Feuchte Träume

„Familienfeiern“, so lese ich auf Twitter, „werden nicht in Stunden gemessen; sondern in Kilo.“ Da ist etwas dran. Und da ich eine solche gerade erst erfolgreich hinter mich gebracht habe, drängt es mich ins Schwimmbad. Ich brauche Wasser, ich brauche Bewegung, denn ich war in den vergangenen Wochen zu wenig und wenn dann zu kurz auf der Bahn. Die Kalorienzufuhr übersteigt deutlich das Verbrennen der kleinen, fiesen Dickmacher. Und dabei hat die „stade Zeit“ noch gar nicht angefangen. Wenn’s erst mal los geht mit Weihnachtsmärkten und –feiern, Glühwein, Christstollen und Plätzchen, dann wird die heimische Waage so manch zusätzliche Belastungsprobe aushalten müssen. Und die ganz großen Fress-Feiertage kommen ja erst noch.
Was heißt: Rein ins Wasser, schwimmen, schwimmen, schwimmen. Vorbeugen. Was weg ist, ist weg. Das gilt auch für die Pfunde am sich langsam wieder ausdehnenden Speckgürtel.

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Produktabbildung von Arena… scharf.

Für den gestrigen Dienstag habe ich mir eine Abendschicht eingeplant, nicht nur aus dem bereits erwähntem Grund. Ich bin mit Schwimmfreund Herbert verabredet (endlich wieder mal), den ich nach dem Schwimmen mit zurück in unser Dorf nehmen muss, weil er ohne Auto kommt. Da ist man sonst, wohnt man auf dem Land, schnell abgeschnitten.
Außerdem hat der heftig kritisierte Online-Händler, bei dem ich nach wie vor gern bestelle, sich wieder mal selbst übertroffen und die bestellte neue Schwimmhose innerhalb kürzester Zeit geliefert. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn ich konnte am Wochenende sowieso nicht schwimmen. Jetzt aber will ich die neue Arena-Flex-Hose ausprobieren, von der es in der Produktbeschreibung Werbung so schön heißt: Waterfeel Plus: Ist ein innovatives Material von Arena und wurde für einen besonderen Tragekomfort und eine erhöhte Vielseitigkeit entwickelt. Die außergewöhnliche Passform dieses Materials optimiert das Tragegefühl im Wasser. In jeder Disziplin! Außerdem ist es dank seiner Materialkombination seidenweich und gleichzeitig hochelastisch.
Da kann man doch schon mal ins Schwärmen geraten, oder ins Träumen…
Auf die Haltbarkeit der Nähte bin ich ganz besonders gespannt, nachdem mir ja vor Kurzem eine Hose, die ich vor nicht mal einem halben Jahr gekauft hatte, am Allerwertesten gerissen ist. Nun ja…
Grau ist alle Theorie. Denn wie sagte meine Oma so schön und fortwährend: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“ Was nichts anderes bedeutet, als dass es wieder mal verdammt knapp wird mit Schwimmen. Zwar komme ich pünktlich aus dem Büro, aber mein Weg zum Schwimmbad wird durch die Sperrung einer Straße nach einem Unfall  empfindlich verlängert. Denn Feuerwehr und Polizei leiten den Verkehr um.
Umleiten ist eigentlich zu viel gesagt, denn sie leiten den Verkehr einfach nur ab: Hinein in ein Wohnviertel und eine schmale Waldstraße. Dort überlassen sie die Autofahrer ihrem ungewissen Schicksal. Im Nu verstopft sich dort alles. Viele kennen sich nicht aus, die parkenden Autos am Straßenrand machen die doppelseitige Nutzung der Fahrbahn fast unmöglich. zumindest, wenn ein breiter SUV entgegenkommt. Viele entnervte Autofahrer wenden in Seitenstraßen oder Einfahrten, um sich einen anderen Weg zu suchen, was den Verkehr zusätzlich behindert. Es herrscht das blanke Chaos, das mich letztlich knapp 40 Minuten mehr Fahrzeit kostet… und gleichzeitig entsprechend weniger Schwimmzeit.
Endlich auf der Autobahn gebe ich Vollgas, vielleicht hole ich ein paar Minuten für ein paar Extrabahnen wieder rein. Normalerweise bin ich nicht so der Raser und ich trete vor allem das Gaspedal nicht bis zum Anschlag durch. Doch da ich Ende vergangener Woche einen neuen Luftfilter ins Auto eingebaut bekommen habe, kann ich es dieses Mal wagen, ohne dass der Hintermann gleich in einer schwarzen Rußpartikelwolke verschwindet. Tatsächlich röhrt und raucht mein Auto gar nicht mehr so und ich schaffe es, auf der Strecke tatsächlich ein wenig der verlorenen Zeit wieder zurückzugewinnen. Beschleunigen macht auch wieder richtig Spaß, da soll man nicht feuchte Träume bekommen.
Sie dürfen also jetzt das Jugendwort des Jahres verwenden und sagen: Läuft bei Dir…
Am Ende schaffe ich an dem Abend nicht die erwartete Schwimmstrecke. Aber 2.500 Meter sind es aber doch, bevor ich das Wasser verlasse und mich Richtung Dampfbad aufmache. Und das Beste: Auf der Sportbahn ist es gähnend leer. Ich teile mir die Bahn mit zwei weiteren Personen, einer Schwimmerin, die mich fortwährend überholt, ein weiterer Schwimmer geht, kurz nachdem ich gekommen bin. Dafür kommt zum Ende hin wieder einer hinzu. Die Leere ist ein weiterer Traum, den ich ein wenig einkalkuliert hatte. Denn an diesem Dienstag hockt der halbe Landkreis vor dem Fernseher und schaut zu, wie der FC Bayern von Manchester City in der letzten Minute eine eingeschenkt bekommt. Vorbei der Traum, in der Champions League aus 6 Spielen 18 Punkte mitzunehmen und damit einen weiteren Rekord einzufahren. Gleichzeitig wird Schalke 04 im eigenen Stadion vom FC Chelsea 0:5 abgebürstet. Auch das ist ein kleiner feuchter Traum für mein so schwer gebeuteltes schwarz-gelbes Borussenherz…
Im Gehen schieße ich noch schnell ein Handy-Foto vom mittlerweile gänzlich leeren Schwimmbecken. Ein verführerischer Anblick. Jetzt noch eine Arschbombe… Das wäre was. Auch ein Traum.

Das Bild lade ich in den Facebook-Gruppen Bist Du heute schon geschwommen und  Du bist ein echter Schwimmfreak, wenn… hoch. In der erstgenannten Gruppe bemitleiden wir uns immer wieder gegenseitig, wie schrecklich es ist, in den hoffnungslos überfüllten Schwimmbecken seine Bahnen ziehen zu müssen. Da will ich die anderen doch mal ein wenig neidisch machen. So ein leeres Becken – das hat doch was. „so sehen feuchte Träume aus… hihihi…“ kommentiert Schwimmerin Pe Tra das Foto. Damit hat sie Recht; und mir einen Titel für diesen Blogeintrag zugeschoben. Danke dafür.

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1 Antwort

  1. modoufall sagt:

    Schicke Hose, flotter Beitrag!

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