Spaziergänge (#01): Vom Eise befreit…
Manchmal muss es eben Goethe sein… Heute zum Beispiel:
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Osterspaziergänge sind eben etwas ganz Besonderes. Und kaum einer hat das besser beschrieben als Johann Wolfgang von Goethe im „Faust 1“.
Den Osterspaziergang 2015 machen wir von Bernau aus zum Chiemsee, sehnsüchtig schaue ich über das Wasser hinüber zur Herreninsel. Die Distanz bin ich 2014 im August geschwommen und ich habe mir vorgenommen, das Ganze 2015 zu wiederholen. Das wird Teil meiner Challenge 25, der 25 Gewässer meiner Region, die ich in diesem Jahr beschwimmen möchte. Da ist das Bayerische Meer natürlich ein absolutes Muss.
Ich weiß, dass mein Schwimmbad am 26. April die Pforten für die Saison schließen wird. Danach muss ich wieder entweder in ein anderes Hallenbad, ins Freibad oder hinaus in die Seen und Weiher… aber noch führt kein Weg dahin. Echt nicht.
Ich bewundere die Eis- und Kaltwasserschwimmer, aber nach der Schilderung des Chlor-Huhns vom Besuch der Eiswasserschwimmerin Sabine Croci bin ich einmal mehr zu 100% davon überzeugt, dass das nichts für mich ist. Erwähnt hatte ich das ja in diesem Blog bereits. Also bleibt mir nur, am Ostersonntag meinen Blick über den Chiemsee schweifen zu lassen und am Ostermontag wieder meine Bahnen in der Halle zu schwimmen. Draußen ist es mir einfach zu kalt. Zwar sind Bäche, Flüsse und Seen vom Eise befreit, zwar hat sich der Winter in die rauen (bei Goethe noch mit „h“) Berge zurückgezogen, aber die sind verdammt nah. Und dort liegt auch noch Schnee, selbst auf den niedrigeren Hängen…
Der Wind pfeift, leise rieselt etwas Schnee. Nicht gerade das, was man sich unter frühlinghaftem Wetter vorstellt. Da bleibt eben nur der Spaziergang, und da ist es schon kalt genug. Winterjacken, dicke Schuhe, Schal und Mütte sind kein Fehler… so ganz anders als bei Goethe:
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
… und pünktlich am Dienstag nach Ostern setzt die Schönwetterperiode ein. Das war ja sowas von klar.
Eine Liste aller Beiträge der Serie Spazieren statt schwimmen gehen samt Verlinkung finden Sie auf der Unterseite Die Serien dieser Seite im Überblick.
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Ach lieber Lutz….. ich bin auch schon voller Hufe scharren, dass es wieder raus geht….. offensichtlich ist das dieses Jahr aber wirklich spät zum draußen schwimmen ……