Darf ich Ihnen Heinz vorstellen?
Das ist Heinz.
Etwas ungestüm ist der junge Mann – und dann wurde er rüde ausgebremst. Denn Heinz war auf dem Weg zu einer Hochzeit. Na ja, vielleicht nicht Hochzeit – eher nur Paarung. Denn so genau nimmt man es im Hause Bufo nicht.
Hauptsache weiblich, Hauptsache drauf – dann nicht mehr loslassen. Und so passt das schon.
Heinz lebt im Feuchtgebiet am westlichen Rand unseres Dorfes, zur Paarung aber trifft man sich zum kollektiven Stelldichein im Weiher beim Pitzer Schorsch. Dumm nur, dass dazwischen die ED20 verläuft, die Straße zum Nachbardorf.
Also haben wir Zweibeiner Fangzäune aufgestellt, damit Heinz und seinesgleichen nicht unter den Reifen der die Straße benutzenden Fahrzeuge zermatscht werden. Das nämlich ist für niemanden schön – schon gar nicht für Heinz und Co.
Damit ist ein Queren der Straße an dieser Stelle für die Kröten unmöglich geworden. Auf der Suche nach einem Durchschlupf am Zaun fallen sie in eingebrabene Eimer.
Soweit nicht neu – für mich schon, ich bin in diesem Jahr das erste Mal dabei. Zweimal in der Woche kontrolliere ich morgens die Eimer.
Heinz habe ich Anfang der Woche in einem in die Erde gegrabenen Eimer hockend gesehen – kalt, wie das bei wechselwarmen Tieren so ist, wenn nachts die Temperaturen fallen. Und ein wenig steif.
Mitsamt Eimer habe ich Heinz über die Straße getragen – weil man das eben so macht. Und weil ich an diesem Morgen dran war. Es gibt nämlich einen Plan, wer von uns an welchen Tagen morgens und wer abends die Eimer kontrolliert. Schließlich sollen die Tiere nicht allzu lang in ihrem lebensrettenden Gefängnis ausharren – und das gilt auch für den Beifang, der sich gelegentlich auch im Eimer befindet.
Auf der anderen Seite in der Nähe des Teiches habe ich Heinz sanft aus dem Eimer aufs Gras gleiten lassen – ein sonnenbeschienenes Plätzchen, damit er in Schwung kommt und sich dann überlegen kann, wie’s weitergeht mit seinen Paarungsplänen. Eine kleine Posing-Runde für ein paar Fotos hat er tapfer und willig über sich ergehen lassen.
Jetzt wird er sich noch ein wenig gedulden müssen.
So viele Erdkröten waren heuer noch nicht auf dem Weg. Von Paarungen im Wasser war noch nichts zu sehen.
Aber kommt schon noch Heinz. Kommt schon noch. Nur keine Ungeduld.
Krötenretter-Kollege Holger, der sich für die Mittwochs-Frühschicht eingetragen hat, schwatze ich seinen Dienst ab. Die Nacht war feucht, nicht zu kalt, da möchte ich noch einmal schauen, was sich getan hat. Er willigt zu, etwas bekümmert, denn bisher hat er jedes Mal, wenn er Dienst hatte, unverrichtet seine Handschuhe wieder ausziehen müssen. Keine Kröten im Eimer – aber die anderen waren alle schon fündig. Ich auch wieder – sorry Holger.
Immerhin ein halbes Dutzend Kröten hat sich in dieser Nacht auf den Weg gemacht und ist in die Falle gegangen. Große, kleinere, dunkle, grüne, braune – allesamt auf dem Weg zum Weiher. Der große Run wird wohl in den kommenden Tagen einsetzen, die Nachttemperaturen steigen an.
Wohlan… mögen die Paarungen beginnen.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Krötenzauneinsätze habe ich auch ein paar Jahre gemacht. Das macht schon Freude, den Bufo-Wanderern zu helfen. Wir hatten mal mehr als 400 Kröten an einem Abend! Hier im Teich hat sich schon eine kleine Hochzeitsgesellschaft versammelt, es gibt jetzt wieder Konzertabende. 🙂
Viel Spaß noch bei der Zaunbetreuung!
Alle Heinzis brauchen jetzt Hilfe. Im „Liebeswahn“ rennen sie sonst Richtung Wasser und es gibt keine kleinen Heinzis. Lach …
LG Jürgen