Vatertag am Pullinger Weiher
Christi Himmelfahrt ist’s – oder von mir aus Vatertag.
Und alle sind sie wieder da: Die planschenden Kinder, die Schlauchboot-Kapitäne, die Nackten, die Sonnenanbeter, die Angler, die Radltour-Fahrer, die Beachvolleyball-Spieler, die Biergartenfreunde, die Schwimmer. Wir.
Und wir sind nicht die Einzigen, die durchs Wasser kraulen, ein knappes Dutzend zähle ich, zwei schwimmen mit Boje – einer davon bin ich.
Es ist schwer was los am Pullinger Weiher südwestlich von Freising, möchte man sagen.
Die Liegewiesen sind gut gefüllt, alle liegen schön brav auf Abstand. Man rottet sich nur mit den eigenen Leuten zusammen, ansonsten bleibt man auf Distanz. Im Wasser das Gleiche, wenn auch eher unbeabsichtigt. Die Einzigen, die nicht Abstand halten, sind ein etwa 6jähriger Junge und seine unwesentlich ältere Schwester auf einem aufblasbaren Stand-Up-Paddle-Board. Fast rumpeln wir zusammen. Die Kinder sind absolut nicht in der Lage, das Board zu manövrieren – allerdings auch nicht, damit Fahr aufzunehmen. Sie sind genauso erschrocken wie ich, als wir so dicht aneinander geraten. Aber anhand meiner Boje hätten sie natürlich sehen können, dass sich da wer im Wasser bewegt. Das Mädchen müht sich auf dem Board knieend, das Brett zu drehen. Aber sie hat keine Chance. Der Junge, der hinten auf dem Brett liegt und mit den Beinen im Wasser hängt, macht das Manövrieren nicht leichter. Aber es besteht nicht wirklich Gefahr, selbst eine Kollisoon mit so einem aufblasbaren Board hätte maximal zu Folge, dass es kippelt und das Mädchen ins Wasser fällt.
Ein knappes Dutzend Schwimmer nehme ich wahr, die meisten im Neo – nicht mitgezählt die Leute, die vielleicht 50 Meter schwimmen, umkehren und dann den Weiher verlassen. Denn das Wasser ist nach wie vor reichlich frisch, auch im flachen Uferbereich, dort, wo es fortwährend aufgewirbelt wird.
Einmal am Ufer entlang ist mein heutiger Plan, immer möglichst nah, denn jenseits der Freizeitanlage ist dort das Wasser komfortabel warm, fast schon zu warm für den Neo. Dann aber erwischt mich immer wieder eine kalte Stelle und ich bin froh, in der Gummipelle zu stecken.
Zugegeben: Ich bin bei weitem noch nicht bei dem Leistungsstand wie vergleichsweise vor einem Jahr, die 59 Tage haben Wirkung gezeigt. Die Trägheit der Masse ist noch immer erheblich, die Masse selbst auch.
Aber ich arbeite daran – Schritt für Schritt, Schwimmen für Schwimmen, was bekanntlich derzeit in Bayern nur im Freiwasser möglich ist. Derweil überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Freibäder wieder öffnen, hat sich Zuchtmeister Söder noch nicht bequemt, einen Hinweis zu geben, wann hier im Süden, in dem immer ums Verrecken ein eigener Weg gesucht und begangen werden muss, die Bäder wieder öffnen. Nämliches gilt übrigens auch für Kinos, Theater und Co. Aber Hauptsache, die Biergärten sind wieder geöffnet. Prioritäten setzen kann er. Leider bisweilen die falschen… Aber das ist ein anderes Thema.
So lange das Wetter mitspielt und die Wassertemperaturen – gerne auch mit Neo – angenehm sind, soll es mir recht sein. Ich mag es sowieso lieber, auch wenn es natürlich etwas aufwendiger ist, als eben mal am Freibad vorbeizufahren und daher sind die Besuche im Frühsommer am Weiher eher seltener.
Zwei Dinge fallen mir an diesem Vatertag 2020 auf und beide sind höchstwahrscheinlich der Corona-Lage geschuldet:
Der Fluglärm fehlt. Nicht, dass ich ihn vermissen würde, am nahegelegenen Flughafen ist der Betrieb ziemlich heruntergefahren, also donnern auch nicht unentwegt Maschinen über unser aller Köpfe hinweg. Das könnte von mir aus so bleiben, wird es aber wohl nicht. Einstweilen genieße ich allerdings die Ruhe.
Und es fehlen – was ich auch nicht vermisse – die Horden der vatertag-feiernden jungen Noch-Nicht-Väter, die breitbeinig und schwer alkoholisiert lallend und wankend durch die Lande ziehen, derweil ihre mobile Bluetooth-Box ohrenbetäubend irgendwelche Geräusche von sich geben, die sie selbst Musik nennen. Die Bollerwagen-Säufer am Vatertag, die sonst gerne solche Naherholungsgebiete heimsuchen, vermisse ich auch nicht – ich alter Spießer.
Spießer hin oder her; wenigstens bin ich Vater. Da müssen die erst mal hinkommen, bis auf ein paar Frühstarter und die, die zu blöde für den richtigen Umgang von Kontrarezeptiva sind.
Und nachdem einer der Angler am Ufer, der mich freundlich auf seine Schnüre hinweist, mir massig Respekt zollt, weil er bemerkt hat, dass ich den ganzen Weiher abgeschwommen bin, bin ich emotional wieder soweit hergestellt, dass ich es mit diesen bollerwagen-ziehenden Pickeln und ihren 2,3 Promille alle Mal wieder aufnehme. „Stark – Respekt, einmal um den ganzen Weiher, Wahnsinn. Das würde ich nie schaffen“, ruft er mir zu und wünscht mir weiterhin viel Spaß.
Den habe ich. Am Vatertag.
Platz da – für den grauen Wolf.
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Bei dem Wetter war Dein Ausflug allemal gesünder als eine Bollerwagen Tour unter Alkoholeinfluß.
Klasse.