und rechts daneben das  Bürohochhaus Münchner Tor in Nordschwabing.

Skyline von München

Die Highlight Towers und das Münchner Tor noch etwas näher:

Highlight Towers - Büroarchitektur vom Fröttmaninger Berg aus

Fernsehturm, Olympiagelände und BMW Hochhaus:

Blick auf München Nordwest
Unermüdlich dreht sich der Rotor des Windrades über meinem Kopf. Fast lautlos. Seine Schatten tanzen über dem Boden. Ich stelle mich direkt unter den Turm und starre nach oben.

Windrad auf dem Fröttmaninger Berg vor blauem Himmel
Wieder kommt der Läufer, nun ist er erheblich langsamer, schlägt auf das Geländer und rennt wieder ins Tal. Mein Respekt, ich wäre vermutlich schon nach dem ersten Run vollkommen außer Puste und einem Zusammenbruch nahe. Er aber steckt das weg. Bewundernswert

Windrad auf dem Fröttmaninger Berg in der NachmittagssonneBeim Weg hinunter zum Parkplatz kommen mir wieder ein knappes Dutzend Radfahrer auf ihren Mountainbikes entgegen – keiner mit Akku, dafür alle mit strammen Waden. Und alle auf dem Weg.

Selfie auf dem Fröttmaninger Berg

 

Es gibt sie eben noch – die intelligenten und rücksichtsvollen Menschen am Fröttmaninger Berg.

 

 


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